Tassilo:"Die Geige ist mir geblieben"

Tassilo: Susi Salomon hat zusammen mit "Gaudi Quatrro" 20008 den Tassilo-Kultur-Preis bekommen. Jetzt sucht die SZ wieder neue Preisträger.

Susi Salomon hat zusammen mit "Gaudi Quatrro" 20008 den Tassilo-Kultur-Preis bekommen. Jetzt sucht die SZ wieder neue Preisträger.

(Foto: Marco Einfeldt)

Susi Salomon hat 2008 mit "Gaudi Quattro" den Tassilo-Preis gewonnen. Heute geht die 34-Jährige musikalisch andere Wege. Die SZ sucht wieder neue Preisträger.

Interview von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Tassilo: Susi Salomon (links) bei der Verleihung des Tassilo-Preises der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2008.

Susi Salomon (links) bei der Verleihung des Tassilo-Preises der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2008.

(Foto: EBE)

Zusammen mit dem jungen Streichquartett "Gaudi Quattro" hat Susi Salomon 2008 den Tassilo-Preis bekommen. Sie und Melli Salvador, Ursi Hobmair sowie Lena Kiess wollten damals das verstaubte Konzertsaal-Image der Klassik abstreifen. Mozart hatten sie ebenso im Repertoire wie die Beatles. 13 Jahre später hat die SZ bei Susi Salomon, die nach dem Abitur am Camerloher eine Ausbildung zur Drogistin gemacht hat, nachgefragt, was aus "Gaudi Quattro" geworden ist. Die 34-Jährige selbst spielt immer noch Geige in verschiedenen Ensembles, beispielsweise zusammen mit dem Freisinger Singer-Songwriter Duo Apollons Smile, mit dem amerikanischen Sänger und Songwriter Aaron Brooks, früher Frontman bei der Psychedelic-Rockband Simeon Soul Charger, oder zusammen mit dem Freisinger Liedermacher Axel Le Rouge.

SZ: Wie ist es denn Gaudi Quattro seit der Preisverleihung 2008 ergangen?

Ich musste tatsächlich auf dem Foto von damals nachschauen, denn die Besetzung hat sich im Laufe der Jahre immer wieder geändert. Es war damals total schön, in dem Alter, als Abiturientinnen, etwas gemeinsam zu starten. Aber so etwas kann auch schnell wieder auseinander gehen, weil man eben so jung ist, wenn man zum Beispiel für das Studium in eine andere Stadt zieht. Irgendwann habe ich beschlossen, das war's, das hat sich dann aufgelöst.

Tassilo: Susi Salomon, heute 34 Jahre alt, hat ihre Berufung nicht zum Beruf gemacht. Nach dem Abitur absolviert sie eine Ausbildung zur Drogistin, macht aber weiter Musik, ohne den Druck, davon leben zu müssen.

Susi Salomon, heute 34 Jahre alt, hat ihre Berufung nicht zum Beruf gemacht. Nach dem Abitur absolviert sie eine Ausbildung zur Drogistin, macht aber weiter Musik, ohne den Druck, davon leben zu müssen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Aber Sie haben weitergemacht mit der Musik.

Ja, aber in anderen Projekten, mit Aaron Brooks oder Axel Le Rouge. Die Geige ist mir geblieben. Ich war seit dem Tassilo-Preis auch bei ganz vielen Freisinger Musikschulprojekten dabei, bei der Rockshow und bei der Beatles-Show, das war toll. Dann gab es noch einen Filmmusik-Abend mit dem damaligen Kirchenmusikdirektor Wolfgang Kiechle. Besonders gefreut hat es mich, dass ich bei einer großen Carmina Burana-Aufführung Open-Air auf dem Freisinger Domberg mitmachen konnte. Da war ich total überrascht, da hatte mich mein ehemaliger Musiklehrer vom Camerloher-Gymnasium angerufen und gefragt, ob ich mitspiele.

Sind Sie in der Freisinger Musikszene vernetzt?

Klar, in der Freisinger Musikszene läuft man sich musikalisch oder privat öfter über den Weg. Ich habe auch sehr viele Kontakte durch das Freisinger Uferlos-Festival, bei dem ich ja von Anfang an mit dabei bin.

Wie war das vergangene Jahr für Sie als Musikerin?

Da hat natürlich nicht viel stattgefunden, ich habe ein paar Studioarbeiten gemacht, die aber noch nicht abgeschlossen sind, das war in einem Musikstudio in Unterföhring. Da spiele ich mit der Münchner Sängerin Claudia Cane zusammen. Sie singt bayerische Texte. Als das mit Corona losgegangen ist, hätten wir unser allererstes Live-Konzert gehabt, das ist dann abgesagt worden. Seitdem liegt das auf Eis. Mit Aaron Brooks wollte ich auch eine neue CD aufnehmen, das ruhte auch ein halbes Jahr. Jetzt hat er begonnen, am Computer zu komponieren, schreibt die Partituren und schickt uns dann die verschiedenen Stimmen. So können wir als Band auf Entfernung proben, weil wir uns ja nicht treffen können.

Wie wichtig ist es denn, dass man gerade jetzt auf die Lage der freischaffenden Künstler aufmerksam macht, auch mit so einem Wettbewerb wie dem Tassilo? Ist Kultur nicht auch systemrelevant?

Ich finde das sehr schwierig, ich habe zum Beispiel im Herbst meine Friseurin getroffen, die hatte auch Probleme, weil sie monatelang nicht arbeiten konnte. Natürlich ist Kultur auch systemrelevant, aber es gibt sehr viele Leute, denen es momentan nicht so gut geht, gerade auch in der Gastronomie.

Für Sie war immer klar, dass die Musik nicht der alleinige Broterwerb sein kann?

Ja, das lag wahrscheinlich daran, dass ich schon zu Schulzeiten am Camerloher-Gymnasium viele Kontakte zu hauptberuflichen Musikern hatte - und ich zwar das tolle und spannende Leben gesehen habe, das sie führen. Ich habe aber auch gesehen, dass das mit sehr viel Stress und Druck verbunden ist und mir war immer klar, dass ich das nicht möchte. Ich möchte lieber entspannt Musik machen.

Wenn Corona vorbei ist, was wäre das erste, das Sie musikalisch angehen würden?

Das Realistischste, was passieren wird, ist die neue CD-Aufnahme mit Aaron Brooks. Daran arbeiten wir ja schon auf Entfernung. Und wenn Corona vorbei ist, können wir uns das erste Mal auch wieder für richtige Proben treffen.

Zur SZ-Startseite

Kulturförderung
:Weit mehr als nur ein bisschen Geld

Für viele Tassilo-Kulturpreisträger bedeutet die Ehrung eine erste öffentliche Anerkennung. Sie stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern spornt abseits des Mainstreams zum Weitermachen und Durchhalten an

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: