Die Ernte ist nicht gut gelaufen, der Verband Deutscher Hopfenpflanzer spricht gar von einem "historisch schlechten Jahr". Anfang der Woche hat er die endgültigen Zahlen vorgelegt - und die fallen noch verheerender aus, als die offizielle Schätzung vor Erntebeginn vermuten ließ. 29.152 Tonnen ernteten die Landwirte in diesem Jahr im Anbaugebiet Hallertau, 29 Prozent weniger als vor einem Jahr. Im August waren die Experten noch von etwa 32.500 Tonnen ausgegangen. Wenig aufbauend ist auch ein Blick auf die Alphawerte: Die Erträge bei den Alphasäuren, eine der wesentlichen Brau-Zutaten, fallen laut Verband "noch weiter hinter das Vorjahr zurück".
Grund für den Rückgang der Erträge ist der heiße, trockene Sommer. "Hinter den Angaben in Tonnen und in Prozent stecken letztendlich die fehlenden Einnahmen für die Hopfenpflanzer", sagte Verbandspräsident Adolf Schapfl. "Es fehlt ein beträchtlicher Teil der erwarteten und oftmals fest eingeplanten Einnahmen auf den Hopfenbetrieben." Deutschlandweit seien das etwa 88 Millionen Euro. Dies stelle viele vor große wirtschaftliche Probleme und bedeute eine Belastung für den Start ins nächste Hopfenjahr. Im Anbaugebiet Au lag der Ertrag bei 2855 Tonnen, im Jahr zuvor waren es noch 4155 Tonnen, im Gebiet um Nandlstadt waren es 2022 insgesamt 538 Tonnen, etwa halb so viel wie 2021 mit 1090 Tonnen.
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Der Hopfenpflanzerverband hofft jetzt auf Unterstützung der Politik
Zugespitzt hat sich die Situation auch durch den enormen Kostenanstieg für Energie und Material. Die Hopfenpflanzer versuchten nach und nach, die Ausgaben zu senken, indem Heizöl ersetzt wird, so Schapfl. Der Gestaltungspielraum sei hier aber begrenzt. Gerade die Hopfentrocknung ist sehr energieintensiv. Hier sieht der Verband die Politik in der Pflicht, neben Maßnahmen gegen die Kostensteigerungen zählt er dazu auch "faire und realistische Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz".
Für einige deutsche Hopfenpflanzer stelle sich mittlerweile grundsätzlich die Frage, "ob für sie die Hopfenproduktion überhaupt noch eine Zukunft hat". Schapfl rechnet damit, dass vier bis fünf Prozent der Hopfenpflanzer aufgeben werden. Deutschlandweit wären das bis zu 50 der 1053 Betriebe, im Vorjahr stellten neun den Anbau ein. Dabei hatte das Jahr 2022 zunächst ganz gut angefangen, denn die Saisonarbeiter konnten nach Corona-bedingten Einschränkungen im Vorjahr wieder ohne größere Probleme auf die Höfe kommen, auch der Bierabsatz ging wieder nach oben.
Das Jahr 2022 zeige, dass einige Lehren gezogen werden müssten, sagte Schapfl. Der Klimawandel habe auch für den Hopfenanbau massive Auswirkungen. Ein wichtiger Schritt für den Hopfenpflanzerverband: Es müssten neue Hopfensorten mit einer höheren Klimatoleranz gezüchtet werden. Mit der Arbeit im Forschungszentrum in Hüll sei man auf einem guten Weg. Die neuen Sorten kämen besser mit trockenen und heißen Sommermonaten zurecht als frühere Sorten. "Jetzt muss aber die Brauwirtschaft diese Sorten noch stärker in ihre Bierrezepte einbauen, damit der Umbau der deutschen Hopfenflächen gelingen kann", forderte Schapfl.
Notwendig sei zudem der Ausbau der Bewässerung. Dafür benötige man auch die Unterstützung von Politik und Behörden, "weil bislang die wasserrechtlichen Genehmigungen eine oftmals sehr große Hürde sind". In anderen wichtigen Anbauländern würden auch an das dortige Klima angepasste Sorten fast alle bewässert.