Baumsterben in Moosburg:Der große Kahlschlag

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Zahlreiche Eschen im Stadtrat sind bereits grün markiert worden. Das heißt: Sie sind krank und müssen gefällt werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Stadtwald besteht zu einem Großteil aus Eschen - und diesen setzen das Eschentriebsterben und der Hallimasch-Pilz gehörig zu. Aus Sicherheitsgründen müssen nun 22 sehr alte und große Bäume gefällt werden.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Bürgermeister Josef Dollinger schwelgt in Erinnerungen: "Ich bin damit aufgewachsen, dem Schwarzhölzl und dem Himmelblauen See. Wenn man da in den Stadtwald reingegangen ist, war es so dicht bewachsen und dunkel, dass man am Tag schon fast eine Taschenlampe gebraucht hat." Aber man muss nicht mal bis in die Kindheit des Moosburger Bürgermeisters zurückgehen. "Als ich vor fünfeinhalb Jahren hier angefangen habe, war es auch noch ein geschlossener Wald, in dem man im Sommer den Himmel nicht gesehen hat", erinnert sich am Donnerstag bei einem Presse-Ortstermin Stadtgärtner Michael Guyens. Doch das war einmal.

Dem Moosburger Stadtwald geht es gar nicht gut - allen voran den vom Borkenkäfer geplagten Fichten sowie den Eschen, die dort laut dem zuständigen Förster Bernd Halmen dummerweise 50 bis 60 Prozent des gesamten Baumbestands ausmachen und auch am Eingang zum Stadtwald in erheblicher Zahl vorhanden sind. Dort, zwischen dem Seniorenheim Pichlmayr und dem Gelände der Zeugen Jehovas, diese "traurige Nachricht" musste der Bürgermeister am Donnerstag überbringen, muss nun im großen Stil ausgeholzt werden. Aus Gründen der Verkehrssicherheit.

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Auf der betreffenden Fläche, mit einer Größe von 30 mal 85 Metern, sind 22 große Eschen von den geplanten Fällungen betroffen - wobei nur 15 davon krank sind. Klingt zunächst verwirrend, hat aber seine Gründe. Wie Stadtgärtner Guyens erläuterte, gibt es zwei Schuldige am schlechten Zustand der Eschen. Zum einen ist da das Eschentriebsterben, das durch einen aus Asien eingeschleppten Pilz verursacht und nach Expertenmeinung 96 Prozent des deutschen Bestandes befallen wird. Das betrifft jedoch nur den oberen Bereich der Bäume. Ein Problem, das man durch Herunternehmen der Kronen noch beherrschen könnte, so der Stadtgärtner. Aber der zweite Schuldige, der heimische Hallimasch-Pilz, der im Boden die Wurzeln angreift und sich auf kranke Bäume spezialisiert hat, macht das Ganze dann zu einem unkalkulierbaren Risiko.

Wenn die ohnehin geschwächten Bäume zusätzlich beschädigte Wurzeln haben, verlieren sie - gerade bei den zuletzt häufiger vorkommenden Stürmen - ihre Standsicherheit. Tief drinnen im Wald, wo keine Menschen hinkommen, könne man die Bäume trotzdem stehen lassen, so der Stadtgärtner. Aber nicht dort, wo sich die Wege befinden und viele Fußgänger unterwegs sind. Im genannten Bereich sind die teils 80 bis 100 Jahre alten Bäume zudem so groß, dass sie die Gebäude auf den angrenzenden Grundstücken treffen könnten. Oder auch eine nahe gelegene Parkbank auf dem Seniorenheim-Gelände, auf die Guyens verwies.

Stadtgärtner Michael Guyens, Bauhofleiter Martin Holzner und Bürgermeister Josef Dollinger (von links) erläutern, warum zahlreiche kranke Bäume gefällt werden müssen. Unter anderem zum Schutz der Bewohner des Seniorenheims im Hintergrund. (Foto: oh)

Dass auch gesunde Eschen gefällt werden müssen, liegt am Problem der "Freistellung". Die Bäume in dem einst dicht bewachsenen Wald hätten "ihre Wurzeln 80 bis 100 Jahre an ihren Nachbarn ausgelegt" und seien durch diese geschützt. Wenn kranke Nachbarbäume gefällt werden, entfällt dieser Schutz und das eigene Wurzelwerk der gesunden Bäume reicht nicht mehr aus, um ihre Standsicherheit zu gewähren. Dann müssen auch sie weg.

Die Baumstümpfe sollen teilweise noch einige Jahre stehen gelassen werden und Spechten und anderen Tieren als Lebensraum dienen. Aber wenn im Februar die Fällarbeiten beginnen, "wird es trotzdem erst mal brutal ausschauen", warnte Bauhofleiter Martin Holzner schon einmal die Bevölkerung. Anschließend soll durch das gezielte Anpflanzen verschiedener Baumarten wie Ahorn oder Wildbirne wieder aufgeforstet werden. Dabei werden sich die örtliche Mittelschule und das Gymnasium mit Projekten beteiligen. "Aber bis das wieder ein großer, geschlossener Wald ist", so Guyens, "dauert es an die 50 Jahre".

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