Krieg in der Ukraine:Mahnwachen-Marathon

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Zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine hält Germering wieder eine Mahnwache ab. (Foto: Friedrich Lange/oh)

Ein Jahr, nachdem Russland die Ukraine überfallen hat, wird an verschiedenen Orten weiterhin an die Opfer dieses Kriegs erinnert. In Germering, Fürstenfeldbruck und Gröbenzell gibt es am 24. Februar besondere Veranstaltungen.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Ein Zeichen der Solidarität wollen sie setzen, und an das Leid erinnern, das der Krieg in der Ukraine über die Menschen bringt. In einigen Kommunen im Landkreis finden zum ersten Jahrestag des Überfalls Russlands auf das Nachbarland am 24. Februar besondere Veranstaltungen statt, in einigen gibt es seit Kriegsbeginn regelmäßige Mahnwachen, die auch fortbestehen, obwohl die Beteiligung daran inzwischen nachgelassen hat.

In Germering rufen alle im Stadtrat vertretenen Fraktionen zu einer Mahnwache am Freitag, 24. Februar, von 17.30 Uhr an am Kleinen Stachus auf. Damit wollen sie, wie Organisator Friedrich Lange von den Grünen erklärt, erneut "ihr Mitgefühl mit den Opfern des Angriffskriegs" ausdrücken.

Auch an die jungen russischen Soldaten soll gedacht werden

Aber nicht nur der Ukrainer, die ihr Leben, ihr Hab und Gut, ihre Heimat verloren haben, soll in Germering gedacht werden. Sondern auch der jungen russischen Soldaten, "oft junge wehrpflichtige Russen, die unfreiwillig zu Tätern wurden", wie es in der Ankündigung heißt. "Und wir fühlen mit den vielen Flüchtlingen, die sich nichts mehr wünschen, als dass sie möglichst schnell wieder als Familie vereint sicher in ihrem Land leben können."

Die erste derartige Mahnwache gab es in Germering zu Beginn des Kriegs, und es sei nie geplant gewesen sei, regelmäßig Mahnwachen abzuhalten, erklärt Lange. "Das Thema ist ja ohnehin präsent."

Wöchentliche Mahnwachen mit anfangs hunderten Teilnehmern und prominenten Rednern wie dem ukrainischen Botschafter in Österreich gab es bis kurz vor Pfingsten vorigen Jahres auf dem Hauptplatz in Fürstenfeldbruck. Die Mahnwachen gingen auf eine Initiative von Judith Schacherl von den Jungen Grünen und Gina Merkel zurück und wurden von allen Stadtratsfraktionen unterstützt. Dann aber seien immer weniger Menschen gekommen, berichtet CSU-Stadtrat Andreas Lohde.

Hunderte Menschen zeigen anfangs jeden Freitag in Fürstenfeldbruck ihre Solidarität mit der Ukraine, doch dann nehmen die Teilnehmerzahlen ab. (Foto: Leonhard Simon)

Bis Ende November habe man sich daher einmal im Monat getroffen. Und nun gebe es zum Jahrestag des Kriegsbeginns eine besondere Veranstaltung, um der Opfer zu gedenken. "Wir wollen das Bewusstsein wachhalten, dass Krieg in Europa ist", sagt Lohde. Dazu gibt es ein Theaterprojekt, aufgeführt wird im Stadtsaal das Edigna-Stück über die selige Edigna, die Tochter der Anna von Kiew, die vor einer Zwangsehe nach Puch flüchtete.

"Solidarität ist ein Marathon"

Zur Aufführung ist bereits eine Delegation aus der ukrainischen Hauptstadt angereist, darunter Anna Starostenko, stellvertretende Leiterin der Kiewer Stadtverwaltung. Im Anschluss wird erneut eine Mahnwache zum Gedenken an die Opfer abgehalten. Wie es danach weitergeht, müsse man mit den Fraktionen besprechen, sagt Lohde. "Solidarität ist kein Sprint, sondern ein Marathon", die Organisation sei mit Aufwand verbunden.

In Olching trifft sich seit dem 27. Februar 2022 regelmäßig ein Kreis von Friedensbewegten um Manfred Kerber auf dem Nöscherplatz. Anfangs kamen sie jeden Tag zusammen, seit dem Pfingstmontag 2022 treffen sie sich immer montags, um von 19 bis 19.30 Uhr schweigend auf die Gräuel des Kriegs aufmerksam zu machen, mit ukrainischen Flaggen und der Pace-Flagge.

Schweigendes Gedenken auf dem Olchinger Nöscherplatz. (Foto: Leonhard Simon)

Ebenso wie Lange entstammt Kerber der Friedensbewegung der Achtzigerjahre, die beiden sind 68 und 67 Jahre alt und waren bei den großen Demonstrationen in Bonn dabei, als Hunderttausende gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstrierten. Nach dem Überfall auf die Ukraine einfach nichts zu machen, das sei für ihn nicht infrage gekommen, sagt Kerber, und so habe er Bekannte und Freunde angeschrieben.

Kamen anfangs bis zu 40 Leute zu den Olchinger Mahnwachen, so treffen sich nun nur noch etwa zehn Menschen, die meisten sind Kerber zufolge im eher fortgeschrittenen Alter. Dass keine jungen Leute dabei sind, bedauert der frühere Berufsschullehrer. "Das ist wohl eher unsere Form des Protests - der Ü60er", sagt er. Auch die Olchinger gedenken aller Opfer des Kriegs, auch der russischen. "Es gibt viel Leid in der Ukraine. Krieg sollte doch heute nicht mehr die Lösung sein", sagt Kerber.

Weitermachen, bis Frieden ist?

"Wie machen wir weiter? Bis Frieden ist?", fragt er. Das werde die Gruppe in der nächsten Zeit besprechen. Mit der langen Dauer des Kriegs habe man nicht gerechnet. Beantragt sind die Mahnwachen erst einmal bis Ostern. Etwas länger, bis Mai haben die Organisatoren der Gröbenzeller Veranstaltungen eine Genehmigung für ihre Zusammenkünfte am Bahnhof Süd, wie Ariane Zuber vom Bund Naturschutz erklärt.

Der BN veranstaltet die Mahnwachen gemeinsam mit den Grünen, anfangs wöchentlich, seit September einmal pro Monat. Von 18 bis 18.30 Uhr kommen die zehn bis 15 Teilnehmer zusammen, ebenfalls überwiegend Ältere, auch wenn Zuber zufolge ein junges Mädchen sehr regelmäßig kommt. Zum Jahrestag am Freitag wird eine Augenärztin aus Charkiw auftreten, die im März nach Gröbenzell geflüchtet ist. Sie werde die ukrainische Nationalhymne singen, kündigt Zuber an.

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