Apfel, Birne, Walnuss und Zwetschge: Die jungen Streuobstbäume, die Michel Pecchia aus Kottgeisering vorsichtig in den Anhänger legt, werden in einem Grünstreifen an seinem Anwesen einen Sonnenplatz bekommen. Mehrere Dutzend Bäume werden benötigt, um zwischen Emmering und Esting eine Streuobstwiese anzulegen, und Monika Glammert-Zwölfer holt mit Nina Faltermayr von der Gruppe Klimaaktiv vor Ort einige Bäume, um Grafrath als "essbare Gemeinde" weiter aufzuwerten. Insgesamt 300 Streuobstbäume hat die Solidargemeinschaft Brucker Land vorigen Donnerstag und Freitag ausgeliefert. "Wir hätten mehr als 500 gebraucht, doch es waren leider nicht alle Wünsche zu erfüllen, schließlich sollen ja möglichst viele Kommunen, Vereine oder Gartenbesitzer vom Förderprogramm der Staatsregierung "Streuobst für alle" profitieren", sagt Brucker Land-Kassiererin Margit Pesch.
Zusammen mit ihren Kolleginnen Rita Multerer, Sandra Scheiel, Sonja Schlemmer und einigen Helfern von der Solidargemeinschaft hat sie die Baumaktion ehrenamtlich organisiert. "Wir hatten ursprünglich nur 100 Bäume bestellt, dann hat uns eine unglaubliche Antragsflut überrascht", erzählt Pesch. Dass schließlich doch dreimal so viele ins Förderprogramm aufgenommen worden seien, mache nicht nur das Organisationsteam glücklich. Vor allem freuen sich die Frauen über Feedback wie die per E-Mail, in der es heißt: "Herzlichen Dank für die großartige Organisation, ihr habt damit einen wichtigen Beitrag für den Natur- und Klimaschutz geleistet und dafür, dass der Landkreis auch in Zukunft lebenswert bleibt".
Für Sandra Scheiel sind dies "Momente, in denen einem bewusst wird, dass es sich lohnt, sich ehrenamtlich zu engagieren". Das Förderprogramm "Streuobst für alle", das vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgelegt wurde, sieht vor, bis 2035 mit rund einer Million neu gepflanzten Streuobstbäumen Gärten und extensiv genutzte Wiesen aufzuwerten und vor allem weitere Streuobstwiesen zu schaffen.
"Streuobstwiesen bilden einen vielfältigen Lebensraum für Insekten, Tiere und Pflanzen und sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft in unserer Region. Auch Obstbäume in Privatgärten tragen hierzu bei", heißt es in einem Aufruf. Leider seien die Bestände in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Mit dem Förderprogramm solle der Entwicklung gegengesteuert werden.
Vor allem Apfelbäume sind gefragt. Daneben auch Kirsche, Birne, Quitte und Walnuss
Satzungsmäßig festgeschriebenes Ziel von Brucker Land ist die Erhaltung der Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Region. "Daher haben wir die Aktion des Ministeriums gern unterstützt und unseren Beitrag dazu geleistet, dass möglichst viele Obstbäume im Landkreis Fürstenfeldbruck gepflanzt werden können", sagt Pesch, die in Adelshofen auch als Zweite Bürgermeisterin ehrenamtlich aktiv ist. Geliefert wurden die Bäume, darunter Wildobst wie Maulbeere, Elsbeere oder Holzapfel, bei der Baumschule Flachslander in Dachau. Mit 180 überwog die Nachfrage nach Apfelsorten bei Weitem die Bestellungen von Kirsche (31), Birne (29), Quitte oder Walnuss. Um insbesondere alte Sorten zurückzuholen, waren gängige Sorten allerdings von der Förderung ausgeschlossen - wie Braeburn, Cox Orange, Elstar, Golden Delicious, Jonagold, Pinova, Rubinette bei den Äpfeln und Abate Fetel sowie Dessertnaja bei den Birnen. Abnehmer waren neben Eigentümern von Privatgärten einige Obst- und Gartenbauvereine und Kommunen wie Althegnenberg, Maisach und Hattenhofen.
Ein Baum kostet im Durchschnitt 47 Euro, das Förderprogramm schüttet aber nur 45 aus. "Den Restbetrag plus die Kosten für Pflanzpfähle und Bindematerial hat Brucker Land übernommen, sodass die Bäume kostenlos angegeben werden konnten", erklärt Pesch. Jetzt bleibe nur noch zu hoffen, dass die wurzelnackten Bäume fachgerecht gepflanzt werden, damit sie vielleicht schon im nächsten Jahr erste Blüten bilden und bald auch Früchte geerntet werden können. Ob die Aktion im nächsten Jahr fortgesetzt wird, ist bis jetzt nicht entschieden. "Warum eigentlich nicht, schließlich profitiert der gesamte Landkreis davon", findet Sonja Schlemmer, auf deren Hof in Adelshofen heuer deutlich weniger Früchte zur Apfelsaft-Herstellung für Brucker Land angeliefert wurden als in den Jahren zuvor.