Erhöhte PFOS-Werte:Fischer warten ab

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Noch ist offen, ob Zuchtbetriebe von den erhöhten Werten für PFOS-Chemikalien in Moosach und Mauka betroffen sind.

Von Nadja Tausche, Eching/Neufahrn

Bei den erhöhten Werten von PFOS-Chemikalien in Moosach und Mauka ist die generelle Einstellung der Fischzüchter im Landkreis: Erst einmal abwarten. Vor knapp zwei Wochen hat das Wasserwirtschaftsamt München erst in der Moosach und jetzt auch im Nebenfluss Mauka eine erhöhte Konzentration von sogenannten perfluorierten Alkylsubstanzen gefunden. Auch die Fische in der Moosach waren belastet: Messungen des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zufolge, war die mittlere PFOS-Konzentration um ein Fünffaches höher als der bayerische Mittelwert.

Aber: Dabei seien nur wild lebende Fische untersucht worden, sagt Harald Berger von der Fischzucht Moosmühle Berger und Grasse - die Ergebnisse der Untersuchungen von Fischen direkt aus den Betrieben seien noch nicht da. Deswegen könne man jetzt noch gar nicht sagen, ob überhaupt Fische aus Zuchtbetrieben von den erhöhten Werten betroffen sind und wenn ja, welche Betriebe das sind. Zudem würden die einzelnen Fischarten Chemikalien unterschiedlich aufnehmen, so Berger.

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Wie die Moosach selbst ist ihr Nebenfluss mit perfluorierten Alkylsubstanzen belastet, außerdem ist das Grundwasser betroffen.

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Auch Johannes Schnell sieht das so, er ist Leiter des Referats für Fischerei, Gewässer- und Naturschutz beim Landesfischereiverband Bayern. Zu den Konsequenzen der gemessenen Werte könne man noch nichts sagen, meint er. Bei der Landesfischzuchtanstalt Mauka, die dem Verband gehört, werde man die Fische normal weiterfüttern, bis man mehr wisse.

Die Kunden werden weiter verunsichert, fürchten die Züchter

Die Fischzüchter im Landkreis sind durch den Malachitgrün-Skandal schon mitgenommen. Seit Anfang März habe er deswegen "locker die Hälfte weniger Umsatz" gemacht, sagt Berger. Jetzt befürchten sie, dass die Kunden durch die gemessenen Werte zusätzlich verunsichert werden.

Ob die erhöhten Werte an PFOS-Chemikalien schon Auswirkungen auf den Verkauf haben, könne er jetzt aber noch nicht sagen, sagt Peter Baumgartner. Die Ergebnisse sind erst vor knapp zwei Wochen festgestellt worden. Baumgartner beklagt, dass die Züchter nicht informiert würden. Oft erfahre er erst aus den Medien von neuen Untersuchungsergebnissen.

Das Landratsamt sieht das anders. Vor knapp zwei Wochen warnte das Amt, ein gelegentlicher Verzehr sei gesundheitlich unbedenklich - ein langfristiger und regelmäßiger Verzehr von Fischen aus der Moosach könne jedoch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Diese Warnung habe man "unverzüglich" veröffentlicht, sagt Landratsamt-Sprecher Robert Stangl zu der Kritik. "Darüber hinaus wurden zeitgleich unter anderem auch alle genehmigten Fischzuchtbetriebe im Landkreis schriftlich vom Landratsamt Freising über die getroffenen Feststellungen und die ausgesprochene Warnung informiert." Über die konkreten Messerergebnisse könne nur das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit selbst informieren.

Wo kommen die Chemikalien her?

Was die Ergebnisse für die Fischer tatsächlich bedeuten, hängt jetzt von den Untersuchungen des besagten Landesamtes ab. Das Amt prüft, ob auch die Fische aus der Mauka gesundheitsschädlich sind - bisher wurde nur das Wasser des Flusses untersucht. Wo die Chemikalien herkommen, untersucht wiederum das Wasserwirtschaftsamt. Behördenleiter Christian Leeb geht davon aus, dass sich die Chemikalien über mehrere Jahre hinweg angesammelt haben, wie er am Montag sagte. Denn auch im Grundwasser bei Eching hat das Amt erhöhte Werte bei den Chemikalien festgestellt.

Dabei sei der Landkreis Freising kein Einzelfall, meint Schnell vom Landesfischereiverband. "Überall ploppen derzeit solche Fälle auf", sagt er: Sowohl über belastetes Grundwasser als auch über die Flüsse. Sollte sich bei den Untersuchungen in Moosach und Mauka herausstellen, dass es sich um ein flächendeckendes Problem handele, müsse man sich langfristige Lösungen überlegen, so Schnell. Momentan sollten sowohl Fischzüchter als auch Angler sensibilisiert sein, rät er - man müsse aber den zuständigen Behörden auch Zeit geben, konkrete Werte zu messen.

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