Technische Universität München:Studieren kostet bald richtig viel Geld

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Viel Studierende nutzen die Bibliothek der Technischen Universität München. Diese hat jetzt beschlossen, vom Wintersemester des kommenden Jahres an von Studierenden aus Ländern, die nicht der EU angehören, Gebühren zu verlangen. (Foto: Johannes Simon)

Die TU München wird zum Wintersemester 2024/25 Gebühren für junge Menschen aus Ländern, die nicht zur EU gehören, einführen. Dies wird viele Studierende in Weihenstephan betreffen. Nicht jeder wird sich das leisten können.

Von Elena Luna Dima, Freising

Die TU München hat sich entschieden: Das Studium an der Hochschule wird für Studierende aus Drittstaaten gebührenpflichtig. Die Möglichkeit Studiengebühren einzuführen, basiert auf dem neuen Bayerischen Hochschulgesetz, welches am 1. Januar 2023 in Kraft getreten ist. Die TUM ist bisher die einzige Hochschule Bayerns, die davon Gebrauch macht. Studierende aus Deutschland und dem Europäischen Wirtschaftsraum werden weiterhin keine Gebühren zahlen müssen, im Gegensatz zu allen anderen, die im nächsten Wintersemester ein Studium an der TU München aufnehmen werden. Die Gebühren werden für Bachelor-Studierende zwischen 2000 und 3000 Euro und für Master-Studierende zwischen 4000 und 6000 Euro pro Semester betragen. Aber wofür soll das Geld verwendet werden?

Der Pressesprecher der TU München, Ulrich Meyer, versichert in einer Stellungnahme: "Die eingenommenen Studiengebühren werden vollumfänglich und zweckgebunden für Verbesserungen der Lehr- und Lernqualität an der TUM genutzt." Konkret nennt er dabei den Ausbau individueller Betreuungsformate sowie der räumlichen und technischen Lerninfrastruktur, neue innovative Lehrformate und Lehrtechnologien, bis hin zu Sprachkursen. Wie die exakte Verwendung am Campus in Weihenstephan aussehen wird, stehe noch nicht fest. Auch die konkrete Festlegung der Gebühren für die jeweiligen Studiengänge, sei noch nicht erfolgt. Die Zahlen sollen aber in "den nächsten Wochen" veröffentlicht werden.

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Laut offiziellen Zahlen der TUM sind im aktuellen Wintersemester 52 000 Studierende eingeschrieben. 44 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Diese Zahl beinhaltet auch Studierende aus der Europäischen Union. Wie die SZ bereits berichtet hat, würde der Prozentanteil an gebührenpflichtigen Studierenden momentan ungefähr bei 30 Prozent liegen. Das bedeutet: Ein Drittel der Studierenden müsste Gebühren von 4000 bis 12000 Euro pro Jahr zahlen.

Bei den Betroffenen ist eine allgemeine Verständnislosigkeit zu spüren. Die Hochschulgemeinde (HSG) Freising organisiert alle zwei Wochen einen Stammtisch für nationale und internationale Studierende in Weihenstephan. Das stets an einem Dienstagabend stattfindende Event mit einem Sprachcafé und anschließendem gemeinsamen Kochen dient als Austauschort für die Studierenden. Im Gespräch nennen alle ähnliche Probleme an der TUM: Aufgrund der hohen Anzahl an Eingeschriebenen mangle es in vielen Studiengängen an Struktur. Es brauche mehr Räume und Tutoren. Das Verständnis für die finanzielle Notlage der Hochschule ist also da. Jedoch werde die Höhe der Gebühren als "unverhältnismäßig" bezeichnet. Auch Wendkouri Segueda (28) und Tatiana Triviño (33) sind regelmäßig beim Stammtisch der HSG dabei.

Wendkouri Segueda und Tatiana Triviño hätten sich ein gebührenpflichtiges Studium an der TUM nicht leisten können

Wendkouri Segueda kommt aus Burkina Faso und studiert Agrarwissenschaften im Master. Nebenbei arbeitet sie als studentische Hilfskraft. Sie versteht nicht, wieso die neue Regelung nur für Studierende aus Drittstaaten gilt: "Es gibt für Nicht-EU-Studierende bereits so viele Hürden zu überwinden und Voraussetzungen zu erfüllen, um in Deutschland studieren zu können." Fast alle ausländischen Studierenden müssten vor Beginn des Studiums ein Vorbereitungsjahr mit Sprachkursen in Deutschland absolviert haben. Die Krankenkasse zahlen, die hohen Mieten in München und der Region, Kosten für ein Visum und dann noch Studiengebühren von 4000 bis 12000 Euro im Jahr zahlen? - "Unmöglich", meint Wendkouri Segueda.

Tatiana Triviño aus Kolumbien absolviert an der TUM in Weihenstephan ihr Zweitstudium in Forstwissenschaft. Vor ungefähr zehn Jahren studierte sie an einer Privatuniversität in Bogotá. Damals kostete ein Semester an einer "mittelmäßigen" Privatuni ungefähr 500 Euro. Das sei in Südamerika "richtig viel Geld". Tatiana Triviño arbeitete während dieser Zeit tagsüber in einem Hotel und besuchte dann abends die Uni. "Es war eine schwierige und anstrengende Zeit, aber ich hätte sonst nicht studieren können", erzählt Tatiana Triviño. Umso mehr schätzte sie die Chance, ein neues Studium an der TUM aufnehmen zu können. Sie ist glücklich darüber, nach Deutschland gezogen zu sein, eine neue Sprache gelernt zu haben und nun bald ihren Bachelor an der TUM abzuschließen. All diese Meilensteine wären für Tatiana Triviño- mit Studiengebühren - niemals Realität geworden.

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