Neue Serie: Kommunalwahl in ... (4):Endlich Stadt Olching

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Olching hat den begehrtesten Titel für eine Kommune erhalten und in der Kinderbetreuung einiges erreicht. Doch in den vergangenen sechs Jahren gab es auch diverse strittige Themen.

Von Friederike Zoe Grasshoff

19. Juni 2011, fast 2000 Menschen tummeln sich im Festzelt, als Olching offiziell zur Stadt erhoben wird. "Stadt wird nicht die Verwaltung, Stadt wird nicht der Bürgermeister, Stadt werden wir alle." Mit diesen Worten kommentierte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) den Übergang von Bayerns bevölkerungsreichster Gemeinde zur Stadt.

Selbst wenn diese Erhebung nur mit marginalen Veränderungen einherging - die Gemeinderäte durften sich fortan Stadträte nennen, die Ortsschilder wurden ausgetauscht -, dieses Datum ist den Olchingern sicherlich in Erinnerung geblieben.

Doch wie geht ein Ort damit um, Stadt zu sein? Noch dazu eine rasant wachsende: Lebten 2002 etwa 18 300 Einwohner in der Gemeinde, waren es im Oktober vergangenen Jahres bereits 26 490 Einwohner. Das hat Konsequenzen. Für den Verkehr, die Betreuungssituation, die Stadtentwicklung. Der Wohnraum in Olching ist knapp und teuer, der Schuldenstand liegt bei elf Millionen Euro, im vergangenen Jahrzehnt hat die Stadt viele Arbeitsplätze verloren.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hoffen Magg und die Mehrheit im Stadtrat auf einen Boom an der Bundesstraße 471. Dort entsteht ein Gewerbegebiet. Der Gewerbepark soll höhere Gewerbesteuereinnahmen erbringen - und mehr Arbeitsplätze. Bereits 80 Prozent der Flächen seien verkauft, sagte Magg kürzlich in einer Stadtratssitzung. Zudem sollen insgesamt 500 Arbeitsplätze entstehen.

Wie bei anderen großen Projekten waren sich SPD und CSU einig und setzten sich gegen Freie Wähler (FW) und Grüne durch, der Bebauungsplan wurde Ende 2011 beschlossen. Neben der Mittelschule samt Mehrzweckhalle ist der Gewerbepark das zweite gemeinsame Projekt von Christsozialen und Sozialdemokraten. Die Parteien arbeiten im Stadtrat so eng zusammen, dass die CSU schon daran dachte, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Schließlich ging man doch mit einem eigenen Mann ins Rennen, Siegfried Feller.

Heftig umstritten war in Maggs Amtsperiode der Bau der neuen Mittelschule im Schwaigfeld samt Mehrzweckhalle. Das etwa 20 Millionen Euro teure Projekt ist fast drei Jahre lang vorbereitet worden, Ende August 2012 erfolgte der Spatenstich, 2014 sollen die etwa 200 Schüler umziehen. Mit der Debatte im Stadtrat über das Für und Wider einer solchen Investition ging auch eine öffentliche Debatte einher, weit über Olchings Grenzen hinaus.

Nach dem Amoklauf von Winnenden 2009 war es der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln, dass der Olchinger Schützenverein "Gemütlichkeit" ein Schützenheim als Anbau an die neue Mittelschule im Olchinger Schwaigfeld durchsetzen wollte. Der Stadtrat billigte schließlich mit Ausnahme der Fraktion der Grünen das Bauprojekt.

Seit November 2001 befassten sich Stadtpolitiker wiederholt mit einer Umgehungsstraße. Sie ist das zentrale Thema in Sachen Verkehrspolitik und war unter lange Zeit umstritten. Im Juli 2012 kippte das Verwaltungsgericht München in einem Urteil die Baugenehmigung für die Straße. Die Straße zwischen Eichenau und Olching erfülle nicht mehr die Funktion einer Staatsstraße, daher seien die Planungen hinfällig, hieß es. Die Revisionsverhandlung steht noch aus.

Im Juni 2013 einigte man sich nach langem Ringen auf einen Kompromiss bei der Paulusgrube, einem Areal gegenüber dem S-Bahnhof. Auf dem Gelände soll eine Mélange aus Gewerbe, Wohnen und öffentlicher Nutzung entstehen. Derweil ist der diskutierte Neubau des Rathauses umstritten. Während die CSU strikt dagegen ist, plädieren SPD und FW für ein Gebäude der Stadtverwaltung an diesem Ort.

Was planen die Parteien für die kommenden sechs Jahre? Im Fall einer Wiederwahl will Magg die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt vorantreiben, neben dem Gewerbegebiet in Geiselbullach soll die Stadtmitte gestärkt werden. Als Erfolge seiner Amtszeit wertet Magg Investitionen in die Infrastruktur, vor allem in die Bereiche Bildung, Betreuung und zugunsten der Vereine. Für die Zeit von 2014 bis 2020 geht es der SPD laut Wahlprogramm unter anderem um Bürgerbeteiligung und um bezahlbares Wohnen.

"Immer größer ist nicht immer besser", schreibt die CSU in ihrem Programm. Der Ortsverband will den Zuzug begrenzen, Ausnahmen sollen nur bei Einheimischen-Modellen gemacht werden. Außerdem möchte die CSU das Ortsbild weiterhin verschönern. Den Gewerbepark feiern die Christsozialen als Erfolg, weitere Gewerbegebiete sollen jedoch nicht ausgewiesen werden.

Die FW setzen in ihrem Wahlprogramm, wie die FDP, auf Bürgerbeteiligung bei der Ortsentwicklung, zudem soll das Kulturangebot durch personelle Verstärkung ausgebaut werden. Die Remise neben dem Kom soll nutzbar gemacht werden. Wie die SPD möchte FW-Bürgermeisterkandidatin Ruth Busl bezahlbaren Wohnraum schaffen. In der Bildungspolitik plädieren die FW für eine Realschule in Olching.

Die FDP setzt in ihrem Wahlprogramm auf eine "Kleinstadt mit Flair", Stichworte sind eine verkehrsberuhigte Innenstadt wie die Schaffung von Arbeitsplätzen in Olching, um kürzere Wege zur Arbeit zu ermöglichen. Bürgermeisterkandidat Andreas Teichmann möchte daher Gewerbeansiedlungen fördern.

Auch wenn Olching seit nunmehr fast drei Jahren den Status einer Stadt genießt, in den kommenden sechs Jahren wird sich zeigen, ob man dem Wachstum und den damit verbundenen Herausforderungen gewachsen ist.

© SZ vom 25.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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