Tassilo:Kulturelles Experimentierfeld

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Trotzen allen Widrigkeiten (von links): Elke Ritthaler, Willi Abele, Robert Köhnlein, Heiko Lange, Sylvester Denk, Arpita Hofmann-Denk und vorne Lia Köhnlein vom Kulturverein Tutuguri. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit acht Jahren organisiert der Verein Tutuguri, der für den SZ-Kulturpreis Tassilo nominiert ist, Konzerte, Kabarettabende und Lesungen. Das Bachfeldhaus in der kleinen Gemeinde Attenkirchen zieht bekannte Künstler an, bietet aber auch Raum für erste Schritte auf der Bühne.

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

Tutuguri heißt der Kulturverein in Attenkirchen, den engagierte und vor allem kulturbegeisterte Bürger und Künstler vor acht Jahren gegründet haben. Benannt ist der Verein, den inzwischen 94 Mitglieder unterstützen, nach einem tanzenden Priester aus einem Gedicht des Dichters Antonin Artaud. Wie ihm gehe es den Mitgliedern um Aufbruch, Bewegung, Kommunikation und kreative Denkprozesse, sagt Sylvester Denk, Gründungsmitglied des Vereins, der für den SZ-Kulturpreis Tassilo nominiert ist.

Was als Experiment begonnen hat, entwickelte sich zu einer festen Institution im nördlichen Landkreis. Zumal dem Verein die Räume der ehemaligen Computerwerkstatt von Sylvester Denk und Arpita Hofmann-Denk am Bachfeld zur Verfügung stehen. Die haben die Mitglieder zu einem kleinen, gemütlichen Veranstaltungsort, dem "Bachfeldhaus", umgebaut. "Wir haben gehofft, dass sich unser Verein entwickelt", sagen die beiden - und sie sollten ebenso wie die fünf weiteren Gründungsmitglieder recht bekommen. Das Angebot von Tutuguri werde sehr gut angenommen, bilanzieren sie, das Publikum komme überwiegend aus Moosburg, Freising, Mainburg und Nandlstadt sowie den kleineren Ortschaften dazwischen. Die Veranstaltungen im Bachfeldhaus mit seinen 80 Plätzen seien meist ausverkauft - und es gibt immer wieder Überraschungen.

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Im Kultur im Bachfeldhaus treten bekannte Musikgruppen aus dem Landkreis auf, aber auch aus Frankreich, Spanien oder den USA

Die Kultur im Bachfeldhaus ist vielfältig, es treten bekannte Musikgruppen aus dem Landkreis auf, aber auch aus Frankreich, Spanien oder gar den USA kommen Künstler nach Attenkirchen. Auf der "Offenen Bühne" können Kabarettisten, Musiker oder Geschichtenerzähler außerdem erste Bühnenerfahrungen sammeln. Und an den Sonntagnachmittagen findet von 17 Uhr an das "medienfreie" Café Diwan mit Lesungen, Lyrik, Musik und Autoren-Kino statt. Zudem ist im Bachfeldhaus experimentelle Kunst zu erleben, die sonst wenig Raum findet. Da einige der Gründungsmitglieder bereits viele Jahre in Bands wie Willi Le Truc und Pitu Pati spielen, sind die Kontakte von Attenkirchen in die Welt eng.

Wichtig sei ihnen vor allem die hohe Qualität der engagierten Bands, betont Denk. Vor Beginn der Corona-Pandemie erhielt der Verein täglich durchschnittlich zwei Bewerbungen von Künstlern, die auftreten möchten. Über das Internet informieren sich die Vorstandsmitglieder und stimmen darüber ab, wen sie engagieren. Das Bachfeldhaus ist offensichtlich als Auftrittsort für Künstler und für das Publikum attraktiv. Sie schätzen die Nähe, es ist eine sehr intime Atmosphäre, die es sonst selten gibt. Außerdem seien alle mit Herzblut bei der Sache, sagen Sylvester und Arpita Denk, die die Gäste während der Veranstaltungen auch mit Getränken bewirten. "Man spürt, ob es jemand aus Begeisterung oder nur aus finanziellen Gründen macht", davon ist Arpita Hofmann-Denk überzeugt.

Wegen Corona haben sie den Attenkirchner Bürgersaal bereits vorsorglich bis April 2022 gebucht

Nach dem Corona-Lockdown musste sich Tutuguri neu erfinden, denn das letzte Konzert ging am 7. März 2020 im Bachfeldhaus über die Bühne. Statt der intimen Atmosphäre dort ging es nun darum, ein Hygienekonzept für den Attenkirchner Bürgersaal zu entwickeln, um im Herbst 2020 Veranstaltungen zu ermöglichen. Das sei ein Kraftakt gewesen, denn um das Hygienekonzept einführen zu können, habe es vieler Mitstreiter bedurft, erinnert sich Denk. 14 Vereinsmitglieder sorgten dafür, dass sich die 80 Gäste sicher fühlten, man brauchte aktive Leute, die mit anpackten. Dann war es aber auch damit schon wieder vorbei. Sylvester und Arpita Denk sowie die übrigen Vereinsmitglieder hoffen, dass es bald wieder anders wird.

Derzeit sagten sie ständig gebuchten Bands ab und suchten nach Ersatzterminen, erzählen sie. Den Bürgersaal haben sie bereits vorsorglich bis April 2022 gebucht. Sie hoffen aber auch, dass im Sommer wieder Open-Air-Konzerte möglich werden. "Wir sind sicher, dass, wenn es wieder losgeht, unser Publikum wie bisher oder sogar noch häufiger kommen und glücklich sein wird - genau wie wir", davon sind die Tutuguri-Macher überzeugt.

Wenn Sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den SZ-Kulturpreis vorschlagen wollen, schreiben Sie bitte bis 30. April eine E-Mail an lkr-freising@sz.de oder tassilo@sz.de.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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