Mobilität im Landkreis Freising:Ein Radweg für 20 Millionen Euro

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Bis Achering führt bislang ein Radweg entlang der Staatsstraße 2350 Richtung Garching. Um auf den Isardamm zu gelangen, bedarf es einer Brücke oder einer Unterführung. (Foto: Johannes Simon)

Der Radweg von Freising nach Garching soll bis zu 20 Millionen Euro kosten. Zuschüsse gibt es bislang keine. Der Landkreis Freising will dennoch die Planung vorantreiben.

Von Peter Becker, Freising

Eine Herzensangelegenheit ist für Landrat Helmut Petz (FW) der Radweg zwischen Freising und Garching. Die Strecke, entweder an der Staatsstraße 2035 oder auf den Deichbefestigungswegen auf dem Isardamm, wäre wichtig, um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad zu bewegen. Zumal sie die Forschungsstandorte Weihenstephan und Garching miteinander verbindet. Der Haken daran ist, dass die Umsetzung des Projekts zwischen elf und 20 Millionen Euro kostet. Zuschüsse gibt es bislang keine. Der Kreisausschuss des Kreistags lehnt eine Finanzierung in Sonderbaulast ab. Als Kompromiss hat sich das Gremium mit 9:5 Stimmen darauf geeinigt, das Projekt bis zu einer bestimmten Planungsstufe voranzutreiben, die ein Budget von 70.000 Euro nicht überschreitet. So lautet die Empfehlung an den Kreistag, der am Mittwoch, 26. Oktober, über das weitere Vorgehen entscheidet.

Die Kommunen Freising, Eching, Neufahrn, Hallbergmoos und der Flughafen im Erdinger Moos sind am Bau des Radwegs stark interessiert. Über zwei Förderprogramme hätte es erkleckliche Zuschüsse gegeben, doch der Zugang zu einem der beiden ist dem Radweg nach Garching verwehrt geblieben. Der Verwaltung am Landratsamt erscheint jetzt eine Förderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz als die wirtschaftlichste Form der Förderung.

Den Radweg in Sonderbaulast zu bauen, lehnen einige Kreistagsmitglieder strikt ab

Den Radweg in Sonderbaulast, also überwiegend auf eigene Kosten zu bauen, lehnen einige Kreisrätinnen und Kreisräte strikt ab. Für Rainer Schneider (FW) kommt nur in Frage, dass das Projekt bis zu einer bestimmten Stufe vorangetrieben wird, was den Landkreis etwa 70.000 Euro kostet. Die Planungen können dann beendet werden, ohne dass diesem finanzielle Nachteile entstehen. Dann steht fest, welche Kosten entstehen und entsprechende Förderanträge können gestellt werden. "Im Übrigen kann es nicht sein, dass wir einen Weg bauen, der von übergeordneten Stellen nicht gefördert wird", verdeutlichte Schneider. Angesichts der hohen Kosten sei den Freien Wählern unwohl, fügte er hinzu.

"Der Freistaat spatzt sich ab und der Landkreis schreit Hurra", äußerte Johann Stegmair (CSU) sein Unverständnis. Er verwies auf den Schnellbus, der Freising mit den Forschungseinrichtungen in Garching verbindet. Der Landkreis solle sich auf die Radwege entlang der Kreisstraßen beschränken. Manuel Mück (CSU) stellte klar, dass seine Fraktion dem Projekt nur bei der höchstmöglichen Förderung zustimme. Außerdem gebe es schon einen Radweg: den entlang der Isar nach München.

Johannes Becher warnt davor, die Planungen auf den Sankt-Nimmerleinstag zu verschieben

Den finden die Befürworter des Radwegs nach Garching als denkbar ungeeignet. Johannes Becher (Grüne) warnte davor, die Planungen auf den Sankt-Nimmerleinstag zu verschieben. Die 70.000 Euro sollten in die Hand genommen werden, um Fortschritte zu erzielen. Sebastian Thaler (SPD) sprach von einem "Leuchtturmprojekt". Der Weg entlang der Isar sei nicht "alltagstauglich", der müsste des schnelleren und sicheren Fortkommens wegen asphaltiert sein. Der Radweg sei nicht für Freizeitradler gedacht, fügte Robert Wäger (Grüne) hinzu. Die jungen Leute wünschten sich so eine schnelle Verbindung. Falls dieser Radweg nicht gebaut werde, fürchtet er die Abwanderung der hochqualifizierten Leute.

Ein asphaltierter Weg auf dem Isardamm in einem Landschaftsschutzgebiet kommt für Schneider nicht in Frage. Ebenso eine Beleuchtung. Und ohne diese wäre der Radweg abends wohl kaum frequentiert. Das Projekt sei im Moment nicht für eine qualifizierte Abstimmung geeignet. Die Investition von 70.000 Euro sei aber hilfreich, um zu einer Entscheidung zu kommen. Dass der Landkreis den Bau des Radwegs in Sonderbaulast übernimmt, ist derzeit außer Frage. Ein Kompromiss ist es, die Planungen bis zu einer Grenze von 70.000 Euro voranzutreiben.

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