Kriminalität:Wie die Münchner Polizei Einbrecher abschreckt

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  • Im Herbst steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche. Die Münchner Polizei nutzt diese Zeit traditionell dazu, um über Präventionsmaßnahmen aufzuklären.
  • Neben Fahndung, Ermittlung und Strafmaß sind es auch die Münchner selbst, die durch Aufmerksamkeit und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen zu einem Rückgang der Delikte beitragen.
  • Der Polizei stehen bei ihrer Arbeit inzwischen neue technische Möglichkeiten zur Verfügung - wie das Software-Programm "Precobs".

Von Günther Knoll

Am Mittwoch traf es ein Anwesen in der Werner-Schlierf-Straße in Obergiesing, wo gleich in drei Wohnungen eingebrochen wurde, am Dienstag raubten Täter aus zwei Wohnungen in der Königinstraße in Schwabing Schmuck und Bargeld: Kaum wird es später hell und früher dunkel, beginnt die Hochsaison der Wohnungseinbrüche. Die Münchner Polizei nutzt diese Zeit traditionell zu einer Woche, in der sie über Prävention aufklärt.

Und sie tut dies offenbar mit Erfolg: Denn neben Fahndung, Ermittlung und Strafmaß sind es auch die Münchner selbst, die durch Aufmerksamkeit und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen dazu beitragen, dass die Zahl der einschlägigen Delikte in der bayerischen Landeshauptstadt langfristig gesehen deutlich sinkt, wie Stefan Kastner sagt, der die Abteilung für Verbrechensbekämpfung im Münchner Polizeipräsidium leitet.

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Im Jahr 1995 wurden in München noch 200 Wohnungseinbrüche je 100 000 Einwohner verübt, 2017 sank diese Zahl auf 67. Um genau zu sein, waren es 1219 Einbrüche, die in Stadt und Landkreis München verübt wurden, ein Fünftel weniger als im Jahr 2016. Für 2018 kann das Polizeipräsidium noch keine konkreten Zahlen nennen, Kastner erwartet eine leichte Zunahme "im niedrigen zweistelligen" Bereich. Doch für ihn ist München im Vergleich zu anderen Großstädten damit sowieso eine Insel der Seligen.

In Hamburg zum Beispiel kamen im vergangenen Jahr auf 100 000 Einwohner 319 solcher Straftaten. Kastner macht kein Hehl daraus, dass es ihm recht ist, wenn die Einbrecher anderswo zugange sind. Seine Hoffnung: Wenn in anderen Städten genauso gegen sie vorgegangen werde wie in München, dann hätten es die meist berufsmäßigen Verbrecher generell schwerer.

Es geht nicht nur um den materiellen Schaden, den Wohnungseinbrüche bewirken, den Opfern wird auch das Sicherheitsgefühl geraubt. Oft leiden sie unter posttraumatischen Problemen wie Angst oder Schlafstörungen. Deshalb müsse man alles daran setzen, die Zahl der Delikte weiter zu minimieren, sagt Kastner. Wiewohl da in München schon viel getan wird: Das wird auch darin deutlich, dass es in der Hälfte der Fälle vom vergangenen Jahr nur beim Versuch blieb. Sicherheitsvorrichtungen an Türen und Fenstern machen es Einbrechern schwerer, für die entsprechende Installation gibt es sogar Zuschüsse vom Staat. Und auch Aufmerksamkeit ist gefragt, verdächtige Wahrnehmungen sollten sofort gemeldet werden. Über all das klärt die Polizei von Sonntag an bei ihrer Kampagne zum Einbruchsschutz auf.

Laut Kastner geht es insgesamt darum, "die Kosten-Nutzen-Rechnung der Täter zu beeinflussen". Wenn für einen Berufseinbrecher das Entdeckungsrisiko bei 20 Prozent liege, bedeute das, dass er bei jedem fünften Einbruch gefasst werden könnte. Der Polizei stehen bei ihrer Arbeit inzwischen neue technische Möglichkeiten zur Verfügung. So arbeiten die Münchner Beamten zum Beispiel mit dem Software-Programm "Precobs", das vorhersagt, in welchem Stadtgebiet und zu welcher Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit Einbrüche zu erwarten sind. Und auch die relativ hohen Strafen, die in Bayern für Wohnungseinbrüche verhängt werden, schrecken potenzielle Täter ab.

Und trotzdem geschieht es immer wieder, dass jemand nach Hause kommt und feststellt, dass in seiner Wohnung eingebrochen wurde. Profis haben es dabei meist auf Geld, Gold und Schmuck abgesehen, Beute, die sich relativ leicht transportieren und auch absetzen lässt. Reinhold Bergmann vom Dezernat für Einbruchskriminalität berichtete im Rahmen der Pressekonferenz von einer Einbruchserie Anfang 2018, die dank humangenetischer Spuren aufgeklärt werden konnte. Aufgrund einer an einem Tatort zurückgelassenen Jacke kam man zwei bereits älteren Profis aus Südosteuropa auf die Spur, die bei ihren Einbrüchen hauptsächlich im Münchner Westen mehr als 100 000 Euro Beute machten. Sie warten derzeit in Untersuchungshaft auf ihren Prozess.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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