Kommunalwahl in Gammelsdorf:Neue Zeiten im Ort

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Auch das Gammelsdorfer Feuerwehrhaus gehört zu den großen Bauprojekten unter der Ägide des scheidenden Bürgermeisters Paul Bauer. (Foto: Marco Einfeldt)

Bürgermeister Paul Bauer tritt nicht mehr an, ebenso wie ein Drittel des Gemeinderates. Dazu wächst der Ort rasant weiter.

Von Gudrun Regelein, Gammelsdorf

Paul Bauer nimmt es eher pragmatisch. Dass er nach 24 Jahren als ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Gammelsdorf einen Schlussstrich zieht und auch nicht mehr im neuen Gremium als Gemeinderatsmitglied vertreten sein wird, sei zwar ein Einschnitt, sagt er. "Aber so ist es eben", fügt der 67-Jährige an, "wahrscheinlich erst einmal gewöhnungsbedürftig." Alleiniger Grund für seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik sei sein Alter, betont Bauer. Das Ehrenamt habe ihn zeitlich zwar sehr in Anspruch genommen, er sei jeden Vormittag in der Verwaltung, dazu kämen noch die vielen Außen- und Abendtermine. "Als Bürgermeister muss man eben verfügbar sein", betont er. Dennoch habe er dieses Amt mit seinem Beruf als Landwirt vereinbaren können. Dafür allerdings hat er seine Landwirtschaft auf den Ackerbau beschränkt und die Tierhaltung aufgegeben. Denn zusätzlich zu seinem Amt als Bürgermeister ist er seit 2008 noch Chef der Verwaltungsgemeinschaft Mauern, zu der neben Gammelsdorf auch Hörgertshausen, Mauern und Wang zählen.

Große Projekte in seiner insgesamt 24-jährigen Amtszeit seien neben dem Bau einer Kläranlage, der Kanalisierung zweier Ortsteile und der Schaffung von vier neuen Baugebieten die Ausweisung eines Gewerbegebietes gewesen. In den 70er-Jahren habe es Zuschüsse für den Bau der Gemeindeverbindungsstraßen gegeben, die Gemeinde habe das ausgenutzt und zudem sanierungsbedürftige Straßen instandgesetzt. Im neuen Jahrtausend schließlich sei 2010 die energetische Sanierung des Schulhauses ein wichtiges Thema gewesen, außerdem wurde in der Gemeinde ein neues Feuerwehrhaus gebaut.

Mit Raimunda Menzel bewirbt sich die erste Frau als Bürgermeisterin

Gammelsdorf mit knapp 1500 Einwohnern hat im momentanen Gemeinderat neben dem Bürgermeister zwölf Räte sitzen: Acht kommen aus der Überparteilichen Wählergruppe Gammelsdorf (ÜWG), der auch der Bürgermeister angehört, und vier aus der Bürgernahe Gruppe Gammelsdorf (BGG). Beide Gruppen stellen Bürgermeisterkandidaten, die Paul Bauer beerben wollen. Für die ÜWG will Raimunda Menzel in das Rathaus einziehen. Sie ist die erste Frau, die sich in Gammelsdorf für dieses Amt bewirbt. Die 54-jährige Menzel ist Verwaltungsangestellte und arbeitet im Einwohnermeldeamt der Verwaltungsgemeinschaft Mauern. Von 1996 bis 2008 war sie schon einmal im Gemeinderat aktiv, machte dann aber aus beruflichen Gründen eine Pause. Jetzt will sie wieder durchstarten und Bürgermeisterin werden. Priorität habe für sie die schnelle Realisierung des bereits geplanten Kinderhauses, sagt sie. Als weitere Projekte nennt Menzel die Sanierung und den Erhalt des Schwimmbades und die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebietes.

Die BGG hat Uwe Penner, den Ortsvorsitzenden der Freien Wähler Gammelsdorf, als Bürgermeisterkandidaten aufgestellt. Die Gruppe hofft nicht nur auf einen Sieg des 61-Jährigen, sie will auch mehr Sitze im neuen Gremium erobern. Uwe Penner, der seit gut 20 Jahren in Gammelsdorf lebt und dort einen Veranstaltungsservice hat, würde im Falle einer Wahl als erstes Amtshandlung die Realisierung des Radweges nach Reichersdorf in Angriff nehmen, sagt er. Als weitere wichtige Projekte nennt er die Neugestaltung des Ortskerns, die Sanierung des Schwimmbades und die notwendigen Straßensanierungen. Er würde sich eine größere Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung der Projekte wünschen, sagt er, "die Gammelsdorfer sollen sich mit Vorschlägen und Ideen einbringen." Was Penner zudem am Herzen liegt, ist die Förderung des Ehrenamtes in der Gemeinde.

Neben Paul Bauer werden vier weitere Gemeinderäte nicht mehr kandidieren, das neue Gremium wird sich also deutlich verändern. Die ersten Aufgaben für den neuen Rat stehen dabei schon fest: Zum einen wird ihn ein neues Baugebiet mit über 40 Parzellen beschäftigen, das vergangenen Herbst bereits erschlossen wurde und nun bebaut werden soll. Zum anderen steht der Bau eines neuen Kinderhauses an. Bislang sei das Betreuungsangebot mit zwei Gruppen für die Gemeinde ausreichend gewesen. Durch das Wachstum in den vergangenen Jahren aber müsse es nun ausgebaut werden. "Wir stehen kurz vor der Ausschreibung", berichtet Paul Bauer. Gammelsdorf sei trotz seiner Entfernung zu Freising und der schlechten öffentlichen Nahverkehrsanbindung für Pendler ein attraktiver Wohnort, "wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, weil bei uns das Bauland noch billiger ist und die Mieten noch niedriger sind."

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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