Berufswettbewerb Landwirtschaft:Erbsen oder Bohnen, Goethe oder Busch?

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Futtermittel, Sämereien und Werkstoffe gilt es beim Berufswettbewerb der angehenden Landwirte zu bestimmen. (Foto: Jana Islinger)

Bei einem Berufswettbewerb in Fürstenfeldbruck müssen angehende Landwirte ihr Fachwissen genauso beweisen wie ihre Allgemeinbildung. Was sie gefragt werden und wie sie sich darauf vorbereiten.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Sind das nun Erbsen oder Sojabohnen? Weizen, Hafer oder Dinkel? Man müsse schon ganz genau hinschauen, sagt Valentina Hübner aus Hebertshausen bei Dachau, um die kleinen graugelben Erbsenkörner von den ebenso großen und ebenso graugelben Sojabohnen unterscheiden zu können. Die Bohnen sind etwas länglicher, die Erbsen ein bisschen geriffelt, erklärt Hübner.

Die Bestimmungsübung ist Teil des Berufswettbewerbs im Grünen Zentrum in Puch für landwirtschaftliche Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr. Alle zwei Jahre findet er statt, abwechselnd mit dem forstlichen Wettbewerb, bei dem die jungen Leute zeigen können, dass sie mit den Arbeiten im Wald vertraut sind. Die Teilnahme an beiden Wettbewerben ist verpflichtend, um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, Noten gibt es aber nicht.

Bei der Bestimmungsübung geht es darum, 20 wichtige Werkstoffe, Saatgut und Futtermittel zu erkennen. In durchsichtigen Plastikbehältern liegen außer den Erbsen und Bohnen beispielsweise Zuckerrübenschnitzel oder die Samen von Ölrettich und Alexandrinerklee, beides kleine dunkelbraune Kügelchen, dazwischen Holz- und Metallstücke. Bei manchem muss man den Deckel abmachen und in die Box hineinriechen oder probieren, um die richtige Antwort zu finden, der Prüfer ermutigt die jungen Leute dazu. Dass in einer Box Salz ist und kein Zucker, merkt man eben nur, wenn man probiert.

Handwerkliches Geschick ist ebenso gefragt wie Fach- und Allgemeinwissen. (Foto: Jana Islinger)

Man müsse sich eben gut konzentrieren, sagt Valentina Hübner, dann gehe das schon. Für die 21-Jährige ist die landwirtschaftliche schon die zweite Ausbildung. Zunächst habe sie Zahnarzthelferin gelernt, berichtet sie. Aber es gefalle ihr doch besser, selbständig zu sein statt angestellt. Und sie könne wahrscheinlich auch den elterlichen Bio-Hof in Hebertshausen übernehmen. Überdies sei der Beruf des Landwirts sehr vielfältig, "das kann man mit keinem anderen Beruf vergleichen", sagt die junge Frau.

So vielfältig wie der Beruf ist auch der Wettbewerb. Zunächst wird schriftlich Wissen abgefragt - Fachwissen ebenso wie Allgemeinwissen. 15 Knochen am Skelett einer Kuh oder die Disziplinen des Leichtathletik-Zehnkampfs benennen, Milchfieber erklären und den Autor von "Max und Moritz" kennen - war das nun Goethe oder doch Wilhelm Busch? - solche Fragen seien drangekommen, sagt Hübner. Speziell vorbereitet habe sie sich nicht, ebenso wenig wie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Man wisse ja auch nicht, was drankomme.

Beim Zusammenbauen einer Steckerverbindung beweisen die junge Leute handwerkliches Geschick. (Foto: Jana Islinger)

An einer weiteren praktischen Station gilt es, eine defekte Steckerverbindung zu reparieren, wie sie etwa zwischen einem Schlepper und einem Anhänger besteht. Solche Dinge reparierten Landwirte auch im Alltag selbst, erklärt Rainer Thoma, Bildungsberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck (AELF).

Das Amt ist für die drei Landkreise Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg am Lech zuständig, und aus diesen kommen auch die 44 jungen Männer und Frauen, die am Berufswettbewerb teilnehmen. Sie sind zwischen 16 und Anfang 20, neben den Azubis sind auch einige junge Leute dabei, die ein duales Studium absolvieren.

Manche sind Seiteneinsteiger

Nicht alle stammen aus einem Bauernhof. Der Fürstenfeldbrucker Michael Ginzky, 20, ist so ein Seiteneinsteiger. Er macht seine Ausbildung auf dem Puchheimer Unglert-Hof. Einen Stecker habe es dort noch nicht zu reparieren gegeben, sagt er, "aber das meiste bekommt man im Lauf der Zeit mit".

Mit seinen Ergebnissen ist der junge Mann ganz zufrieden. "Alles kann man nie wissen", sagt er, "aber es hat schon gepasst". Bei der Power-Point-Präsentation, bei der es galt, den Ausbildungsbetrieb vorzustellen, sei er ein bisschen aufgeregt gewesen. Andererseits: "Das machen wir ja auch dauernd in der Schule."

Mit den Ergebnissen der jungen Leute sind Rainer Thoma und Barbara Resele, ebenfalls zuständig für Bildung und Beratung, zufrieden. "Das ist ein guter Jahrgang", erklären sie übereinstimmend.

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