Flughafen München:Baby auf Toilette ausgesetzt

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Der S-Bahnhof am Flughafen wurde von der Polizei vorübergehend gesperrt. (Foto: Marco Einfeldt)
  • Am Münchner Flughafen ist auf einer Toilette ein Neugeborenes gefunden worden.
  • Das Baby wurde offenbar dort zur Welt gebracht und zurückgelassen.
  • Um die Mutter zu finden, wurde der unterirdische Bahnhof des Flughafens gesperrt, doch von ihr fehlt jede Spur.

Von Stephan Handel und Thomas Schmidt, München

Auf einer Toilette des Münchner Flughafens hat eine Passagierin am Donnerstagnachmittag einen Säugling gefunden und die Polizei alarmiert. Das Neugeborene musste unter laufender Reanimation mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Von der Mutter, die ihr Kind nach ersten Erkenntnissen der Polizei vermutlich in der Toilette zur Welt gebracht hatte, fehlt bislang jede Spur.

Eine Frau hatte das neugeborene Mädchen gegen 15.15 Uhr in einer Damentoilette im Großparkhaus P 20 beim Terminal 2 gefunden. Zufällig war zu diesem Zeitpunkt eine Streife der Bundespolizei in der Nähe, die von der Frau zur Hilfe geholt wurde, berichtet Peter Grießer vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. Das Neugeborene soll in einem schlechten Zustand gewesen sein und wie tot gewirkt haben - war aber noch am Leben. Es wurde mit einem Helikopter in ein Münchner Krankenhaus geflogen. Gegen 21 Uhr konnte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer schließlich berichten: "Das Mädchen hat gute Überlebenschancen."

Derzeit geht die Polizei davon aus, dass das Baby direkt in dem Flughafen-Parkhaus geboren wurde: "Die Umstände deuten darauf hin, dass der Säugling dort zur Welt gebracht und zurückgelassen wurde", erklärt Grießer. Der nähere Bereich rund um den Fundort wurde sofort abgesperrt, mehr als 40 Polizisten fahndeten dort und in den beiden Terminals nach der Mutter.

Gesamter Zugverkehr zeitweise gesperrt

Weil die Polizei den Verdacht hatte, dass die Frau den Flughafen möglicherweise mit einer S-Bahn verlassen haben könnte, stoppte sie den gesamten Zugverkehr und sperrte den unterirdischen Bahnhof des Flughafens etwa für eine Viertelstunde. Polizeibeamte schwärmten aus und durchsuchten die Züge. Doch trotz der schnellen Reaktion konnten sie die Mutter nicht ausfindig machen.

Auch auf den Vater gebe es derzeit keine Hinweise, so die Polizei.

Die Gleise wurden wieder freigegeben und die Fahndung im Flughafen fortgesetzt. Bis Donnerstagabend fehlte von der Frau jede Spur. Der Flugverkehr war von dem Einsatz nicht beeinträchtigt. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft Landshut übernahm die Kriminalpolizei Erding die Ermittlungen.

"Sehr gut videoüberwacht"

Die Polizei prüft nun, ob die Mutter womöglich von einer Kamera im Parkhaus oder im Terminal gefilmt worden ist. "Wir werten aus, ob es Aufnahmen gibt", erklärt Polizeisprecher Grießer. "Der Flughafen ist normalerweise sehr gut videoüberwacht."

Die Beamten hegen aber auch die Hoffnung, dass sich die Mutter vielleicht von selbst stellen könnte. Derzeit werde gegen sie wegen des "Verdachts der Aussetzung" ermittelt, erklärt Kammerer.

Der Fund des Mädchens erinnert an den Fall eines neugeborenen Kindes, das im August 2013 in einem Wohnhaus in München-Moosach ausgesetzt worden war. Eine Bewohnerin der Anlage hatte das Mädchen in einem Einkaufskorb im Treppenhaus gefunden mit einem Zettel: "Bitte kümmern Sie sich gut um sie. Ich kann nicht! Ein Tag alt und heißt Raquel." Das Kind überlebte, die Mutter aber wurde nie gefunden.

Im Mai 2010 hatten Spaziergänger eine Babyleiche in der Nähe des bayerischen Landtags entdeckt. Das tote Mädchen lag in Plastiktüten eingewickelt in einem Gebüsch. Auch in diesem Fall konnte die Mutter des Kindes nie ermittelt werden.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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