Am Tag danach lag ein Hauch von Katerstimmung in der Luft. Dass Johannes Becher es nicht zwingend schaffen würde, Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) bei der Landtagswahl das Direktmandat im Stimmkreis Freising abzuluchsen, war natürlich ein realistisches Szenario. Schließlich musste er sich mit 18,6 Prozent der Stimmen dann auch klar hinter Herrmann (31,3) und dem Freie-Wähler-Abgeordneten Benno Zierer (22,0) einreihen. Aber dass es trotz seines guten Platzes auch über die Liste nicht klappen könnte, hat Becher, der seit 2018 für die Grünen im Landtag sitzt, dann nicht unbedingt erwartet.
Ein Endergebnis für die Auszählung der Zweitstimmen lag am Montagnachmittag zwar noch nicht vor, "aber es ist ganz knapp und völlig offen, ob ich wieder im Landtag bin", sprach der merklich angefasste Moosburger ins Telefon. Schon am Vormittag hatte Becher sich sehr zurückhaltend gegeben. "Mal abwarten, wie sich das mit den Zweitstimmen entwickelt", teilte er da mit. Ein paar Stunden später war seine Skepsis keinesfalls verflogen. Vielmehr hatte der 35-Jährige schon eine erste Analyse parat, warum es am Ende nicht reichen könnte. Bei den Grünen hätten "im Speckgürtel um München herum alle verloren und in München selbst sind wir stabil - in der Großstadt herrschen halt andere Verhältnisse". Und da sei es möglich, dass er trotz seines guten Listenplatzes noch von diversen Münchner Kandidatinnen und Kandidaten überholt werde.
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In Oberbayern bekommen die Grünen über die Liste 14 Plätze. "Es steht auf des Messers Schneide, ob ich diesen 14. Platz bekomme", sagte Becher. Die Münchner Stimmkreise waren da alle noch nicht ausgezählt. Wie schon vor fünf Jahren stellte er sich auf eine längere Hängepartie ein: "Ich rechne nicht vor Dienstagnachmittag mit einem Ergebnis."
Er habe natürlich gewusst, "dass es schwierig wird", so Becher. Dass er am Ende tatsächlich den erneuten Einzug ins Maximilianeum verpassen könnte, damit hat er aber nicht unbedingt gerechnet. "Bei dem Aufwand, den ich die vergangenen fünf Jahre betrieben habe und bei der ganzen Arbeit habe ich nicht das Gefühl, dass es verdient wäre, wenn ich rausfliege", sagte er, "aber die Wahrheit liegt in der Urne". Um seine Arbeit sei es bei der Wahl gar nicht gegangen, stellte der 35-Jährige ernüchtert fest: "Es ging nur um die Bundespolitik." Und da mussten die Grünen wie die beiden anderen Ampelparteien SPD und FDP Federn lassen.
Beim Thema Startbahn nimmt er die anderen beiden Landkreis-Abgeordneten in die Pflicht
Noch sei ja nichts entschieden, betonte Becher zwar, "aber sollte es so sein, dass ich nicht mehr reinkomme, dann ist es halt so". Dann, so sagte er mit Blick auf Florian Herrmann und Benno Zierer, "kann ich den anderen Zwei nur gratulieren und hoffen, dass sie ihr Versprechen einlösen und sich dafür einsetzen, das Baurecht für die dritte Startbahn aufzuheben". Er jedenfalls werde "das genau beobachten".
Sollte er selbst aus dem Landtag ausscheiden, sei seine Zukunft völlig offen: "Ich bin bereit für neue Aufgaben, wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf - und ich bin ja Gott sei Dank gut ausgebildet."
