Es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine veritable Königin in der Tagwerk-Metzgerei in Niederhummel vorbeischaut, so wie es am Dienstag der Fall war. Aber man erhält ja auch nicht jeden Tag eine Goldmedaille für das beste Bioprodukt des Jahres, was der Anlass für den hohen Besuch war. Zwei Wochen ist es her, dass die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs um das beste Bioprodukt Bayerns von der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau gekürt wurden - und die Tagwerk-Weißwurst Gold bekam.
Die Freude im Team der Tagwerk-Biometzgerei war riesig, und auch an diesem Dienstag noch zu spüren, als Annalena I, die Biokönigin als Botschafterin der bayerischen Öko-Land- und Lebensmittelwirtschaft, die Urkunde persönlich überreichte. Die 25-Jährige aus Vilsbiburg erzählte, Tagwerk habe in ihrer persönlichen Geschichte einen Platz, schließlich habe sie hier während ihres Landwirtschaftsstudiums einst ein Praktikum absolviert. Auch aus eigener Erfahrung wisse sie also, so Annalena I, "Tagwerk denkt jeden Punkt bis ans Ende durch. Da sind Überzeugungstäter am Werk".
62 Bewerbungen sind heuer bei der Landesvereinigung ökologischer Landbau eingegangen, von denen wegen überzeugender Konzepte 50 in die Auswahl kamen. Dass Tagwerk schon hier punkten konnte, verwundert nicht: Die Schlachttiere, in der Regel Kühe und Schweine, stammen aus dem Erdinger Land und sind nach strengen Öko- und Tierwohl-Richtlinien aufgezogen. Möglichst tierschonend verläuft die Schlachtung in der Tagwerk-Metzgerei. Dass die Weißwurst aber unter die zehn prämierten Bioprodukte kam, liegt am Handwerk. "Nur Bio genügt nicht", sagte Reinhard Gromotka, Geschäftsführer der Tagwerk-Metzgerei. Und so hat Betriebsleiterin und Metzgermeisterin Sieglinde Schütz einen großen Anteil am Erfolg. Sie war es, die mit ihren Kollegen, an der Rezeptur der Weißwürste feilte, bis wirklich alles passte. Natürlich verrät sie das Erfolgsgeheimnis nicht, nur so viel, dass der besondere Biss vom richtigen Verhältnis von Fleisch, Speck und Schwarte abhänge. Auch die reichlich beigefügte Bio-Petersilie und die traditionelle Warmfleischverarbeitung gleich nach dem Schlachten spielten eine Rolle. Letztendlich aber, sagte sie am Dienstag zu ihren Mitstreitern und Mitstreiterinnen: "Ich danke Euch für euren Teamgeist!"
Für die Tagwerk-Metzgerei zahlt sich die Prämierung, abgesehen vom Motivationsschub, auch bereits in barer Münze aus: Statt der üblichen 80 Kilo Weißwürste verkauft das Unternehmen derzeit 250 Kilo. Dank Corona habe man zwar ohnehin schon Umsatzsteigerungen verzeichnet, nicht nur in der Metzgerei, sondern im gesamten Tagwerk-Sortiment, doch die Goldmedaille habe die Kundennachfrage deutlich gesteigert, berichtete Martin Rath, der Vertriebsleiter der Bio-Metzgerei.
Tagwerk behört zu den Biopionieren, wurde die Genossenschaft doch bereits 1984 in Erding gegründet. Erste Mitglieder waren 47 Verbraucher und Verbraucherinnen sowie vier Biobauern. Heute gehören 100 regionale Erzeuger zum Netzwerk, verkauft wird über eigene Tagwerk-Läden, den Großhandel, auf Wochenmärkten und per Abo-Ökokiste. Die Tagwerk-Metzgerei in Niederhummel gibt es seit 2015. Derzeit werden hier jede Woche etwa 20 Schweine und vier bis fünf Rinder geschlachtet. Genau so viele, wie verarbeitet werden.
