Für eine "Politik mit Anstand":Heimspiel im Wohnzimmer

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80 Tage hat das Kandidaten-Quartett der Grünen, um für die Land- und Bezirkstagswahl zu werben. Beim Auftakt in Moosburg dabei waren von links: Sabina Brosch, Siglinde Lebich, Johannes Becher und Susanne Günther. (Foto: Marco Einfeldt)

Grünen-Landtagskandidat Johannes Becher eröffnet den Wahlkampf im Sportheim des TSV Moosburg. Dort ist er quasi groß geworden. Sein Ziel: Absolute CSU-Mehrheit und dritte Startbahn abwählen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

In 80 Tagen kann man um die Welt reisen - oder dafür sorgen, "dass die absolute Mehrheit der CSU Geschichte ist", wie der Grünen-Kreisvorsitzende Reinhard von Wittken am Donnerstagabend unter großem Applaus im Sportheim des TSV Moosburg ankündigte. Exakt 80 Tage vor der Landtags- und Bezirkstagswahl, so hatte von Wittken ausgerechnet, schworen die drei Kandidatinnen und der Kandidat der Grünen die Mitglieder auf die heiße Phase des Wahlkampfs ein. Dabei ging es immer wieder um Stil und Anstand in der Politik, um die Würde des Menschen und ein Miteinander in der Gesellschaft - Themen, bei denen sich die Grünen nach ihrem Selbstverständnis von anderen Parteien unterscheiden.

Landtagsdirektkandidat Johannes Becher, der quasi beim TSV Moosburg groß geworden ist und die Mitglieder "zu einem Heimspiel in meinem Wohnzimmer" begrüßte, erzählte von seinem Fußmarsch durch alle Gemeinden des Landkreises. Dort sei am häufigsten der Wunsch nach einer Politik geäußert worden, "in der es wieder Anstand gibt". Diesbezüglich stünden die Grünen "auf der richtigen Seite", versicherte er, "die Leute im Landkreis können sich darauf verlassen, dass wir für Menschlichkeit stehen". Sei es beim Thema Flüchtlinge, der menschenwürdigen Unterbringung von Obdachlosen, der Integration von Menschen mit Behinderung oder der Unterstützung von anderen, hilfsbedürftigen Menschen.

Abwählen, wer für die Startbahn ist

Auf der Agenda des 30-Jährigen stehen aber auch klassische grüne Themen wie der Kampf gegen den hohen Flächenverbrauch, eine schnelle Energiewende und der Kampf "gegen das sinnloseste Infrastrukturprojekt in Bayern - die dritte Startbahn". Gegen Ende seiner frei gehaltenen, teils emotionalen Rede forderte Becher: "Keine Stimme für CSU und FDP - wir wählen die ab, wir wählen die dritte Startbahn am 14. Oktober ab."

Die Landtags-Zweitstimmenkandidatin Susanne Günther sagte, es gehe am Wahltag darum, "wie Bayerns Zukunft aussieht". Die Frage sei: "Wollen wir ein Bayern, das von der CSU regiert wird, die seit Monaten am rechten Rand fischt?" Man habe zuletzt gesehen, "dass die Leute sich gegen Hetze und Ausgrenzung wehren". Zehntausende seien zuletzt auf die Straße gegangen, um zu demonstrieren, "wir müssen die Verfassung schützen". Kämpfen will sie zudem für "eine echte Gleichstellung" von Frauen, nicht zuletzt bei der Bezahlung im Job.

Klarheit in 80 Tagen

Nach Ansicht von Siglinde Lebich, Erststimmenkandidaten für den Bezirkstag, ist der Wahlkampf "in einer guten Phase, wie man über die Grünen derzeit denkt, ist echt positiv". Während "Stil, Diktion und Wortwahl in der Politik" von anderer Seite zuletzt "richtig greislich" gewesen seien, "finden wir Grünen die richtigen Worte und Botschaften". Als Geschäftsleiterin des Echinger Alten-Service-Zentrums liegt ihr vor allem die Pflege am Herzen, bei der es "fünf vor Zwölf" sei. "Ich denke, ich bringe für den Bezirk ein ordentliches Knowhow mit", sagte sie.

Sabina Brosch, Zweitstimmenkandidatin für den Bezirk, hat sich die Bildung als zentrales Thema auf die Fahne geschrieben. Vor alllem gehe es dabei darum, dass aus den Kindern durch eine entsprechende Bildung "soziale Menschen" würden. Auch Umweltschutz und Kultur sollten ihrer Meinung nach in der Bildung ausreichend Raum finden.

"In 80 Tagen haben wir Klarheit", sagte der scheidende Landtagsabgeordnete Christian Magerl abschließend: "Eine gestärkte grüne Opposition mit 25 Abgeordneten wäre ein Gewinn für unser Land."

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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