Grafrath:Stimmgewaltige Aufführung zum Gründungstag

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Die Aufführung der Carmina Burana in der Schulaula am Samstag unter Leitung des Chorgründers Thomas Gropper. (Foto: Günther Reger)

Der Kulturverein Sankt Rasso feiert das 20-jährige Bestehen mit den Arcis-Vokalisten und den Carmina Burana. Damit wird auch an den vor 40 Jahren verstorbenen Carl Orff erinnert.

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Kulturverein Sankt Rasso in Grafrath hat sich anlässlich seiner Gründung vor 20 Jahren mit einer Aufführung der "Carmina Burana" selbst ein großes Geschenk gemacht und dieses mit dem Andenken an dessen Schöpfer, Carl Orff, verknüpft. Der Komponist und Musikpädagoge, der sich immer wieder bei seinen Großeltern und später bei seiner Tochter Godela in Grafrath aufhielt, ist am 8. Juli vor 40 Jahren gestorben. Die Vorsitzende Maria Leitenstern-Gulden erinnerte daran, dass "Orff mit den Buben im Dorf gespielt und in der Kirche St. Mauritius des Öfteren auf der Orgel geübt" habe . Für die Aufführung der Fassung für Soli, zwei Klaviere und Schlagwerk hatte die Vorsitzende des Jubiläumsvereins den seit 2005 bestehenden Projekt-Chor "Arcis-Vokalisten" aus München gewonnen, der stimmgewaltig und kraftvoll mit Trommeln, Pauken, Becken und Triangel Orffs bekanntestes Werk in Szene setzte und dafür mit anhaltendem Applaus belohnt wurde.

Der Komponist besuchte einst regelmäßig Großeltern und Tochter Godela in Grafrath

"Welche Energie muss in dem Mann gesteckt haben, dass er so ein mitreißendes und eindringliches Musikstück schaffen konnte", merkte Helga Wagner-Eckhardt an. Die 85-jährige Grafratherin hatte Orff persönlich gekannt und dessen Musik als Kind als "Geräusch" empfunden. Geleitet wurde die Aufführung von Chorgründer Thomas Gropper, der daran erinnerte, dass Orff schon 40 Jahre alt war, als er einen Abdruck der 1803 in der Klosterbibliothek Benediktbeuern gefundenen Sammlung von Texten in der Hand hielt, die in einer bildhaften Sprache vom Lebensgefühl der Menschen im Mittelalter berichten sowie Klagen über die Vergänglichkeit des Lebens, über die angebliche Verderbtheit von Kirche und Welt, Spottverse und Parodien sowie ausgelassene Trink- und Spielerlieder und vor allem eine große Zahl zarter bis frivoler Frühlings- und Liebesgedichte beinhaltet. Nach Thomas Groppers Worten hat Orff nach der erfolgreichen Uraufführung im Jahre 1937 seinem Verleger mitgeteilt, dass er alles, was er bis dahin geschrieben hatte, einstampfen könne, denn "mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke!"

Der Verein wurde gegründet, um die Wiedereröffnung der Wallfahrtskirche zu feiern

Für den Kulturverein Sankt Rasso sei es eine Selbstverständlichkeit, an den zumindest zeitweiligen Grafrather zu erinnern, sagte Maria Leistenstern-Gulden und erinnerte daran, dass der Verein 2002 von elf Grafrathern aus der Taufe gehoben wurde, um für die Wiedereröffnung der Wallfahrtskirche zum Heiligen Rasso nach der umfassenden Innenrenovierung 2001 bis 2004 ein Fest vorzubereiten. Ziel sei es unter anderem gewesen, den Ortsheiligen, der früher von vielen Menschen vor allem bei sogenannten Steinleiden angerufen worden sei, wieder in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu rücken. Dass der Verein dann das Historienspiel "Rasso-Dux Bavariae" mit 150 Laienschauspielern und einigen Pferden aufführen konnte, war laut der Vorsitzenden "eine Meisterleistung, die rund 4000 Besucher begeisterte".

Ein extra gebildeter Arbeitskreis habe sich damals um die Organisation, den Bühnenaufbau und um Kostüme gekümmert, die zum Teil vom Passionsspielverein Oberammergau ausgeliehen worden seien. Nach dem Fest zur Widereröffnung hatte der Verein laut Leitenstern-Gulden "seinen Zweck eigentlich erfüllt", der Vorstand habe aber beschlossen, zukünftig das kulturelle Leben in Grafrath mitzugestalten und den Satzungszweck entsprechend zu erweitern. Seither organsiert der Verein Konzerte, Ausstellungen und Führungen zu den Villen im Ort und in der Rassokirche. Eine große Leistung des Vereins, der aktuell knapp hundert Mitglieder zählt, ist auch die Ausarbeitung eines insgesamt 75 Kilometer langen Rasso-Pilgerweges rund um den Ammersee. Schließlich sei in drei Mirakelbüchern festgehalten, dass Rasso zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert die Hilferufe Gläubiger aus der ganzen Region erhört habe.

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