Maisach:Das nächste Windrad soll bei Rottbach entstehen

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Bislang gibt es lediglich zwei große Windräder im Landkreis - bei Malching und Mammendorf. In mehreren Gemeinden werden aber schon weitere Anlagen geplant. (Foto: Günther Reger)

Bei der Bürgerversammlung im Ortsteil Überacker macht Maisachs Bürgermeister Hans Seidl die bislang geheimen Vorbereitungen öffentlich. Die Bevölkerung soll sich an der Anlage beteiligen können.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Nach dreijährigen Vorbereitungen hinter verschlossenen Türen hat Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) am Mittwochabend die Pläne für weitere Windkraftanlagen in der Gemeinde veröffentlicht. So soll mindestens ein Windrad in einem Gebiet zwischen den Ortsteilen Rottbach und Prack gebaut werden. Bei Malching, in der Nähe des bei Galgen stehenden Windrads, ist ein weiterer Standort im Gespräch. Seidl gab diese Überlegungen bei der Bürgerversammlung für die Ortsteile Überacker und Rottbach bekannt.

Dass es ein "Prestige-Dings" für die Gemeinde sein könnte, wie es Thomas Forstner aus dem Publikum bezeichnete, wies Bürgermeister Hans Seidl zurück. "Es geht nur um unseren eigenen Bedarf, um eine stabile und bezahlbare Energieversorgung", sagte Seidl mit Blick auf die geplanten Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in der Gemeinde selbst. Die Landeshauptstadt München habe sich zwar in Norwegen in einen Offshore-Windpark eingekauft, suche aber genauso im Gemeindegebiet nach Grundstücken für Windkraft- und Photovoltaikanlagen. "Dafür ist mir unsere Landschaft zu schade", sagte Seidl, der Flächen lediglich für die Selbstversorgung der Gemeinde nutzen möchte. Die Versorgung mit erneuerbaren Energien aus dem Gemeindegebiet hat seiner Darstellung zufolge mittlerweile einen Anteil von 54 Prozent erreicht. Mit den derzeit geplanten Photovoltaikanlagen zwischen Maisach und Stefansberg sowie an der Bahnlinie bei Malching kämen noch einmal 26 Megawatt Leistung hinzu.

Wie groß die Leistung des Windrades bei Rottbach sein wird, ist noch nicht bekannt. Wohl aber, dass an dem Standort, der die 10-H-Abstandsregel erfüllt, eine Schwachwindanlage in Frage kommen dürfte, die deutlich größer sein dürfte, als die einzigen beiden Windräder bei Mammendorf und Malching. Die sind etwa 135 Meter hoch mit einem Durchmesser der Rotoren von 85 Metern. Zwischen Rottbach und Prack soll ein Turm entstehen mit einer Nabenhöhe von 180 und einem Rotordurchmesser von 110 Metern. An dem gefundenen Standort sei ein Windertrag vorhanden, erklärte Seidl die vorangegangenen Untersuchungen.

Wer näher am Windrad wohnt, dem stehen mehr Anteile zu

Die Vorbereitungen begannen vor drei Jahren, als der Standort ausgesucht wurde und der Gemeinderat in nicht öffentlichen Sitzungen den Investor auswählte. Zwischendurch sah es wohl so aus, als würde es nichts werden mit dem Windrad, weil seine Höhe das Radar für die Anflugzone des Flughafens München stören könnte. Dies sei aber ausgeräumt worden, sagte Seidl, so dass nun die Grundstücksverhandlungen laufen könnten. Was folgt, sind die Gutachten, ob das Windrad die Natur stört. Das kann dauern, und deshalb antwortete Seidl auf eine Frage aus der Bürgerschaft so: "Den Zeitrahmen kann man seriös nicht darstellen, allein das naturschutzrechtliche Verfahren ist ungewiss."

Wichtig sind dem Bürgermeister wie dem die Beschlüsse fassenden Gemeinderat, dass die Bürgerinnen und Bürger von nun an umfassend und vor den jeweiligen nächsten Entscheidungen aufgeklärt werden. Seidl kündigte in Überacker an, dass es während der Planungen und Beratungen drei Informationsveranstaltungen geben werde. "Wir werden das gemeinsam diskutieren." Wichtig ist ihm auch, dass nicht nur einer vom Ertrag der Stromerzeugung profitiert, sondern möglichst viele. Er hat dafür ein Beteiligungsmodell ausgearbeitet, nach dem diejenigen, die näher am Windrad wohnen, auch mehr Anteile an einer Betreibergesellschaft erwerben können.

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