Nachruf:Zum Tod von Walter Feucht

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Walter Feucht leitete mehr als 20 Jahre lang den Lehrstuhl für Obstbau an der TU München in Weihenstephan. (Foto: privat)

Der Freisinger Obstbau-Experte ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Sein Forschergeist und seine Leidenschaft für die Wissenschaft waren immens. Auch in den Jahren nach seiner Emeritierung stand Walter Feucht noch täglich im Labor. Zuvor leitete er über 20 Jahre lang den Lehrstuhl für Obstbau an der TU München (TUM) in Weihenstephan. Vor kurzem ist der Freisinger Obstbau-Experte im Alter von 93 Jahren gestorben.

Einen Namen gemacht hat sich Feucht insbesondere mit seinen Arbeiten über Polyphenole, sekundäre Pflanzenstoffe, denen gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. Geboren 1929 im württembergischen Rottweil absolvierte Feucht nach der Schule zunächst eine landwirtschaftliche Lehre, danach studierte er Agrarwissenschaften und promovierte. 1963 übernahm er einen Lehrauftrag an der Universidad de Chile in Santiago, 1968 trat er eine Professur am Institut für Obstbau der Universität Gießen an. 1976 wurde er schließlich auf den Lehrstuhl für Obstbau der TUM berufen, den er bis 1999 inne hatte. Ihm sei dabei der Brückenschlag zwischen den anwendungsbezogenen Gartenbauwissenschaften und naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung geglückt, heißt es in Fachkreisen.

Dank seines Verständnisses der Wirkung von Phytohormonen - eine Art Kommunikationssystem aus kleinen Signalmolekülen - gelang es ihm erstmals, Obstgehölze in vitro zu etablieren. Auch für die Mikroskopie entwickelte er wichtige Verfahren, so zum Beispiel für den Nachweis verschiedener Inhaltsstoffe, insbesondere der Polyphenole. "Deren Bedeutung für die Pflanze und für die Ernährung des Menschen ist mittlerweile allgemein anerkannt", heißt es in einem Nachruf mehrerer Wissenschaftler, "nicht zuletzt wegen Walter Feuchts unbeirrtem Interesse daran und seinem ungebremsten Forscherdrang."

Für Generationen von Studierenden war der hagere Professor mit seinen immer zerzausten, weißen Haaren, "der Inbegriff eines Vollblutwissenschaftlers: Vorbild für kritisches Denken und faktenbasierte Analyse sowie fachlicher Impulsgeber", schreiben seine Kolleginnen und Kollegen. Darüber hinaus charakterisieren sie ihn als sehr humorvollen Menschen. "Es gab kaum eine Feierlichkeit am Institut, die er nicht mit einem vorgetragenen und kommentierten Gedicht erheiterte." Dabei sei er bescheiden und nahbar geblieben.

Feucht starb am 26. September, der Trauergottesdienst findet am Freitag, 21. Oktober, 14 Uhr, in der Christi-Himmelfahrtskirche in Freising statt, die anschließende Beisetzung ist am Waldfriedhof.

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