Freising:Wochenmarkt kehrt zurück in die Innenstadt

Lesezeit: 3 min

Der Freisinger Wochenmarkt ist nach gut einem Jahr von der Luitpoldanlage ins Stadtzentrum zurückgekehrt. Die Kunden und auch die meisten Standbetreiber bevorzugen die Altstadt-Atmosphäre zwischen Cafés und Geschäften.

Von Thilo Schröder, Freising

Antonia Schmidt steht vor dem Marktstandl des Naturgartens Schönegge auf der Unteren Hauptstraße und wiegt den Kinderwagen, in dem ihre sieben Monate alte Tochter döst. Einen kleinen Blumenkohl und zwei Kohlrabi hätte sie gerne, sagt die 36-Jährige zu Verkäuferin Regina Kreft. Die beiden Knollen verstaut sie im Gepäckfach des Kinderwagens, den Blumenkohl balanciert sie in einer Hand. Dann verabschiedet sie sich, um weitere Besorgungen zu erledigen. "Es ist schon schön, einfach netter hier", sagt die Moosburgerin. Sie sei das erste Mal seit Monaten wieder auf dem Freisinger Wochenmarkt. Gerade werde ja vieles gelockert. Das zeige, "dass es wieder aufwärts geht, das normale Leben wieder losgeht".

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"Hier herrscht eine Marktstimmung", sagt Feinköstler Tuncay Kücükakyüz

Nach mehr als einem Jahr im coronabedingten Ausweichareal in der Luitpoldanlage ist der Freisinger Wochenmarkt an diesem Mittwoch in die Altstadt zurückgekehrt. Mittwochs und samstags von sieben bis 14 Uhr ist der Bereich zwischen Weizengasse und Bahnhofstraße fortan wieder als Marktgelände ausgewiesen, gekennzeichnet durch Poller und Absperrbänder. Es gilt die Maskenpflicht. Die Stände sind wieder eingebettet zwischen Klamottenläden, Drogerien und Cafés, vor denen Menschen bei Croissant und Cappuccino dem bunten Treiben beiwohnen. Ein Mann in roter Weste verkauft das neueste Biss-Magazin, Arbeiter von angrenzenden Baustellen steuern Metzgereistände an, ein paar Jugendliche mit ausgedrucktem Stadtplan in der Hand machen offenbar eine Stadtrallye.

"Bei diesen Gegebenheiten sind wir lieber wieder in der Stadt", sagt Walter Kronauer, 53, Chef von Gemüsebau Kronauer. "Da sind die Leute mehr unterwegs, es gibt mehr Laufkundschaft." Auch der ansässige Einzelhandel profitiere. In der Luitpoldanlage sei das Geschäft freilich "schon sehr gut gewesen", sagt er, ruhiger sei es erst zuletzt in den Pfingstferien geworden. "Es ist schön, dass wir wieder hier bei den Geschäften sind", sagt ein paar Meter weiter auch Tuncay Kücükakyüz von Feinkost Gustus. Es fehlten zwar Parkplätze, allerdings sei die Innenstadt schöner, bunter. "Hier herrscht eine Marktstimmung", sagt der 43-Jährige. "Wir sind zufrieden."

Der Freisinger Wochenmarkt ist in die Innenstadt zurückgekehrt. (Foto: Marco Einfeldt)

"In der Altstadt ist es schöner, weil hier so ein Flair ist", sagt eine Kundin

Für Manuel Russakis, der an seinem Stand Bio-Olivenöl aus Griechenland verkauft, war der Standort in der Luitpoldanlage eher nachteilig. Samstags fahre dort kein Bus, was Menschen ohne Auto den Einkauf erschwere. Und schlammig sei es zeitweise. In der Altstadt könnten die Leute parallel in Geschäften einkaufen und flanieren. "Hier war es immer besser", sagt der 59-Jährige. Ein Stück weiter steht Heidi Heller hinter einem Erdbeer-Stand. Cornelia Reiser hat gerade eine Schale Früchte bei ihr gekauft. Die 40-jährige Zollingerin kommt alle zwei, drei Wochen nach Freising und findet: "In der Altstadt ist es schöner, weil hier so ein Flair ist, hier kommt alles zusammen." Über die Luitpoldanlage sagt sie: "Da geht man halt nicht hin."

Bei der Hofmetzgerei Plattner bewertet man die Situation anders. "Wir waren am Volksfestplatz sehr zufrieden", sagt Chef Franz Plattner, der seit 15 Jahren seinen Stand in Freising betreibt. Rund 20 Prozent mehr Umsatz habe man dort gemacht. Er führt das auf Parkmöglichkeiten und dadurch bedingte größere Einkäufe zurück. Die Laufkundschaft in der Altstadt bringe häufig kleinere Erträge. Generell steige der Umsatz in der Corona-Pandemie angesichts der über viele Monate hinweg geschlossenen Gastronomiebetriebe.

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"Wir waren am Volksfestplatz sehr zufrieden", sagt Hofmetzger Franz Plattner

Michael Junker hat erst seit einem Jahr ein Verkaufmobil auf dem Markt, nachdem seine Café-Rösterei in der Fischergasse im Lockdown geschlossen bleiben musste. Es ist für ihn also eine Altstadt-Premiere. Hier seien "viel mehr Leute" unterwegs, beobachtet er. Ansässige Cafés betrachtet Junker schlicht als Mitbewerber: Die Rösterei sei ja mit ihrem Angebot aus eigener Herstellung auf einem ganz anderen Preislevel angesiedelt. Ein Stammkunde kommt vorbei und bestellt zwei Cappuccinos in mitgebrachten Bechern. "Jetzt ist es a bisserl näher", sagt der Mann.

"Es ist ideal hier, aber für die ältere Herrschaft sehr in die Länge gezogen", sagt Rosa Grundbuchner. "Man muss sich erst wieder zurechtfinden." Die Luitpoldanlage sei übersichtlicher, sagt die 74-Jährige, aber "man geht halt gern in die Stadt". Ernst Baumgartner von der gleichnamigen Gärtnerei am Marienplatz wägt ab. "Für die Kundschaft ist es hier schon leichter. Aber wir sind ja fürs Geschäft hier", sagt der 73-Jährige. Er stört sich an der jahrelangen Baustellensituation, hofft auf ein Ende und ist sich sicher: "Wenn wieder alles seinen Weg geht, ist das für uns auch optimal." Eine Seniorin mit Rollator kommt vorbei, kurzangebunden. "Da unten bin i net hinkemma", sagt sie mit Verweis auf die Luitpoldanlage. Einkäufe habe sie sich zuletzt bringen lassen, weil sie nicht mehr so gut zu Fuß sei. Ob sie sich freue, dass der Wochenmarkt nun in die Innenstadt zurückgekehrt ist? "Ja, und wie!"

© SZ vom 10.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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