Coronavirus:Fünf weitere Fälle im Landkreis

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Atemschutzmasken sind auch in Freising mittlerweile Mangelware. (Foto: dpa)

Sie stehen alle im Zusammenhang mit dem Mann, der seit Sonntagabend im Freisinger Klinikum behandelt wird. Hier die Infos im Überblick.

Von Birgit Goormann-Prugger, Petra Schnirch und Clara Wollmann, Freising

Update vom 03. März 2020, 11:00 Uhr

Die Zahl der Coronavirus-Fälle im Landkreis Freising steigt: Fünf weitere Personen haben sich angesteckt. Das hat das bayerische Gesundheitsministerium am Montagabend bekanntgegeben. Sie stünden im Zusammenhang mit den beiden bereits bekannten Fällen aus dem Landkreis. Seit Sonntagnacht befindet sich ein Mann im Freisinger Klinikum, der sich vermutlich in der Gegend um Köln angesteckt hat. Er ist Mitarbeiter der Freisinger Stadtwerke, die den Kundenverkehr daraufhin vorerst bis Dienstag eingestellt haben. Am Montag teilte das Ministerium dann zunächst mit, dass sich eine Kontaktperson des Mannes angesteckt habe. Dabei handelt es sich laut Eva Zimmerhof, Pressesprecherin im Freisinger Landratsamt, nicht - wie anfangs befürchtet - um die Ehefrau des Mannes, die im Zollinger Kindergarten "Kleine Strolche" arbeitet, sondern um ein weiteres Familienmitglied. Der Kindergarten war vorsorglich bis Ende der Woche geschlossen worden. Das bleibt auch so. Dem infizierten Mann gehe es nach wie vor relativ gut, so das Landratsamt.

Um die Persönlichkeitsrechte betroffener Menschen und die ärztliche Schweigepflicht zu wahren, könnten keine weiteren Informationen über Kontaktpersonen der Infizierten gegeben werden - ebenso wie über Personen, die sich in Quarantäne befinden, heißt es aus dem Landratsamt. Seit Samstagabend würden die Kontaktpersonen des Erkrankten ermittelt, kategorisiert, priorisiert und gegebenenfalls getestet. Das Gesundheitsamt sei derzeit in voller Aktion, die Meldung, dass rund um die Uhr ein Bereitschaftsdienst besetzt sei, wurde am Montag jedoch widerrufen.

Die Freisinger Stadtwerke haben den Kundenverkehr vorsorglich bis Dienstag eingestellt

Wie ebenfalls am Montag bekannt wurde, arbeitet der infizierte Mann bei den Freisinger Stadtwerken. Noch am Sonntag wurden nach Informationen des Unternehmens die Kollegen, die in direktem Kontakt zu dem Infizierten gestanden haben, durch das Gesundheitsamt informiert. Sie wurden aufgefordert, zuhause zu bleiben. Tests dieser Personen würden bereits laufen, heißt es. Die Ergebnisse liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor. Aus rein vorsorglichen Gründen haben die Stadtwerke den Kundenverkehr zunächst bis einschließlich Dienstag eingestellt. Die Kundeninformation an der Wippenhausener Straße ist geschlossen, planmäßige Arbeiten bei Kunden durch die Techniker und Monteure sind ausgesetzt. "Wir nehmen den Vorfall außerordentlich ernst und ergreifen vorsorglich diese Maßnahmen", sagte Dominik Schwegler, Geschäftsführer der Stadtwerke. Für diese Vorsichtsmaßnahme gebe es keine Anweisung des Freisinger Gesundheitsamtes.

Die Freisinger Stadtwerke seien sowohl telefonisch als auch über das Internet weiterhin für ihre Kundinnen und Kunden erreichbar. Störungsfälle würden selbstverständlich wie gewohnt behoben, der Störungs- und Bereitschaftsdienst sei gewährleistet.

Schüler, die in den Ferien in Risikogebieten waren, sollen zunächst zu Hause bleiben

Unterdessen hat das bayerische Kultusministerium zum Schulstart nach den Faschingsferien den Schulleitern dazu geraten, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Auf der Website des Ministeriums heißt es, "Schülerinnen und Schülern, die innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet waren, wird angeraten, unabhängig von Symptomen unnötige Kontakte zu vermeiden und, sofern das möglich ist, zu Hause zu bleiben".

Im Freisinger Camerloher-Gymnasium traf diese Vorkehrung nach Information von Direktorin Andrea Bliese in einem Fall zu. "Ein Schüler bleibt vorsorglich zuhause, die Eltern waren am Gardasee auf lombardischer Seite und haben sich am Montagmorgen telefonisch gemeldet", berichtet sie. Wie lange der Schüler nun zu Hause bleiben muss, das wisse sie auch nicht. "Wir haben da keine Erfahrung", so Andrea Bliese, die auch noch eine andere Sorge umtreibt. "Was mache ich denn mit den Schülern aus Zolling und den Lehrern, die dort leben?"

An den Schulen hat man den Eindruck, im Freisinger Gesundheitsamt herrsche ein planvolles Vorgehen

Das Freisinger Gesundheitsamt, so Landratsamts-Sprecherin Eva Zimmerhof, stehe auf jeden Fall hinter den Empfehlungen des Kultusministeriums für Schüler, die sich in den Ferien in Risikogebieten aufgehalten hätten. Wie lange diese Schüler nun zu Hause bleiben sollen, müsse nun allerdings das Kultusministerium entscheiden.

Die Eltern waren von den Schulen schon am Samstag über Online-Portale von der Empfehlung des Kultusministeriums in formiert worden. So auch im Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasium, wo der Direktorin Nicole Storz am Montag drei entsprechende Absenzen vorgelegt wurden. Manfred Röder vom Freisinger Dom-Gymnasium wurden zwei Fälle gemeldet. Am Moosburger Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium war es gar keiner.

Direktor Manfred Röder erklärte, dass im Freisinger Dom-Gymnasium am Montag nach den Ferien noch einmal die allgemeinen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und die richtige Husten- und Niesetikette im Unterricht in allen Klassen thematisiert worden seien. Er habe überdies den Eindruck, dass im Freisinger Gesundheitsamt beim Thema "Corona" ein planvolles Vorgehen herrsche und "die uns wohl auf dem Laufenden halten werden".

In den Freisinger Apotheken und Drogeriemärkten ist die Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus schon seit einiger Zeit zu spüren. "Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken sind seit mehreren Wochen restlos ausverkauft und niemand weiß, wann Nachschub geliefert werden kann", sagte beispielsweise ein Angestellter. Auch nach Taschentüchern und Toilettenpapier herrscht ungewöhnlich hohe Nachfrage. Zu Hamsterkäufen von Lebensmitteln scheint es indes noch nicht gekommen zu sein. Leere Nudelregale seien vor allem auf interne Probleme eines Teigwaren-Herstellers zurückzuführen, haben Mitarbeiter mehrerer Supermärkte erklärt.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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