Fürstenfeldbruck:Jäger erlegen mehr Wildschweine

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Die Zahl der getöteten Tiere steigt auf 687. Das liegt daran, dass es immer mehr Schwarzwild in den Wäldern des Landkreises gibt. Aber auch die Landwirte üben zunehmend Druck aus

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Zum ersten Mal seit Jahren haben die Jäger im Landkreis wieder mehr Wildschweine erlegt. Mit Ablauf der Jagdsaison 2017/2018 betrug die sogenannte Strecke, also die Zahl der getöteten Tiere, 687. Zur vorherigen Jagdsaison ist das eine deutliche Steigerung, 2016/2017 waren es etwa 450 gewesen. Kreisjagdberater Rainer Grüter aus Egenhofen führt dies zum einen auf die immer weiter wachsende Zahl an Wildschweinen zurück, zum anderen aber auch auf den Druck, den die Jäger von den Landwirten bekämen.

Für Jäger wie Rainer Grüter wäre ein solches Wildschwein in idealer Schussposition. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

"Es geht auf den Geldbeutel", sagt Rainer Grüter und fügt zur Erklärung an, dass die Jäger, die die Reviere von einer Jagdgenossenschaft - das sind in der Regel Landwirte - pachten, die vom Schwarzwild angerichteten Schäden ausgleichen müssten. Im Landkreis Fürstenfeldbruck könnten die Jäger mit den Verpächtern aber immer noch über die Schadenssummen reden, sie seien bei Weitem nicht so hoch wie etwa in Nordbayern. Dort müssten Jäger manchmal mehr für den Schadensausgleich bezahlen als für die Pacht. In neueren Pachtverträgen werde diese Problematik berücksichtigt und die Höchstsumme gedeckelt. Grüter meint im Vergleich zu anderen Regionen in Bayern, dass der Landkreis mit seinem Schwarzwildbestand "auf der Insel der Glückseligen" liege.

Und tatsächlich haben in der Jagdsaison 2018 die Jäger in den vier Hegegemeinschaften des Landkreises so viel Schwarzwild erlegt wie nie zuvor. (Foto: Günther Reger)

Dass die Jäger immer häufiger Glück haben und einen Keiler, eine Bache, die zweijährigen "Überläufer" und Frischlinge erwischen, hängt auch damit zusammen, dass es für Wildschweine keine Schonzeit mehr gibt. "Sie dürfen ganzjährig bejagt werden, außer die Bache hat Frischlinge", so Grüter, dann gelte ein viermonatiger "Mutterschutz". Der Jäger dürfe erst dann wieder auf eine Sau anlegen, wenn die Frischlinge keine Streifen mehr im Fell haben. Doch mit Einbruch der Dunkelheit, wenn die Wildschweine besonders aktiv werden, könne man oft die Färbung des Fells nicht unterscheiden. Treffe der Jäger dann eine Muttersau, die mit Frischlingen unterwegs sei, begehe er eine Straftat. Allerdings gibt es seit Dezember vergangenen Jahres nach Auskunft aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium auch einen finanziellen Anreiz, auf die Schwarzwildjagd zu gehen. Pro erlegtem Wildschwein wird eine "Aufwandsentschädigung" von 20 Euro bezahlt.

Auch das Wild stehe unter Druck, so Grüter, nämlich unter Jagddruck. So vermehrten sich die Wildschweine das ganze Jahr, die männlichen Schweine machten sich schon über Frischlinge her. "Die sind frühreif, das merkt der Keiler." Da ohnehin das Nahrungsangebot durch den Mais immens sei, könnten viel mehr Tiere als früher überleben. Hinzu kommt, dass Buchen und Eichen sich gegen die Klimaänderung wehren und mehr Früchte produzieren. Die Folge: Eichelmast und Bucheckernmast, da ließen die Sauen alles andere stehen. Zum Beispiel Mais, der an den Kirrungen, den Stellen, an denen Jäger das Schwarzwild anlocken wollen, ausgebracht wird. "Den rührt in der Eichelmast kein Schwein an", sagt der Kreisjagdberater.

Druck üben aber nicht nur die Landwirte aus, drängende Hinweise kommen auch aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium. Dort ist man höchst besorgt um den Bestand an Hausschweinen, einem großen Wirtschaftsfaktor. Denn die Schweinezuchten werden von einem Virus bedroht, das von Wildschweinen über große Strecken weiterverbreitet wird: die Afrikanische Schweinepest (ASP). Von den baltischen Staaten, Polen und Tschechien breitet sich der Erreger nach Westen aus. Die bislang nur für Schweine tödlich verlaufende Seuche kann aber auch durch Menschen indirekt an Tiere übertragen werden, wenn zum Beispiel Jäger mit dem Blut infizierter Tiere in Berührung kamen, zum Beispiel beim Ausnehmen, oder Autos durch Gebiete fuhren, in denen ASP-Viren verbreitet sind. Sollte die Schweinepest im Landkreis ausbrechen, dann wäre nicht nur der Hausschweinbestand gefährdet, auch das Fleisch des Schwarzwildes sei dann nicht mehr vermarktbar, so Grüter. Wildschweinfleisch sei sehr beliebt, so der bayerische Jagdverband, besonders Burger vom Wildschwein gehörten zu den Grillspezialitäten.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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