Freisinger Westtangente:Straßenbauprojekt der Superlative

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Das erste Stück der neuen Freisinger Westtangente ist jetzt befahrbar und zwar von der Schlüterkreuzung bis in das Gewerbegebiet rund um die Angerstraße. Eine offizielle Eröffnung gibt es wegen Corona aber nicht.

Von Alexandra Vettori, Freising

Es ist soweit: Das erste Stück der Westtangente, Freisings Straßenbauprojekt der Superlative, ist seit diesem Freitag, 17. Juli, befahrbar. Nun können Autofahrer die aufregende Fahrt über Brücken, Kreisel und weit geschwungene Kurven von der Schlüterkreuzung am südlichen Ortseingang Freisings in ein fast vergessenen Stück Industriegebiet im äußersten Südwesten der Domstadt antreten - vorbei an den regelmäßigen Staus.

An Kilometern ist die Abkürzung kein großer Wurf, doch wer die Staus in Freising zu Berufsverkehrszeiten kennt, weiß, dass auch das erste Stück Umgehungsstraße sehr zeitsparend werden kann. Eine offizielle Eröffnung gibt es nicht, wegen Corona natürlich, und weil es ja erst eine provisorische Anbindung ist. Für das leicht herunter gekommen wirkende Gewerbegebiet rund um die Angerstraße könnte die neue Straße durchaus einen Entwicklungs-schub anstoßen. Schließlich entstehen hier in den nächsten Jahren auch 400 neue Wohnungen. Interessiert dürfte manch ein Immobilienentwickler auch in das nördlich angrenzende Areal blicken, hier herrscht vielerorts noch der Charme der Nachkriegszeit mit kleinen Häuschen und großen Gärten, zwischen denen bislang nur vereinzelt Einfamilienhäuser des gehobenen Segments stehen.

40 Jahre wurde um die Westtangente gestritten, 133,8 Millionen Euro hat sie bislang gekostet

Straße der Superlative, den Titel verdient die Westtangente tatsächlich. Nicht nur, weil man über 40 Jahre um diese Umgehungsstraße gestritten hat, sondern auch wegen ihrer Kosten. Derzeit liegt man bei 133,8 Millionen Euro. Dafür gibt es auf knapp vier Kilometern Länge aber auch acht Brücken und einen Tunnel unter dem Stadtteil Vötting. Von Jahr zu Jahr wurde es teurer, auch wegen unvorhergesehener Probleme. Das jüngste war, dass in 20 bis 30 Metern Tiefe eine natürliche Trennschicht zum Grundwasser fehlte, die man teuer und zeitaufwendig mit eingespritztem Beton nachbauen musste. Gerade aber, versichert Christl Steinhart, die Sprecherin der Stadt, auf Nachfrage, hat man alles im Griff. Man liegt im Kosten- und Zeitplan, Letzteres bedeutet, im Herbst 2021 sind alle vier Kilometer befahrbar.

Ursprünglich sollte die provisorische Zufahrt zur Angerstraße vor Weihnachten 2019 geöffnet werden. Extrem schlechtes Wetter durchkreuzte aber den Zeitplan. Die nächste Verzögerung brachte dann Corona, unter anderem wurden trotz rechtzeitiger Bestellung Maschinenteile für die neuen Asphaltfertiger der Firma Wadle nicht rechtzeitig geliefert. "Leider haben diese Umstände dazu geführt, dass die Ausführung der Arbeiten um Monate zurückgeworfen wurde", bedauert Franz Piller, Projektleiter der Stadt für die Westtangente.

Ganz protestfrei geht der Bau nicht vonstatten. (Foto: Marco Einfeldt)

Der nächste große Schritt wird der Beginn der Arbeiten am Kreisverkehr an der Thalhauser Straße

Mittlerweile ist die Straße zwischen der ehemaligen B11, der Münchner Straße, und der Feldfahrt mit Anschluss der Angerstraße über einen Kreisel abgeschlossen. Schilder weisen den Weg. Das ist wichtig, weil, wer von der Angerstraße stadtauswärts fährt, darf oben an der Brücke nur nach rechts, nicht aber nach links abbiegen, da ist die Straße noch nicht fertig. Umgekehrt verläuft die Zufahrt über eine direkte Abfahrt der Bahnbrücke und nicht, wie nach Fertigstellung, kreuzungsfrei über die Feldfahrt.

Einen weiteren Vorteil der provisorischen Anbindung nennt Freisings OB Tobias Eschenbacher: "So können wir das Gewerbegebiet Angerstraße jetzt bereits von hinten erschließen und den Baustellenverkehr für das neue Wohnquartier über diese Trasse abwickeln." Der nächste große Schritt wird noch im Juli der Beginn mit den Arbeiten am Kreisverkehr an der Thalhauser Straße. Gute Fortschritte macht auch der Tunnel Vötting, dessen Technik ab Spätherbst eingebaut wird. Der Streit freilich scheint weiter zu gehen. Seit kurzem steht an der Münchner Straße ein Schild, das auf fehlenden Wildschutzzäune hinweist. Stadt-Sprecherin Steinhart meint dazu: "Die genehmigte Planfeststellung sieht die Notwendigkeit eines Wildschutzzaunes bisher nicht vor." Sollte das geändert werden, müsste es der Stadtrat beschließen und ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren durchführen.

© SZ vom 17.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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