Bis vor kurzem war er noch Umweltminister und hat sich gerne "Lebensminister" genannt. Und weil Markus Söder ein besonderes Gespür dafür hat, wenn sich der politische Wind dreht, ist er oft schneller als andere auf neuen Kurs gegangen. Nach Fukushima war er einer der ersten Unionspolitiker, der den Abgesang auf die Atomkraft angestimmt hat. Und auch beim Donauausbau hat er sich gegen die Betonfraktion in der CSU gestemmt.
Jetzt ist Söder Finanzminister und damit als Aufsichtsratschef der Flughafen München GmbH auch für die geplante dritte Startbahn zuständig. Hier plagt ihn das ökologische Gewissen allerdings überhaupt nicht. "Wir haben das genau geprüft. Es gibt keine vergleichbaren Flächen von derart ökologischer Wertigkeit wie bei der Donau", sagte Söder der Süddeutschen Zeitung.
Der Streit um den Flughafenausbau sei "am Ende immer eine Abwägung" zwischen Chancen und Risiken. Und für Söder überwiegen die Chancen klar. Es gehe auch darum "im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsstandorten bestehen zu können" sagt er. "Wir dürfen nicht abgehängt werden, schon gar nicht wegen unserer Exportorientierung."
Sein Chef Horst Seehofer hatte allerdings Ende Oktober für die CSU eine Art Tapetentür gezimmert, durch die sie sich notfalls von dem umstrittenen Flughafenprojekt für eine Weile würde verabschieden können. Seehofer hatte ein Junktim zwischen der dritten Startbahn und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in der Flughafenregion hergestellt. Beides müsse parallel umgesetzt werden. Bis die Straßen- und Schienenprojekte nicht baureif sind, können auch am Flughafen die Bagger nicht anrollen - so konnte man Seehofer verstehen.
Söder will sich da nicht so klar festlegen. Auch er beteuert zwar, es müsse "parallele Entwicklungen" bei Startbahn, Lärmschutz und Ausbau der Verkehrswege geben. Aber ob das faktisch einen Baustopp bis nach der Landtagswahl 2013 bedeutet? Da flüchtet sich Söder lieber elegant ins Ungefähre. Vor Abschluss der Verfahren mache es "keinen Sinn, Termine zu nennen".