Mit sehr emotionalen und kritischen Reden hatten die Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 bei der Gedenkfeier in Fürstenfeldbruck ein würdiges Gedenken und vollen Zugang zu allen Dokumenten über den Anschlag gefordert.
Olympia-Attentat 1972:Gedenken an die Toten
Auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 5. September 1972, haben palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen elf israelische Athleten als Geiseln genommen. An diesem Mittwoch gedenken zahlreiche Gäste vor dem Tower auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck dem Terror.
Die Reden zeigten am Tag danach Wirkung: Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), kündigte an, sich für eine Freigabe der Akten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) einzusetzen - er ist dessen Vize-Präsident. Ministerpräsident Horst Seehofer rief die Bundesregierung auf, auch alle deutschen Archive zu öffnen. Er konkretisierte zudem seinen Plan einer Gedenkstätte in München und kündigte eine rasche Umsetzung der Idee an.
Unmittelbar vor der Gedenkfeier am Mittwoch hatte Seehofer versprochen, dass für die Opfer des Attentats ein Gedenkraum nahe beim Olympischen Dorf eingerichtet werden wird. Im Mittelpunkt sollten ihre Biografien stehen, sagte Seehofer in seiner Gedenkrede auf dem Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst. An dem Konzept für die Gedenkstätte sollen die Stadt München, die Bundesregierung, die Israelitische Kultusgemeinde und der DOSB beteiligt sein.
Der Sportbund hat mittlerweile bestätigt, von der Staatsregierung Post bekommen zu haben. "Das ist ein wirklich angemessener Vorschlag, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse von 1972 nicht nur auf die Jahrestage zu beschränken, sondern fortdauernd zu gestalten", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach der SZ. Auch das IOC unterstütze die Idee. Bislang gebe es aber nur mehrere Terminvorschläge, hieß es seitens des DOSB.
Seehofer sagte der SZ, das Konzept solle "innerhalb weniger Monate" stehen. "Dann wird der Freistaat Bayern Tempo machen, dass der Gedenkraum auch errichtet wird." Bei den Kosten, die er nicht beziffern wollte, sehe er die "geringsten Probleme", er stellte sogar in Aussicht, dass der Freistaat den größten Anteil übernimmt. Eine Arbeitsgruppe unter Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) werde sich mit allen offenen Fragen nun befassen - auch mit dem Standort. Hier hielt sich Seehofer am Donnerstag bedeckt: Er sei gebeten worden, keine Vorgaben zu machen.
Olympia-Attentat 1972:Gedenken an die Toten
Auf den Tag genau vor 40 Jahren, am 5. September 1972, haben palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen elf israelische Athleten als Geiseln genommen. An diesem Mittwoch gedenken zahlreiche Gäste vor dem Tower auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck dem Terror.
Die CSU im Münchner Stadtrat hatte jüngst vorgeschlagen, den seit mehr als 20 Jahren stillgelegten ehemaligen Olympiabahnhof als Gedenkort zu nutzen. Für Ankie Spitzer, die Sprecherin der Angehörigen der ermordeten israelischen Sportler, kommt aber nur das Haus in der Connollystraße 31 in Frage. Dort begann die Geiselnahme, dort ermordeten die palästinensischen Terroristen die ersten beiden ihrer elf Geiseln.
Olympia-Attentat 1972:Das Ende der fröhlichen Spiele
Am 5. September 1972 nehmen palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen in München elf israelische Athleten als Geiseln. Der Befreiungsversuch der deutschen Behörden scheitert.
Diesen Ort favorisieren auch Münchens Alt-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel und der israelische Generalkonsul in München, Tibor Shalev Schlosser. Bereits unmittelbar nach den Spielen von 1972 hatte der Münchner Stadtrat Vogels Vorschlag diskutiert, das Mannschaftsquartier der ermordeten israelischen Sportler in ein "Friedenshaus" umzuwandeln.
Doch 1974 schenkte das Organisationskomitee der Spiele die vier Wohnungen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit der Auflage, sie einer "würdigen Verwendung" zuzuführen. Hier werden heute Gastwissenschaftler aus aller Welt untergebracht. Diese Art der "Völkerverständigung" würde man auch gerne weiter betreiben, sagt Elisabeth Träder vom Max-Planck-Institut für Physik, welches das Haus verwaltet. "Das Haus ist ja ein Ort des Gedenkens - eben der sanften Art." Die MPG-Zentrale teilte mit, dass an sie noch niemand herangetreten sei.
Auch in Fürstenfeldbruck gibt es bereits konkrete Überlegungen. In den nächsten fünf Jahren soll im Bereich des alten Towers eine Gedenkstätte mit musealem Anspruch entstehen. Landrat Thomas Karmasin sagte am Donnerstag, das sei der Auftrag, den er für sich und den Landkreis aus dem sehr emotionalen Gedenken mit Angehörigen und Überlebenden am Mittwoch mitnehme.
Bewegung kommt offenbar auch in die Frage, ob alle Akten zum Hergang des Attentats freigegeben werden. DOSB-Präsident und IOC-Vize Bach schloss sich im Gespräch mit der SZ der Forderung der Angehörigen an. "Diesen Ruf nach Aufklärung unterstütze ich voll", sagte Bach. Ministerpräsident Seehofer will sich persönlich bei Kanzlerin Angela Merkel dafür einsetzen, dass die Angehörigen der Opfer Zugang zu allen Ermittlungsakten bekommen.
Nach dem Ende der Gedenkveranstaltung sicherte er ihnen Unterstützung zu. "Ihr Hauptanliegen war, dass die Aufklärung über die Hintergründe umfassend und offen stattfindet", sagte er der SZ. Seehofer teilt zudem die scharfe Kritik von Vertretern des Zentralrates der Juden am IOC. "Ich habe überhaupt kein Verständnis, wenn das IOC nicht in der Lage ist, eine Gedenkminute einzulegen", sagte Seehofer. Thomas Bach wollte dies aber erneut nicht zusagen.