Forschung in Weihenstephan:Bäume kommen zurück auf die Felder

Forschung in Weihenstephan: Bäume zwischen Maisfeldern: Agroforstsysteme wie hier in Niederbayern bei Kelheim könnten künftig zu einem alltäglichen Anblick werden.

Bäume zwischen Maisfeldern: Agroforstsysteme wie hier in Niederbayern bei Kelheim könnten künftig zu einem alltäglichen Anblick werden.

(Foto: H. Borchert/LWF)

Die beiden Freisinger Landesanstalten untersuchen in einem Gemeinschaftsprojekt die positive Wirkung von Agroforstsystemen. Helfen soll dies den Landwirten vor allem an sehr trockenen Standorten.

Von Petra Schnirch, Freising

Agroforstsysteme könnten in der Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag dazu leisten, durch den Klimawandel bedingte Probleme zu lindern. Ein gemeinsames Projekt der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) sowie der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) - beide Einrichtungen befinden sich in Freising - untersucht aktuell die Effekte von Agroforstsystemen in unseren Breiten. In anderen Teilen der Welt seien sie schon weit verbreitet, heißt es in einer Pressemitteilung. Auf landwirtschaftlichen Flächen, vor allem auf Äckern, werden dabei Bäume und Sträucher gepflanzt. Sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich bringt dies Vorteile mit sich, das zeigen die bisherigen Erfahrungen.

LWF und LfL legen für ihre Untersuchungen im Herbst 2022 an drei Standorten in Unterfranken und Oberbayern Agroforstsysteme an. Zwei der Versuchsflächen befinden sich in den trockenen und warmen Landkreisen Miltenberg und Kitzingen. Zum Vergleich wird eine Fläche bei Neuburg an der Donau in das Projekt einbezogen. Gepflanzt werden Baumarten wie Vogelkirsche, Esskastanie, Feldahorn, Flatterulme und Baumhasel, um den Wind auf den Äckern abzubremsen und die Taubildung zu verstärken. Agroforstsysteme könnten positive Auswirkungen auf die Produktivität der landwirtschaftlichen Kulturen haben. "Sie bewirken zudem eine Erhöhung der Biodiversität sowie einen Schutz gegen Wasser- und Winderosion", sagt Klaus Wiesinger, der neun Jahre lang ein großes Agroforstprojekt an der LfL geleitet hat.

Die natürlichste Form der Bewirtschaftung

Der Freisinger Biobauer Sepp Braun begann bereits vor zwei Jahrzehnten, mit Agroforstsystemen zu experimentieren. Er hält dies für die natürlichste Form der Bewirtschaftung, wie er einmal im Gespräch mit der SZ sagte - und für alternativlos. In den vergangenen Jahrzehnten verschwanden auch in Bayern immer mehr Hecken und Bäume auf Wiesen und Äckern, um diese mit großen Maschinen einfacher bewirtschaften zu können. Lang anhaltende Trockenheit und steigende Temperaturen erfordern jedoch neue - oder auch alte - Rezepte.

Auch die Landesanstalten gehen davon aus, dass Agroforstsysteme besonders in trockenen Lagen künftig unabdingbar sein werden. Gerade an solchen Standorten gestaltet sich deren Etablierung aber schwierig, das haben Versuche der LWF gezeigt. Der LfL wiederum ist es gelungen, ein praxisgerechtes System zur Energieholzgewinnung im ökologischen Landbau für Südbayern zu entwickeln. Für die schwierigeren Klimabedingungen in Nordbayern aber fehle es bisher an Erfahrung, heißt es in der Projektbeschreibung.

Wuchshüllen und Mulchfolien sollen den jungen Bäumen helfen

Die LWF will den kleinen Bäumen mit Wuchshüllen, Mulchfolie und Untersaaten helfen, die immer häufiger auftretenden Trockenperioden in Frühjahr und Sommer zu überstehen. Auf jedem der Standorte werden die Bäume in einer statistisch auswertbaren Versuchsanordnung gepflanzt, um bis zum Ende des Projektes die beste Methode zur Pflanzung von Bäumen auf Äckern herauszufinden, wie die beiden Landesanstalten mitteilen.

Begleitend sollen die Auswirkungen auf Laufkäfer und Spinnen sowie die Begleitvegetation untersucht werden, um die Verbesserungen für das Ökosystem zu dokumentieren. Auf dem Standort im Landkreis Kitzingen sind zudem Messungen zur Verminderung der Erosion geplant.

Agroforstsysteme seien in vielen Ländern - insbesondere in den Tropen - "eine absolute Notwendigkeit für die landwirtschaftliche Produktion", heißt es von Seiten der Landesanstalten. Kaffee gedeihe beispielsweise nur im Halbschatten von Sträuchern oder Bäumen. Das Projekt von LWF und LfL geht bis April 2025.

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