Erfolgreicher Heimatforscher:Enormes Echo

Lesezeit: 1 min

Damit hat Ernst Keller nicht gerechnet: Seine Dokumentation über den Luftkrieg im Landkreis füllt noch immer die Kinosäle. Da sich weitere Zeitzeugen gemeldet haben, will er nun ein Buch schreiben

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Mit einem solchen Echo hat Ernst Keller, seit 35 Jahren Heimatforscher aus dem Neufahrner Ortsteil Fürholzen, nicht gerechnet, als er im vergangenen Herbst den zweiteiligen Dokumentationsfilm "Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam" erstmals öffentlich zeigte. Noch immer ist das Interesse riesig: "In den letzten drei Wochen hatten wir vier Vorstellungen und immer volles Haus, im Neufahrner Cineplex-Kino waren wir sechs Wochen lang die Nummer eins, und zu einer Vorführung im Freisinger Asamsaal vor einem Jahr sind über 200 Leute gekommen", erzählt Keller, der mittlerweile auch schon über 700 CDs verkauft hat.

Jetzt will er zum Thema Zweiter Weltkrieg im Landkreis Freising auch ein Buch schreiben, denn - ausgelöst durch die Filmvorführungen - haben sich noch 30 weitere Zeitzeugen gemeldet. "Das ist so viel Stoff, das kann man nicht einfach liegen lassen", sagt Keller, dessen nächstes Buch eigentlich vom Kranzberger Gericht im ausgehenden Mittelalter hätte handeln sollen. Aber, sagt er, "die spannendsten Kriegsgeschichten sind jetzt erst gekommen." Nächstes Jahr an Weihnachten, kündigt Keller an, werde das Buch fertig sein.

Begonnen hatte alles damit, dass eine Gruppe Freisinger Historiker, unter ihnen Ernst Keller, im Jahr 2013 im Massenhausener Wald ein Flugzeugwrack gesucht und dank der Metall-Sonden auch gefunden hatte. Sie entdeckten auch das Typenschild, mit dessen Hilfe rasch der Name des Piloten, Kurt Schmidt, ausfindig gemacht werden konnte. Er war von den Amerikanern abgeschossen worden, doch wo, das wusste bis zu diesem Tag im April 2013 niemand. "Er war 19 Jahre alt, aus Thüringen, ein begeisterter Flieger, aber fast ohne Ausbildung, den haben sie dann in einen deutschen Jagdflieger gesetzt", sagt Ernst Keller.

Noch heute bewegt ihn die Geschichte, die sich durch den Fund entspann. Denn nach einem Aufruf in Zeitungen meldete sich eine alte Dame - die Schwester von Kurt Schmidt. Sie schickte Ernst Keller sämtliche Unterlagen ihres Bruders, darunter auch ein Foto des jungen Mannes. Dessen Mutter war damals bereits tot, der Vater hatte ihr die ganze Zeit über nicht verraten, dass er vom Absturz des Sohnes wusste. Er wollte seiner Frau die Hoffnung nicht nehmen, dass der Sohn eines Tages wieder heimkommen würde.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: