Moosburger Stadtwald:Das große Sterben

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Markierte Bäume im Moosburger Stadtwald, die Anfang des Jahres wegen des Eschentriebsterbens gefällt werden mussten. (Foto: Marco Einfeldt)

Krankheiten, Stürme, Hitze und Trockenheit - ein Großteil des Baumbestands im Moosburger Stadtwald wird in den kommenden Jahren verschwinden oder ist bereits weg. Die Stadtgärtnerei kommt mit Schadensbeseitigung und Aufforstung gar nicht mehr hinterher.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Den früheren Namen "Schwarzhölzl" hat der Moosburger Stadtwald, der in früheren Zeiten so dicht bewachsen war, dass man im Sommer auch tagsüber durch die Dunkelheit tappte, längst nicht mehr verdient. Schädlinge, Krankheiten, Trockenheit und Stürme setzten den Bäumen in den vergangenen Jahren gehörig zu und haben den Wald ziemlich ausgedünnt. Aber Stadtgärtner Michael Guyens zeigt sich - wenn man in den zeitlichen Dimensionen eines Baumes denkt - trotzdem optimistisch. "Ich bin mir sicher, dass unser Stadtwald in 200 Jahren wieder ein schöner Wald ist", sagte er in der jüngsten Sitzung des Moosburger Stadtrats. Und fügte hinzu: "Es dauert halt, so ein Wald rechnet in anderen Zeitspannen als der Mensch."

In seinem Zustandsbericht machte Guyens deutlich, worin schon seit geraumer Zeit die Hauptaufgabe der 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtgärtnerei besteht: in der Schadensbegrenzung und -beseitigung sowie in teils vergeblicher Wiederaufforstung. Der Stadtwald befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand. Und Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Rund 50 Hektar beträgt die Fläche des Stadtwalds, der sich hauptsächlich entlang der Isar befindet. Etwa 20 Hektar sind das zentrale Gebiet rund um Alpenvereinsheim und Seniorenwohnheim, "also der eigentliche Stadtwald", so Guyens.

Im Jahr 2014 bestand der Stadtwald zu 45 Prozent aus Eschen. 20 Prozent waren Ahorn-Bäume, je zehn Prozent Fichten und Ulmen, fünf Prozent Eichen und die restlichen zehn Prozent sonstige Bäume. Durch das Eschentriebsterben werden rund 96 Prozent der Eschen verschwinden. "Und der Borkenkäfer schafft die zehn Prozent Fichten", sagte Guyens. Das Ulmensterben erledigt weitere zehn Prozent des Stadtwaldbestands. "Wir haben einfach drei Baumarten, bei denen ein großer Prozentsatz verschwinden wird", so der Stadtgärtner. Und welche Schäden die Rußrindenkrankheit beim Ahorn hinterlässt, ist noch nicht abzusehen. Alles in allem wird in den kommenden Jahren also ein Großteil des Bestands absterben.

Zahlreiche Bäume fielen den Unwettern der vergangenen Jahre zum Opfer. Der Orkan Sabine im Februar 2020 habe 840 Festmeter Schadholz hinterlassen, berichtete der Stadtgärtner. Normal seien eigentlich 200 bis 300 Festmeter jährlich. In den zwei Jahren nach dem Sturm folgte eine Aufforstung mit 450 Elsbeeren, Kiefern, Douglasien, Roteichen und Schwarznüssen. Und dann fegte im Juni 2022 ein tornadoähnliches Unwetter über Moosburg hinweg. "Und dann waren fast alle 450 Pflanzen wieder weg", so der Stadtgärtner. Die Schreckensbilanz diesmal: 1000 Festmeter Schadholz. Im Juli und August 2023 folgten dann zwei weitere Stürme - "und wir sind immer noch dabei, die Schäden aufzuarbeiten", berichtete Guyens.

Der Boden sei schon jetzt wieder staubtrocken, sagt der Stadtgärtner

Ein generelles Problem seien Dürre und Hitze in den Frühjahren. "Für die Bäume bedeutet das großen Stress. Und jetzt sind die Böden an der Oberfläche schon wieder staubtrocken." Durch die Stürme der Vorjahre sei der Moosburger Stadtwald "komplett geöffnet, die Sonne trifft direkt auf den Boden und trocknet die Erde aus", erklärte der Stadtgärtner. Und der Wind treffe den Wald "viel, viel stärker als einen geschlossenen Wald, bei dem der Wind normal oben drüber streift".

Aber das Team der Stadtgärtnerei lässt sich nicht unterkriegen. Es arbeitet weiter an der Beseitigung der Schäden an Bänken, Wegen und Infotafeln. Im Winter 2024 ist eine Aufforstung mit 1000 Pflanzen vorgesehen, mit Feldahorn. Flatterulme, Wildkirsche, Linde und so weiter. Mit dabei sind zwei Moosburger Schulen. Auch, um den Schülern zu zeigen, "wie viel Aufwand das ist", so Guyens.

Viel Aufwand hat die Stadtgärtnerei übrigens bei den vom Eschentriebsterben betroffenen Bäumen zwischen dem Areal der Zeugen Jehovas und dem Seniorenheim betrieben. "Wir haben in dem Streifen viele Bäume gerettet, es schaut nicht so schlecht aus, wie befürchtet und wir werden im Sommer wieder annähernd ein grünes Dach drauf haben", sagte Guyens.

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