Landgericht München:Prozess wegen versuchten Totschlags

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Nach einem Streit in einer Olchinger Bar soll ein 22-Jähriger einen Jugendlichen mit einem Messer schwer verletzt haben. Auch zwei Freunde des Anklagten müssen sich vor Gericht verantworten

Von Andreas Salch, München/Olching

Bevor Fred M. ( Name geändert) in Untersuchungshaft kam, habe er, wie er sagt, Drogen für die "gute Laune" konsumiert. Alkohol sei für ihn "Stimmungsmacher" gewesen. Mitunter, so der 22-jährige Kellner, habe er bei der Arbeit acht bis zehn Bier getrunken, manchmal sei es "sogar ein bisschen mehr" gewesen. Doch der vermeintliche "Stimmungsmacher" macht ihn auch "schnell reizbar", wie er einräumt. Seine Reizbarkeit unter Einfluss von Alkohol hat Fred M. schon einige Vorstrafen eingebracht, unter anderem wegen Körperverletzung, Diebstahl und Beleidigung.

Seit Donnerstag muss sich M. erneut vor Gericht verantworten. Diesmal ist er vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II wegen versuchten Totschlags angeklagt. Es geht um eine Auseinandersetzung mit anderen Jugendlichen, die in der Nacht vom 4. auf den 5. November vergangenen Jahres in einer Bar in Olching begonnen haben soll und später, als M. und das mutmaßliche Opfer, das Lokal bereits verlassen hatten, auf der Straße weitere eskalierte.

Fred M. soll dabei einem 28-Jährigen ein Einhandmesser mit einer Klingenlänge von fünf bis sieben Zentimetern "wuchtig in den oberen Rücken" gestoßen haben, wie es in der Anklage der Staatsanwaltschaft heißt. Der 28-Jährige erlitt unter anderem eine Verletzung an der Lunge, verlor rund drei Liter Blut und habe sich "zeitweise in konkreter Lebensgefahr" befunden. Die inneren Blutungen hätten nur durch "mehrere Notoperationen" gestillt werden können. Fred. M. hat an die mutmaßliche Tat so gut wie keine Erinnerung mehr. Er sei zu betrunken gewesen, sagte der 22-Jährige beim Prozessauftakt.

Neben M. auf der Anklagebank sitzen zwei seiner Freunde. Claus F., 19 und der 22-jährige Nedim Z. ( Namen geändert). Auch sie sollen sich an der Auseinandersetzung beteiligt haben. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die beiden jeweils Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben.

Laut den Ermittlungen soll es zwischen den drei Angeklagten und einer achtköpfigen Gruppe in der Bar zunächst "mehrfach zu verbalen Auseinandersetzungen" gekommen sein. Auch nachdem sämtliche Beteiligte das Lokal verlassen hatten, sei der Streit auf der Straße davor weitergangen und soll sich immer weiter zugespitzt haben. Fred M. soll als erster mit der Faust auf einen jungen Mann aus der anderen Gruppe eingeschlagen haben - es war der 28-Jährige, den er im weiteren Verlauf angeblich mit einem Messer attackierte.

Das mutmaßliche Opfer soll zum Zeitpunkt der ersten Attacke mit seinen Bekannten schon in einem Sammeltaxi gesessen sein. Doch Fred M. habe sich in den Weg gestellt, so dass es nicht losfahren konnte. Nachdem der 28-Jährige und zwei seiner Begleiter ausgestiegen waren, soll diese von den Angeklagten mit Fäusten traktierte worden sein. Fred. M. sagte bei seiner Vernehmung, er sei weggelaufen, habe dann aber einen Schlag abbekommen. "Ab da kann ich mich an fast nichts mehr erinnern." Ein Urteil in dem Prozess wird für Ende November erwartet.

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