Aufgewachsen in Freising:"Bayern ist sehr barock. Da kann man Sünden begehen und sie beichten"

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Schauspielerin, Produzentin und nun auch Regisseurin: Saralisa Volm bekommt für ihr Kino-Debüt, die Romanadaption von "Schweigend steht der Wald", Produktionsförderung. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Berliner Produzentin Saralisa Volm ist in Freising aufgewachsen. Über ihren Film "Fikkefuchs" wurde beim Filmfest in München "hitzig diskutiert".

Von Clara Lipkowski

Als Saralisa Volm von Klaus Lemke als Schauspielerin entdeckt wurde, war sie längst aus Freising weg. Dort hatte sie gelebt, bis sie elf war, und das Hofmiller-Gymnasium besucht. Als spätere Wahl-Hamburgerin drehte sie mit Lemke "Finale" und "Dancing with Devils". Mittlerweile ist die 32-Jährige Produzentin, Regisseurin, Buchautorin und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin. Beim Filmfest München hat sie ihren ersten selbst produzierten und für den Förderpreis nominierten Langfilm "Fikkefuchs" gezeigt: Eine Satire über einen gealterten Frauenheld, der seinem plötzlich aufgetauchten Sohn das Frauen-Erobern beibringen soll.

SZ: Frau Volm, wie war die Vorstellung Ihres Films "Fikkefuchs"?

Saralisa Volm: Es wurde hitzig diskutiert, über Geschlechterrollen etwa und danach gefragt, wie wir den Film produziert haben - mit 126 000 Euro Barmitteln im Crowdfunding. Einige sind während des Films gegangen, weil ihnen wohl Szenen zu hart waren. Der Film schaut nicht weg. Manches ist nicht leicht zu ertragen.

Sie sind nun als Produzentin zum Filmfest gekommen. Was ist jetzt anders?

Wenn du den Film produzierst, ist er viel mehr dein Film, du kennst ihn bis ins Detail. Als Schauspielerin kommst du zum Set und spielst. Aber so ist man gesamtverantwortlich, vom Drehbuch bis zur Farbgebung. Darüber spricht man dann auch anders mit den Leuten.

Sie sind in ganz Deutschland unterwegs. Produzieren Sie auch mal in Freising?

Aktuell planen wir zwei Projekte, die zumindest in Bayern angesiedelt sind. Eine Literaturverfilmung und einen Kurzfilm zum Thema Bayern 2030. Dafür wurden wir gerade vom FFF, dem Filmfernsehfonds, gefördert. Natürlich will man immer Neues kennenlernen und probieren. Aber manchmal möchte man sich auch mit etwas auseinandersetzen, das einem vertraut ist, und in die Tiefe gehen. In Bayern steckt ja einiges an Gegensätzen und die Landschaft gibt visuell viel her.

Können Sie mehr verraten?

Ein Projekt ist ein Thriller, das andere eine fantastisch-dramatische Kurzgeschichte.

Wie erinnern Sie sich an Freising?

Die 0 81 61 zu wählen, war gerade sehr vertraut. Das ist schon ein bisschen Zuhause. Und: Obwohl ich mich heute als Atheistin bezeichne, damals habe ich doch sehr viel Zeit in Kirchen verbracht. Ich denke, der Katholizismus ist dort noch sehr stark verankert und hat mich geprägt. Und ja, generell das bayerische Essen. Wenn ich jetzt eine Leberkässemmel esse oder Obatzdn, das liegt mir schon sehr.

Is t Ihnen das kleinstädtische Leben im "atheistischen Berlin" fremd geworden?

Bayern ist ja sehr barock. Da kann man Sünden begehen und sie beichten. Das ist doch gut. Ich glaube aber, vom Grundprinzip her bin ich ein Stadtmensch, sehne mich selten nach Natur. Ich bin betonverliebt, mag die Anonymität und ich bin kulturversessen, ich brauche Museen, Theater und Kinos um mich herum.

Welche Orte in Freising waren wichtig?

Ich erinnere mich, wie unfassbar viel Zeit wir im Freibad verbracht haben. Da haben wir 15 Eis gegessen und nachher Pommes. Und wir waren oft im Calafati. Da haben wir geträumt, nach München zu fahren und wirklich auszugehen.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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