Norbert Huber:Der Mann für musikalische Großprojekte

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Gemeinsam singen und Spaß haben, das will Kirchenmusiker Norbert Huber beim "Offenen Singen" erreichen. (Foto: Marco Einfeldt)

Nach der "Feuerhex"-Inszenierung und dem "Korbinian"-Musical auf dem Freisinger Marienplatz plant Kirchmusiker Norbert Huber schon das nächste Großprojekt mit 200 Mitwirkenden. Er fordert dazu auf, mehr zu versuchen, Träume zu verwirklichen.

Interview von Katharina Aurich, Freising

Im Alter von zehn Jahren hat Norbert Huber begonnen, Kirchenorgel zu spielen. Sein Vorbild war sein Vater, Landwirt und Organist in Sünzhausen, wo Huber auf dem elterlichen Bauernhof aufwuchs. Er besuchte das Freisinger Camerloher-Gymnasium und wählte als Hauptfach das Orgelspiel. Eigentlich wollte er Lehrer werden, entschied sich dann aber für die Kirchenmusik. Nach seinem Studium in München und am Mozarteum in Salzburg arbeitete Huber zehn Jahre in München, dann zog es ihn wieder nach Freising, wo er in Sankt Lantpert eine Dreiviertel-Stelle als Kirchenmusiker innehat.

Freisinger Köpfe
:Nicht ohne Kirchenmusik

Norbert Huber erfüllt sich Träume und plant nach der "Feuerhex" und dem Korbiniansmusical nun das nächste Projekt.

SZ: Welche Bedeutung hat Religion für Sie?

Huber: Für mich besteht Religion aus Geschichten, die man durch die Musik erfährt. Meine Beziehung zur katholischen Kirche ist ein stetiges Auf und Ab, manchmal ecke ich an, aber meine Verbindung dazu wird dadurch immer intensiver. Aber die Kirche vereinnahmt ihre Mitarbeiter komplett, deshalb sollte man neben seinem Kirchenjob auch noch einen weltlichen haben. Der Schuldienst ist für meine Persönlichkeit schonender und eine gute Ergänzung.

Warum arbeiten Sie dann nicht ausschließlich in Schulen?

Die Kirchenmusik ist das Letzte, auf das ich verzichten würde. Das werde ich machen, bis ich sterbe.

Musikunterricht in Berufsschulen, machen die Schüler da mit?

Für mich ist Musik zutiefst sozial. Natürlich machen die Schüler mit, wenn wir gemeinsam singen, dann steht die Frage im Raum: Wie stehe ich zu dir, wie kommen wir uns näher? Wenn Menschen zusammen Musik machen, passiert etwas Paradiesisches. Außerdem mag ich es zu fusionieren, traditionelle und moderne Musik, das ist spannend und packend und gefällt den Schülern.

Warum absolvieren Sie zurzeit noch eine Ausbildung zum Theaterregisseur?

Im Theater werden alle zusammengeführt, und das will ich noch besser lernen. Ich plane gerade ein neues Projekt mit Flüchtlingen, die ich in Musik unterrichte, zusammen mit der Theatergruppe der Fachakademie für Sozialarbeit und meinem Kinder- und Jugendchor Sankt Lantpert. Dabei sollen die Geflüchteten auch gleich noch Deutsch lernen. Das Ganze ist wahnsinnig anstrengend, aber es funktioniert und macht mir viel Freude.

Welche Eigenschaften waren für Sie als Intendant beim Korbinian-Musical besonders wichtig, damit das Projekt gelingen konnte?

Es ist wichtig, ein Schlitzohr zu sein, jeder Mensch hat seinen eigenen Kopf. Ich habe gelernt, eigene Wege zu gehen, gemeinsam mit anderen, aber deren Energien zuzulassen. Und ich finde es wichtig, Aufgaben abgeben zu können und anderen zu vertrauen. So entsteht ein gutes, kreatives Team. Leider fehlt in Firmen oft das Kreative, es geht nur um das Funktionieren.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Open-Air-Musical auf dem Marienplatz zu machen?

Während eines Besuchs in Dinkelsbühl erlebte ich, wie schön es sein kann, wenn Stadt und Kulturamt zusammenarbeiten. Dort wurde ein Open-Air-Stück mitten in der Stadt aufgeführt. Mir war schon immer klar, dass die Feuerhex und Korbinian nur auf dem Marienplatz spielen können, an dem Ort, wo auch die Geschichten spielen. Aber so ein Projekt kann nicht einer oder eine Institution alleine verwirklichen. Mir war und ist wichtig, die Stadt, Kirche und Schulen mit im Boot zu haben.

Es war nicht einfach, die Stadt von Ihren Projekten zu überzeugen.

Nein, beim Alt-OB hatte schon der Leiter der Musikschule, Martin Keeser, keine Chance gehabt, er hatte ja die Feuerhex komponiert. Dann kam OB Eschenbacher. Er sagte, was spricht dagegen, die Feuerhex auf dem Marienplatz zu spielen? Außerdem setzte sich Kulturreferent Hubert Hierl für uns ein. Dann legten wir los.

Wie sieht das finanzielle Risiko aus und wie sichern Sie sich persönlich ab?

Grundsätzlich kalkulieren wir auf Null, das heißt, alle mitwirkenden Künstler tun das ehrenamtlich. Träger der Projekte ist der Verein "Freysing larks", darüber laufen alle Finanzen. Bezahlt werden beispielsweise Mitarbeiter für den Bühnenauf- und abbau und die Technik. Die Stadt hat Korbinian mit 20 000 Euro gefördert, bei der Feuerhex hatte sie noch eine Ausfallbürgschaft übernommen, die wir aber nicht benötigten. Grundsätzlich haften die Vereinsvorstände aber mit ihrem Privatvermögen. Der Korbinian hat 160 000 Euro gekostet, da zittert man schon.

Wie organisieren Sie so ein Projekt?

Grundsätzlich braucht es drei Personen: Den Macher, der eine Vision hat. An seiner Seite steht der zweite Mann oder die Frau, der oder die die Idee perfekt ausführt und durchdenkt. Schließlich gibt es den Dritten, der das Projekt kontrolliert. Diese drei stehen immer in engem Kontakt, sprechen sich gut ab und jeder muss auch Arbeit abgeben können, sonst geht man kaputt. Das ist bei allen großen Projekten so.

Wenn gute Fee Ihnen einen Wunsch erfüllen könnte, welcher wäre das?

Wir brauchen in unserer Welt wieder mehr Hippies und mehr Mut zum Verwirklichen von Träumen.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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