Umstrittene Firmenerweiterung in Moosburg:Eine Nummer kleiner

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Eine Moosburger Initiative will verhindern, dass die ELA Container GmbH ihr Firmengelände um 2,5 Hektar erweitert und Böden versiegelt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Stadtrat nimmt abgespeckte Erweiterungspläne der Container-Firma ELA wohlwollend zur Kenntnis.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Es war ein langwieriger Prozess. Zwei Jahre lang habe man nun daran gearbeitet, den Bebauungsplan für die umstrittene Erweiterung der Container-Firma ELA im Ortsteil Pfrombach zu erarbeiten und dabei den Bedürfnissen des Unternehmens und der Anwohner gerecht zu werden, sagte Bürgermeister Josef Dollinger (FW). Genauso langwierig gestaltete sich anschließend die Sitzung des Moosburger Stadtrats, der am Montag fast dreieinhalb Stunden lang insgesamt 70 Stellungnahmen aus der Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung abarbeitete.

Am Ende nahm das Gremium den Entwurf für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan nebst Grünordnungsplan und Umweltbericht mit 14:8 Stimmen zur Kenntnis. Das heißt, dass die Pläne nun öffentlich ausgelegt werden, ehe der Stadtrat einen endgültigen Beschluss fasst.

In der Bevölkerung von Aich und Pfrombach regte sich Widerstand gegen die Erweiterungspläne

In der namentlichen Abstimmung sprachen sich Dollinger, Ludwig Kieninger, Reinhard Lauterbach, Hans Reif, Thomas Grundner (alle FW), Rudolf Heinz, Georg Hadersdorfer, Erwin Weber, Karin Linz, Manfred Tristl, Ludwig Haberl (alles CSU), Martin Pschorr (SPD), Philipp Fincke (FDP) und Gerhard-Michael Welter (AfD) für den Entwurf aus. Michael Stanglmaier, Johannes Becher, Verena Kuch, Evelin Altenbeck, Alfred Wagner (alle Grüne) Julia Neumayr (Fresh), Stefan John (Linke) und Gerd Beubl (SPD) waren dagegen.

Die Firma ELA hat ihren Betrieb ursprünglich um 4,6 Hektar vergrößern wollen. Gegen diese Dimensionen regte sich allerdings nicht nur Widerstand in Teilen des Stadtrats, sondern auch in der Bevölkerung von Pfrombach und Aich, was zur Gründung einer Bürgerinitiative führte. Seine Vorgängerin Anita Meinelt (CSU) habe zwischen beiden Seiten "mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl", vermittelt, lobte der Bürgermeister. Heraus gekommen sei ein "tragfähiger, vernünftiger Kompromissvorschlag". Die Erweiterungsfläche beträgt nur noch 2,5 Hektar. In den Geltungsbereich des Bebauungsplans werden das bestehende Betriebsgelände und eine 1,6 Hektar große Streuobstwiese aufgenommen, die von ELA als Ausgleichsfläche angelegt wird. Das Bebauungsplangebiet umfasst somit insgesamt 7,6 Hektar.

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"In Bayern ist es für uns sehr gut gelaufen, deshalb sind wir jetzt an unserer Kapazitätsgrenze angelangt", so der ELA-Geschäftsführer

In der Sitzung wurden die bekannten Argumente ausgetauscht. ELA-Geschäftsführer Günther Albers führte ins Feld, dass man in den sechs Jahren seit der Standorteröffnung in Pfrombach "den Markt erobert" habe, "in Bayern ist es für uns sehr gut gelaufen, deshalb sind wir jetzt an unserer Kapazitätsgrenze angelangt". Die Firma auf dem benachbarten und bereits versiegelten Nau-Grundstück zu erweitern, wie von einigen gefordert, gehe schlicht nicht, "weil die Firma Nau nicht an uns verkauft". Albers versicherte, die Lärmgrenzwerte würden eingehalten. Zudem stellte er in Aussicht, die Zahl von derzeit 50 Arbeitsplätzen auf rund 100 zu verdoppeln.

Der Bürgermeister betonte das öffentliche Interesse an den von ELA produzierten Raum- und Gebäudecontainern: "Container werden überall nachgefragt und gebraucht, ob beim Landkreis zur Unterbringung von Flüchtlingen oder hier in Moosburg für Schulen und Kindergärten."

Grünen-Sprecher Michael Stanglmaier kritisierte "erhebliche Eingriffe ins Landschaftsbild"

Grünen-Sprecher Michael Stanglmaier kritisierte "diese massive Erweiterung". Er sieht "erhebliche Eingriffe ins Landschaftsbild", der Dorfcharakter von Pfrombach werde zerstört, gute Ackerböden versiegelt. Zudem fürchtet er eine Zunahme des Schwerlastverkehrs durch Aich. Das sei nicht der ideale Standort, gab FW-Fraktionschef Kieninger zu, "aber den idealen Standort gibt es nicht". Bedenken bezüglich Versiegelung, Flächenverbrauch und Verkehr seien ernst zu nehmen, "aber da fahren nicht 100 Fahrzeuge gleichzeitig los wie bei Amazon in Degernpoint". Julia Neumayr befürchtet "eine Verschandelung von Pfrombach". Arbeitsplätze dürften bei der guten Lage im Kreis Freising kein Argument sein, meinte sie. Philipp Fincke kritisierte, dass die Firma "2016 einen Standort eröffnet und 2019 plötzlich das Dreifache an Fläche braucht". Doch nun habe man "eine Lösung, mit der alle leben können". Während sich Stefan John dem Standpunkt von Stanglmaier und Neumayr anschloss, teilte Gerhard-Michael Welter die Ansicht von Kieninger und Fincke.

Uneinigkeit dagegen bei der SPD. "Wenn eine neue Firma mit dem Antrag gekommen wäre, hätten wir ihn sicher abgelehnt, aber das ist ein Sonderfall", sagte Martin Pschorr. Dem Vorwurf des Spekulantentums habe man mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan entkräftet. Gerd Beubl dagegen gab "den Bedenken der Anwohner mehr Gewicht als den Interessen der Firma". Der vorliegende Entwurf erfülle die Kriterien der CSU, sagte deren Sprecher Rudolf Heinz: "Erweiterung ja, aber nur für ELA und nur so viel, wie unbedingt nötig." Dem Entwurf könne man gut zustimmen.

© SZ vom 24.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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