Fürstenfeldbruck:Katholische Pfarrer wählen neuen Dekan

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Wie soll die katholische Kirche in die Zukunft gehen? Das Foto zeigt das Seitenschiff der Pfarrkirche in Olching. (Foto: Johannes Simon)

Der Nachfolger des verstorbenen Martin Bickl soll im Januar bestimmt werden. Auf diesen kommen wegen des Priestermangels wohl weitreichende Änderungen zu.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Etwas ältere Kirchenbesucher, und das sind die meisten, werden sich noch gut daran erinnern, dass früher einmal ein Pfarrer für eine katholische Pfarrei zuständig war. Inzwischen betreut ein Pfarrer in der Regel in einem Pfarrverband vier bis fünf. In acht Jahren, also von 2030 an, soll es für einen Pfarrverband nur noch eine halbe Pfarrstelle geben. Das heißt, ein Pfarrer würde sich dann um bis zu acht oder sogar zehn Pfarreien kümmern müssen. Wegen des sich abzeichnenden noch größeren Priestermangels sieht das der künftige Stellenplan des Ordinariats so vor.

Zahl der Dekanate soll halbiert werden

Für diese Zeit werden schon jetzt die Weichen gestellt. Zum Beispiel wird im Erzbistum München mit den Gremien von Hauptamtlichen und Laien über eine Verringerung der Zahl der Dekanate von derzeit etwa 40 auf möglicherweise nur noch 18 diskutiert. Ziel dieser Reform ist laut einem Pressesprecher des Ordinariats eine stärkere Vernetzung der Seelsorgeeinheiten, um so die Voraussetzungen für eine bessere Kooperation auf überörtlicher Ebene zu schaffen und das Zusammenwirken der Akteure an der Basis zu stärken.

Noch befindet sich die Reform in der Abstimmungs- und Planungsphase. Nach derzeitigem Stand der Debatte, soll jedoch das Dekanat Fürstenfeldbruck in seinem jetzigen Bestand erhalten bleiben. Überlegungen, die Germeringer Pfarreien vom Pasinger ins Brucker Dekanat zu verlegen, wurden verworfen. Noch werden dessen acht Pfarrverbände und dessen einzige verbliebene Einzelpfarrei Sankt Johann Baptist in Gröbenzell von einem Priester geleitet. Daran soll sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Der Pfarrverband Eichenau-Alling wird seit dem Tod von Pfarrer Martin Bickl im September zwar noch für eine Übergangszeit von einem Kaplan betreut, die Pfarrstelle wird laut Auskunft des Ordinariats aber demnächst ausgeschrieben und soll im ersten Halbjahr 2023 mit einem Pfarrer besetzt werden.

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Mehr Aufgaben für Laien

Wie der stellvertretende Fürstenfeldbrucker Dekan und Mammendorfer Pfarrer Wolfgang Huber auf SZ-Anfrage erklärte, müssen sich die Katholiken langfristig auf personelle Veränderungen einstellen. Wegen des Priestermangels sehe es langfristig finster aus, sagt er. Das bedeutet, Gläubige werden ihren Pfarrer noch weniger und seltener zu Gesicht bekommen. Zudem müssen Geistliche mehr delegieren. Sonst können sie ihre Aufgaben in der Seelsorge nicht mehr bewältigen. Ganze Aufgabenfelder, die bisher von Priestern wahrgenommen wurden, in andere Hände zu legen, passt nicht zum gewohnten Bild vieler Katholiken vom Pfarrer und ihrer Kirche. Eine solche Entwicklung hält Huber nicht unbedingt für negativ oder schlecht. Die Notwendigkeit, andere kirchliche Berufsgruppen stärker in die Arbeit der Pfarrer einzubinden, verbindet er mit mehr Wertschätzung für diese Mitarbeiter.

"Die Gesellschaft entfernt sich zunehmend von traditionellen religiösen Dingen." Pfarrer Wolfgang Huber hält eine Neuausrichtung der Kirche für nötig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Wir werden in Zukunft anders sein", sagt Huber. Es gehe um eine Neuausrichtung der Kirche. Die Ursache dafür, dass pastorale Berufe wie der des Priesters so unattraktiv geworden sind, liegt für den Pfarrer nicht allein darin, dass Frauen nicht die Priesterweihe empfangen dürfen. Langfristig gesehen verortet der Seelsorger das Problem woanders. "Die Gesellschaft entfernt sich zunehmend von traditionellen religiösen Dingen", meint er.

Da der verstorbene Bickl das Amt des Dekans ausübte, steht am 18. Januar 2023 die Wahl von dessen Nachfolger an. Wie oft die hauptamtlichen Seelsorger noch ihren Dekan wählen können, ist offen. So soll es Überlegungen geben, dass der Erzbischof künftig die Dekane ernennen könnte. Laut Pfarrer Huber hat sich noch niemand für das Amt des Dekans beworben. Laut Christoph Kappes, Leiter der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats, nehmen derzeit 41 Hauptamtliche im Dekanat Fürstenfeldbruck Aufgaben in der Seelsorge wahr. 17 von ihnen sind Priester, zehn Diakone, acht Personen gehören der Berufsgruppe der Pastoralreferenten an und und sechs der Berufsgruppe der Gemeindereferenten.

Germeringer Kirchen bleiben bei Pasing

Seit der Pfarrgemeinderatswahl im Frühjahr steht Markus Mayer aus Gröbenzell an der Spitze des Dekanatsrats. Obwohl sich die Dekanate künftig mehr an den Landkreisgrenzen orientieren sollen, verbleiben die Germeringer Pfarreien auf eigenen Wunsch hin bei Pasing. Dass dem wohl stattgegeben wird, liegt auch daran, dass die Germeringer Katholiken mit ihren Aktivitäten und Angeboten etwa im Bereich der Kranken-, Jugend- und Seniorenarbeit in die Sozialräume der Stadt München eingebunden sind. Hier bestehen gewachsene Beziehungen. Zudem zählt das Fürstenfeldbrucker Dekanat schon jetzt zu den großen.

Bei den Überlegungen, die ländlich geprägten Seelsorgeregion Nord und Süd der Erzdiözese mehr an den Landkreisgrenzen auszurichten, orientiert man sich ansonsten an kirchlichen Kooperationspartnern wie den Caritas-Zentren oder den Kreisbildungswerken, aber auch an kommunalen, nicht kirchlichen Strukturen. Ein weiterer Grund für die Neuordnung ist nicht zuletzt die Bildung größerer Seelsorgeeinheiten. Das führte dazu, dass einige Dekanate nur noch aus wenigen Pfarrverbänden oder Einzelpfarreien bestehen. Diese bilden laut Ordinariat für ein vernetztes Arbeiten keine sinnvollen Einheiten mehr.

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