Unternehmensfinanzierung:Brauerei Maisach sammelt Geld ein

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Seit sechs Jahren Inhaber der Brauerei Maisach: Michael Schweinberger (Foto: Bernhard Huber/bernhardhuber.com/oh)

Crowdfunding erweist sich für den Bierproduzenten als Möglichkeit, die finanzielle Basis zu verbessern. In Maisach will man bis Juli 300 000 Euro beisammen haben.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

In den Burschenvereinen soll schon das Gerücht über die Insolvenz kursiert sein, doch davon, sagt Michael Schweinberger, sei die Brauerei Maisach weit entfernt. Der kürzlich 60 Jahre alt gewordene Brauereichef räumt aber ein, dass die vergangenen beiden Jahre nicht leicht gewesen seien und es durchaus einen Monat gegeben habe, in denen der Umsatz um 67 Prozent zurückgegangen sei. "Das hat die Substanz aufgebraucht, aber die Insolvenz ist nie wirklich im Raume gestanden", berichtet Schweinberger bei der Vorstellung seiner Crowdfunding-Kampagne. Dem Vorbild der Giesinger Brauerei folgend möchte er bis Juli 300 000 Euro einsammeln, um rund um den Schornstein der Brauerei zu investieren - und um den begonnenen und erfolgreich erscheinenden Export nach Italien ausbauen zu können.

Schweinberger nutzt dabei die Crowdfunding-Plattform Conda und bietet seinen Investoren zum Start eine Verzinsung von sieben Prozent. Nach dem Early-Bird-Angebot seien es dann sechs Prozent, sagt Schweinberger und erläutert, dass die Zinsen am Ende jedes Jahres als Genussscheine ausgegeben werden. Heißt: Jeder, der sein Geld zehn Jahre bei Schweinberger anlegt, soll dafür entweder in der Brauerei Bier für den jeweiligen Betrag erhalten oder bei Gaststätten mit Maisacher Bierausschank einlösen können.

Vorbild ist die Giesinger Brauerei. Aber auch die Olchinger und Germeringer tun es

In Maisach setzt man darauf, dass die Summe bis Juli zusammenkommt, weil es einige Erfahrung mit dem Crowdfunding von Brauereien gibt. Nicht nur die Giesinger haben ihr Start-up so weiter ausbauen können, auch die Olchinger Braumanufaktur und das Germeringer Brauhaus sind so an Geld gekommen. "Das ist eine sehr emotionale Sache", sagt Schweinberger über das Investieren in lokale Brauereien. Bereits kurz nach dem Start war die Mindestsumme von 50 000 Euro bereits überschritten.

Einen Teil des eingesammelten Geldes will Schweinberger ins Marketing seines Italien-Exports stecken. Denn von Belluno bis hinunter nach Rom haben die Italiener offensichtlich den Geschmack für Bier aus Maisach entdeckt. Die einen scheinen ganz verrückt zu sein nach der "Perle", die anderen wollen das Pils. Anders als in Deutschland, wo Gaststätten Verträge mit Brauereien abschließen, gibt es in Italien keine Brauereibindung, sondern Verleger für Bier. Diese Verleger beliefern die Gastronomie. Und so werden nach Schweinbergers Angaben etwa zehn Prozent der 11 000 Hektoliter Jahresausstoß über den Brenner gefahren: Perle in Einwegfässern und andere Sorten in Flaschen. Selbst in Mailand, Bologna und Verona, aber auch in den Abruzzen könne man jetzt schon Maisacher Bier bestellen.

Von September an wird das Maisacher Bier teurer

"Wir wollten nicht warten, bis wir wieder Speck angesetzt haben, sondern wir handeln lieber gleich", erklärt der Brauereichef die Initiative. Die Summe aus dem Crowdfunding sei nicht dazu gedacht, zum Beispiel die erhöhten Produktionskosten auszugleichen. "Das regeln wir über den Bierpreis, den wir aber nicht jetzt, sondern erst am 1. September erhöhen wollen." Um wie viel teurer dann die Maisacher Bierspezialitäten werden, ist noch nicht bekannt, aber die enorm hohen Ausgaben für Energie - in Maisach vorwiegend noch Heizöl - sowie für Getreide dürften ihren Niederschlag finden.

Um in den vergangenen beiden Jahren über die Runden zu kommen, hat Schweinberger auch staatliche finanzielle Hilfe in Anspruch genommen. Das Überbrückungsgeld und die Möglichkeit, das Personal in Kurzarbeit zu schicken, habe geholfen, Kosten zu sparen und Arbeitsplätze zu erhalten.

Nach den Angaben des CSU-Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch sind bis Ende April dieses Jahres insgesamt 101 Millionen Euro an staatlicher Unterstützung in den Landkreis Fürstenfeldbruck geflossen. Ein Drittel davon allein in die Gastronomie und sechs Millionen Euro in das verarbeitende Gewerbe. Miskowitsch unterstützt die Unternehmen in seinem Stimmkreis, so auch das Crowdfunding von Schweinberger. "Die Unternehmen haben es gut geschafft", bilanziert er die bisherigen Pandemiejahre. Allerdings zeige sich jetzt, dass die Gastronomie ein massives Personalproblem habe. So schnell qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, sei auch bei der unverändert niedrigen Arbeitslosenquote kaum möglich. Neue Arbeitszeitmodelle würden ausprobiert, mehr Ruhetage eingeführt, um die Arbeitszeiten und -abläufe anders zu gestalten. Schweinberger weiß um die Probleme, aber zeigt eine positive Einstellung: "Der Sommer wird gut, die Leute haben ihre Freiheiten wieder."

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