Heimatforscher im Landkreis Freising:Alle unter einem Dach

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Kreisheimatpfleger Bernd Feiler wagt einen neuen Vorstoß, die rund 30 Lokalhistoriker im Landkreis bei regelmäßigen Treffen zusammenzubringen. Diese könnten sich bei den zwanglosen Zusammenkünften vernetzen und weiterbilden.

Von Alexandra Vettori, Freising

Sie graben Schätze aus, Schätze aus der Vergangenheit. Auch, wenn die wenigsten so spektakulär sind wie die Reste des im Zweiten Weltkrieg abgeschossenen deutschen Kampffliegers, die der Fürholzer Heimatforscher Ernst Keller 2013 nach Hinweisen eines Sondengängers gefunden hat, leisten Lokalhistoriker eine unschätzbare Arbeit. Etwa 30 dieser meist Hobby-mäßigen Geschichtsforscher gibt es im Landkreis Freising. Was es nicht gibt, ist ein Dach, unter dem sie sich austauschen, Hilfe bei Recherchen holen oder ihre Ergebnisse vorstellen können.

Immer wieder gab es Ansätze, zuletzt versuchte es auf privater Ebene der Verein Geschichtsforum Freising. Doch auch dieses Projekt gilt als gescheitert, der Verein steht vor der Auflösung. Jetzt wagt Kreisheimatpfleger Bernd Feiler einen neuen Vorstoß.

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"Mir schwebt ein Forum für alle Lokalhistoriker im Landkreis vor", berichtete er auf Nachfrage der SZ. Zuerst aber habe er einfach nur ein Treffen organisieren wollen. "Zweimal habe ich schon Einladungen heraus geschickt, aber dann musste ich immer wegen Corona absagen." Feiler ist die Ungeduld anzumerken. "Ich scharre mit den Hufen, sobald es irgendwie möglich ist, geht es los", sagt er. Denn die Zeit drängt. Fast alle der Heimatpfleger und Geschichtensammler sind ältere Herren, die diesem Hobby schon seit vielen Jahren frönen. Und nicht jeder von ihnen gehört zu den eifrig Publizierenden. Die Gefahr ist also groß, dass viele der ausgegrabenen Schätze verloren gehen, wenn ihre "Finder" einmal nicht mehr aktiv sind.

Ein Forum als Möglichkeit auch für Jüngere

Nachwuchs ist kaum in Sicht, sagt Feiler, ein Forum für Geschichtsinteressierte wäre eine Möglichkeit für Jüngere, sich der Materie Heimatgeschichte anzunähern. Eine digitale Plattform ist denkbar, auf der Beiträge zu verschiedenen Themen stehen, die interessierten Laien, Lehrern und Schülern für Referate Anregungen geben könnten.

Auch wenn Corona dem Kreisheimatpfleger bei seinen Aktivitäten bisher noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, bestätigt sieht er sich bereits: "Mit einer Ausnahme habe ich durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Alle haben sich gefreut, dass so was ins Leben gerufen werden soll." Auch für ihn selbst sei ein Treffen wichtig: "Viele der im Landkreis tätigen Lokalhistoriker kenne ich nicht, einige nur über ihre Publikationen." Das erste Treffen, so stellt er es sich vor, soll im Landratsamt stattfinden, "danach kann man sich in den Gemeinden treffen, vielleicht mit einem Vortrag zum jeweiligen Ort oder mit Führungen, sodass wir uns alle weiterbilden können". Feiler weiß, dass Lokalhistoriker gerne an ihren jeweiligen Ortsthemen arbeiten, und zwar unabhängig. "Das Ganze ist mit keinerlei Verpflichtungen für einzelne Herrschaften verbunden", versichert er.

Beat Bühler, Geschichtsforscher aus Allershausen und immer noch amtierender Vorsitzender des Geschichtsforums Freising, freut sich über die Initiative aus dem Landratsamt. "Die Idee ist gut. Es kann sein, dass, wenn der Kreisheimatpfleger das macht, mehr raus kommt als bei uns. Dann ist einer da, der den Karren zieht, von Amts wegen." Das eben sei das Problem des Geschichtsforums als Verein gewesen, der nur von wenigen aktiven Ehrenamtlichen getragen wurde. Auch bei Ernest Lang, dem Vorsitzenden des Neufahrner Heimat- und Geschichtsvereins, stößt Bernd Feilers Initiative auf Wohlwollen. "Ehrlich gesagt, ich warte schon lange darauf, dass da was passiert", sagt er. Im Landkreis-Süden tausche er sich mit den Kollegen der angrenzenden Gemeinden über diverse Forschungsergebnisse bereits rege aus, auch halte man Vorträge und leite sich Infoblätter weiter. "So etwas auf Landkreisebene wäre sicher gut, da können alle Beteiligten nur profitieren", so Lang.

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