Mobilitätswende in und um Freising:Schneller Radweg statt Fahrradschnellweg

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Radfahren ist zwischen Freising und Garching vielerorts eine gefährliche Anlegenheit. Einen durchgängigen Radweg gibt es nicht - wie hier auf dem Weg von Mintraching nach Dietersheim müssen die Radler am Ortsausgang auf die Straße wechseln. (Foto: Marco Einfeldt)

Landkreis will sich mit einem Sechs-Punkte-Programm zum Ausbau der Radinfrastruktur vom als zu langsam empfundenen Tempo des Freistaats emanzipieren und eigene Prioritäten setzen

Von Alexander Kappen, Freising

Der Moosburger Grünen-Kreisrat Michael Stanglmaier fand klare Worte: "Die Berliner waren mit ihrem Flughafen noch deutlich schneller als der Freistaat Bayern beim Ausbau seines Radwegenetzes - das ist ein verheerendes Signal, das da ausgesendet wird." Der Landkreis Freising möchte sich beim Radwegeausbau deshalb ein wenig davon emanzipieren und etwa zwischen Freising und Garching auch ohne den Freistaat loslegen. Diese Verbindung steht laut der Vorschläge zur Priorisierung des Radwegeausbaus im Landkreis, die in der jüngsten Sitzung des Kreistags-Planungsausschusses vorgestellt wurden, auf der Agenda ganz oben.

Bayerns Umweltministerin Kerstin Schreyer (CSU) habe mitgeteilt, dass ein Fahrradschnellweg zwischen Freising und Garching derzeit nicht im bayerischen Ausbauprogramm vorgesehen und mit einer Verwirklichung nicht vor 2035 zu rechnen sei, sagte Landrat Helmut Petz (FW) in der Sitzung. Aber es gebe auch die Möglichkeit einer Sonderbaulastregelung und andere Fördermöglichkeiten als die für Fahrradschnellwege. Das Staatliche Straßenbauamt habe seine Unterstützung zugesagt, und so könne man dort, wo man entsprechende Grundstücke schon habe, starten. Etwa auf einem 3,50 Meter breiten Deichverteidigungsweg. Mit diesen geringeren Ausmaßen sei das "dann halt kein Fahrradschnellweg, sondern ein schneller Radweg", in dem Sinne, "dass wir schnell was auf die Beine stellen", so der Landrat.

Stanglmaier plädierte dafür, sich nicht zu sehr auf den Bau von Teilstücken zu konzentrieren. Damit Fahrradwege angenommen würden, müssten sie vollständig sein. Auch Josef Deliano (CSU) meinte, "statt Teilstücke zu bauen, sollte man sich um Lückenschlüsse kümmern - zum Beispiel an der Staatsstraße zwischen Mauern und Moosburg mit Anschluss an den Bahnhof, da hätte man einen wirklichen Nutzen".

Für das weitere Vorgehen beim Ausbau der Radwege im Landkreis verabschiedete der Planungsausschuss ein Sechs-Punkte-Paket. So soll eine Rangfolge für den Bau von Geh- und Radwegen festgelegt werden. Das bestehende und aktuelle Radwegemaßnahmenkonzept könne als Grundlage für die Priorisierung genutzt werden, erläuterte Andreas Kämper, im Landratsamt für das Sachgebiet Tiefbau zuständig.

Die hier mit der Priorität "hoch" gekennzeichneten Radwege könnten "in Zusammenhang mit den Verkehrszahlen für den Auto- und Lastwagen-Verkehr priorisiert werden", so der Vorschlag. Auf Basis dieser Rangfolge soll dann ein Radwegebauprogramm, vergleichbar mit dem Straßenausbauprogramm, erstellt werden.

Drittens soll an dem Grundsatz festgehalten werden, "dass der Ausbau von Radwegen nur unter Beachtung der für eine Förderung maßgeblichen Kriterien erfolgen soll". Im Einzelfall soll ausnahmsweise aber davon abgewichen werden können, wenn die Maßnahme ansonsten am Grunderwerb scheitern würde. Beim Ausbau von Kreisstraßen wird laut Beschluss aktiv versucht, einen Geh- und Radweg mit zu realisieren. Um den Ausbau von Kreisstraßen nicht zu verzögern, wird der Bau eines Geh- und Radweges im Fall des gescheiterten Grunderwerbes aber hinten angestellt.

Für die Planung des nötigen Grunderwerbs soll der Landkreis Freising zuständig sein - wobei das aber nur mit Unterstützung der Gemeinden gehe, so Kämper. Die Gespräche mit den Grundstückseigentümern werde man weiterhin den Bürgermeistern überlassen, "weil sie einfach nähr dran sind, wir sind als Landkreis-Behörde einfach zu weit weg". Weil im Sachgebiet Tiefbau die Stelle des Planers derzeit vakant ist, sollen Planungsleistung und Baubegleitung an externe Büros vergeben werden. "Aber nur, bis wieder alle Stellen besetzt sind", so Kämper. "Wenn wir es selber machen, ist die Qualität höher, weil externe Büros wirtschaftliche Interessen haben, während wir einfach wollen, dass es gut gemacht wird."

© SZ vom 14.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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