Corona-Tests in Freisinger Kitas:"Besser als nichts"

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Von Montag an müssen Eltern ihre Kinder wöchentlich dreimal zuhause testen. Im Landkreis zweifelt man am großen Nutzen der neuen Regel und ist skeptisch, ob das der große Wurf ist.

Von Gudrun Regelein, Freising

Keine andere Bevölkerungsgruppe stand so lange unter Corona-Generalverdacht wie Kinder, für deren Einrichtungen sehr lange noch Testpflichten galten. Das lag nicht nur daran, dass man es nicht besser wusste. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

"Vertrauensvoll, praktikabel und unbürokratisch" sei das neue Kita-Testkonzept, so zumindest postuliert es das bayerische Sozialministerium. Von kommenden Montag an gilt in den bayerischen Kindertagesstätten eine Testpflicht: Montags, mittwochs und freitags müssen die Eltern ihre Kinder auf das Coronavirus testen, so ist es in der 15. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung verankert. Ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zur Einschulung können Kinder nur betreut werden, wenn Eltern den Einrichtungen ein negatives Testergebnis vorlegen. Am Nutzen dieser neuen Verordnung aber wird gezweifelt, auch im Landkreis Freising ist das so.

In der Kindertagesstätte Sonnenschein in Freising beispielsweise sieht man die Nachweispflicht mit Skepsis, hier gibt es vor allem Zweifel, dass ausreichend Testkapazitäten zur Verfügung stehen werden. Die Apotheken wurden zwar über den steigenden Bedarf informiert, heißt es dazu aus dem Landratsamt. Aber auch das Staatsministerium habe bereits in einem Schreiben darauf hingewiesen, dass bei Lieferengpässen Apotheken in Einzelfällen nicht auf Großbestellungen reagieren könnten. "Wir haben Vorräte da", sagt die Freisinger Apothekerin Ingrid Kaiser. Sie habe frühzeitig bestellt und das Kontingent auch bekommen. Bereits an diesem Dienstag aber hieß es von ihrem Lieferanten, dass es wegen der enormen Bestellmenge zu Verzögerungen kommen könne, berichtet Kaiser. Seit Anfang des Jahres können Eltern die Berechtigungsscheine, die sie in den Einrichtungen bekommen, einlösen - pro Schein werden zehn Selbsttest-Kits ausgehändigt, sagt Kaiser. "Das haben viele auch schon getan, da geht was."Insgesamt vier Scheine geben die Einrichtungen noch bis zum 31. März aus.

Ob die Omikron-Variante erkannt wird, ist von Test zu Test unterschiedlich

"Die am häufigsten von den Eltern gestellte Frage ist, ob der Test auch die Omikron-Variante erkennt", sagt Kaiser. Das sei von Test zu Test unterschiedlich, bei dem Test, den es bei ihr gebe, sei dies der Fall. Falls die Eltern zuverlässig seien und korrekt testen, sei die Testpflicht sinnvoll, meint die Apothekerin. "Eine hundertprozentige Sicherheit aber bietet der Test nicht. Aber wir haben sonst nichts in der Hand." Nur so könnten Infektionsketten frühzeitig unterbrochen werden. Sie könne nur an die Eltern appellieren, den Test korrekt anzuwenden und sich bei Fragen an die Kita oder Apotheke zu wenden. "Und selbst wenn es unter den Eltern schwarze Schafe gibt, ist die Testpflicht besser als nichts."

Eva Bönig ist Vorsitzende des Freisinger Kinderschutzbundes und sie war viele Jahre lang Leiterin eines Kindergartens. Bönig sieht die Testpflicht etwas skeptischer. "Ich weiß nicht, ob das wirklich funktioniert", sagt sie. Zu einem gebe es bei den Tests eine nicht unerhebliche Fehlerquote. Zum anderen seien die Eltern keine Experten, "es kann schon passieren, dass das nicht alles richtig gemacht wird." Dem Erziehungspersonal in den Kitas aber dürfe man die Testung auf keinen Fall aufbürden, betont Bönig. Das habe in den vergangenen Monaten bravouröse Arbeit geleistet, so wurde unter anderem ein Hygienekonzept für die Einrichtungen entwickelt. "Aber nun auch noch dreimal in der Woche viele Kinder testen, das geht einfach nicht." Die Tests würden eine Sicherheit vorgaukeln, die es vielleicht gar nicht gebe, meint Bönig. "Aber sie sind besser als nichts." Eine wirklich gute Testmöglichkeit für kleine Kinder wären eigentlich die PCR-Pooltests, aber dazu brauche es natürlich wieder Personal und Laborkapazität, sagt sie.

Die Staatsregierung mache sich einen "schlanken Fuß", kritisert Johannes Becher

Der Grünen-Landtagsabgeordneter aus Moosburg, Johannes Becher, dagegen kritisiert das neue Testkonzept als "absolut unzureichend". "Statt zentral und analog zu den Grundschulen PCR-Pooltests zu organisieren, macht sich die Staatsregierung mit der Testnachweispflicht einen schlanken Fuß", heißt es in einer Pressemitteilung. Zwischenzeitlich sei diese sogar noch aufgeweicht worden, selbst Zweifel vom Kita-Personal an einer durchgeführten Testung sollten ignoriert werden. "Das ist enttäuschend, weil es vor allem auf Kosten der Sicherheit für die Kinder geht und auf eine Mehrbelastung des Kita-Personals hinausläuft." Die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag fordere deshalb, die Testdurchführung geschulten externen Personen zu übertragen. Zudem sei eine Kombination aus PCR-Pooltests und Antigen-Schnelltests notwendig, um die Sicherheit für Kinder und Personal in den Kitas zu erhöhen, und um diese dauerhaft offen halten zu können.

In den 15 Kitas in städtischer Trägerschaft sind es etwa 960 Kinder, für die die Eltern ab dem kommenden Montag einen negativen Tast vorlegen müssen. Die Testnachweispflicht erhöhe die Sicherheit für die Kinder, die Familien und die Beschäftigten und helfe mit, Infektionen mit dem Coronavirus aus den Einrichtungen herauszuhalten, sagt Freisings Hauptamtsleiter Rupert Widmann. "Wir setzen auf die bewährte, auf Vertrauen basierende Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Einrichtung", betont er. Die Eltern seien für das Wohl ihrer Kinder verantwortlich und "wir können daher mit einem entsprechend verantwortungsbewussten Handeln rechnen".

Der Start der Nachweispflicht werde praktikabel und unbürokratisch gestaltet. "Wichtig erscheint uns dabei, dass der Test zuhause durchgeführt wird", sagt Widmann. Kinder dürfen also erst nach Vorlage eines Bestätigungsformulars, in dem die Eltern das negative Testergebnis eintragen und unterschreiben, die Einrichtung betreten. Dies sei umso entscheidender, als sich die Kinder dieser Altersgruppe in der Kita ohne Maske bewegen.

© SZ vom 08.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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