Verlängerte Weihnachtsferien:"Organisierbar ist alles"

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Auch im Landkreis Freising werden die Schüler zwei Tage früher in die Weihnachtsferien geschickt. (Foto: dpa)

Schuldirektoren sehen der Verlängerung der Weihnachtsferien um zwei Tage entspannt entgegen. Sie rätseln allerdings noch über die konkrete Umsetzung einer Notfallbetreuung.

Von Alexandra Vettori, Freising

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat am Dienstagmorgen die neueste Corona-Maßnahme bekannt gegeben, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: Die Weihnachtsferien werden um zwei Tage nach vorn verlängert. Der letzte Schultag ist damit nun nicht mehr Dienstag, 22. Dezember, sondern Freitag, 18. Dezember. Mit der einen schulfreien Woche vor Weihnachten hofft man, das Infektionsrisiko für die Familientreffen an den Weihnachtsfeiertagen zu senken. Die Schulleiter im Landkreis haben bis zum Interview nichts von der Maßnahme gewusst, obwohl sie, wie Söder betonte, auch mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) abgestimmt sei. Der erklärte, genauere Vorgaben würden derzeit im Ministerium erarbeitet.

Sabine Jackermeier, Rektorin der Grund- und Mittelschule Neustift in Freising, hat von den verlängerten Ferien am Montagmorgen im Radio erfahren. Ein Problem hat sie mit der Maßnahme aber nicht. Es gebe ja zeitlichen Vorlauf, "da haben wir Luft, dann entsprechende weitere Vorgaben zu planen und diese umsetzen zu können", sagt sie. Dass Ministerpräsident Söder auch eine Notbetreuung angekündigt hat, von der momentan niemand weiß, für wen und für welche Jahrgangsstufen sie angeboten werden soll, sei auch kein Problem, versichert die Schulleiterin auf Nachfrage. "Beim letzten Lockdown im Frühjahr gab es ja genau definierte Personenkreise, für die eine Notbetreuung überhaupt angeboten werden durfte", das sei jetzt eine wichtige Grundlage, bevor überhaupt eine Bedarfsabfrage bei den Eltern starte.

Haben Sie Angst um Ihr Weihnachten?

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Angelika Höllering, Flughafenmitarbeiterin aus Freising: Das ist bei mir jetzt eine besondere Situation. Ich hätte normalerweise an Weihnachten arbeiten müssen, da hat sich die Frage gar nicht gestellt, wie ich den 24. verbringe. Jetzt bin ich durch Corona aber in Kurzarbeit und habe an Weihnachten frei. Meine Familie lebt im Ausland, die kann ich daher heuer nicht besuchen fahren. Sonst habe ich an arbeitsfreien Weihnachtstagen mit meinem Bruder gefeiert. Soweit es die Politik mir erlaubt, werde ich mit Freunden den Heiligabend verbringen. Da habe ich schon eine Einladung von Freunden bekommen. Die wissen, dass ich dieses Weihnachten zuhause sein werde. Als alleinlebende Person ist man eben drauf angewiesen, Kontakte zu Freunden zu haben.

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Alexandra Frey, Hausfrau aus Mauern: Nein, Angst um das Weihnachtsfest habe ich keine. Wir haben keine Eltern oder Schwiegereltern mehr, also keinen Opa oder Oma, die wir an Heiligabend besuchen würden. Dieses Jahr feiern wir Weihnachten also wieder wie sonst zu viert im kleinen Familienkreis: Ich, mein Mann und die zwei Kinder. Die sind jetzt zwölf und 18 und wären sowieso an Weihnachten daheim. Also eigentlich ist alles wie immer, bei uns läuft der Weihnachtsabend ganz normal ab. Uns betreffen die Beschränkungen also nicht. So wird es bestimmt in vielen Familien sein, Corona hat bei denen gar keine Folgen fürs Fest. Das einzig Neue bei uns ist heuer, dass wir jetzt zwei Katzen haben. Doch das wird sicherlich auch ganz schön werden.

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Frank Vanselow, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut Freising: Angst ums Weihnachtsfest brauche ich in diesem Jahr keine haben. Ich plane sowieso, Weihnachten mit meinen Kindern zuhause in Freising zu verbringen. Die kommen an Heiligabend zu mir und dann wird gefeiert. Trotz Corona wird es also ein ganz normales Weihnachten bei uns. Mein Vorteil ist definitiv, dass ich nur eine kleine Familie habe. Die zwei Kinder sind da und ich werde an den Feiertagen noch meine Mutter besuchen. Da sieht es schon anders aus, wenn man einen größeren Kreis an Verwandten hat, mit dem man den Heiligabend feiern will. Da werden die Corona-bedingten Beschränkungen sicherlich deutlicher sichtbar. Ich selbst merke davon aber nichts.

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Klaus Berninger, Pensionist aus Marzling: Nein, Corona macht mir keine Angst ums Weihnachtsfest. Wie ich die Feiertage in diesem Jahr gestalte? Es kommt ganz darauf an, was dann erlaubt ist und was nicht. Normalerweise kommen mich zu Weihnachten meine Kinder besuchen, so wird es wahrscheinlich auch heuer wieder sein. Wir werden wie sonst auch im kleinen Kreis der nächsten Verwandten Weihnachten feiern. Deshalb sehe ich mein Weihnachtsfest eigentlich gar nicht durch die Corona-Regeln eingeschränkt. Die Regeln müssen eben so sein, wie sie sind. Wir müssen eben auch an die Leute denken, die jetzt schon mit Corona im Krankenhaus sind, und schauen, dass nach Möglichkeit keine weiteren Infektionen dazukommen.

Dass es eine Notbetreuung geben soll, weil viele Eltern ihren Jahresurlaub schon während der Schulschließung im Frühjahr aufgebraucht haben, begrüßen alle Schulleiter. Für jüngere Schulkinder bis zur fünften, sechsten Jahrgangsstufe sei das wichtig, betont auch die Elternbeiratsvorsitzende der Realschule in Moosburg, Ulrike Reichelt. Gene- rell aber kann sie sich gut vorstellen, dass die beiden zusätzlichen Ferientage in der Weihnachtswoche für viele Familien kein großes Organisationsproblem darstellen.

Genauere Vorgaben sind derzeit in Arbeit

Bisher hat Kultusminister Piazolo angekündigt, dass es eine Notbetreuung für Schüler geben wird, deren Eltern arbeiten, und dass dabei Lehrkräfte eingesetzt würden. Genauere Vorgaben seien derzeit in Arbeit. Darauf wartet auch Barbara Müller, die kommissarische Leiterin der Echinger Grund- und Mittelschule, bevor sie sich an die konkrete Organisation macht. Worüber sie grübelt, ist die Frage, wie die Notbetreuung beschaffen sein kann, ohne die Kinder aus verschiedenen Klassen zu mischen. "Weil das ist im Sinne der Seuchenbekämpfung ja ungewollt", sagt sie und fügt mit einem optimistischen Lachen hinzu, "aber - organisierbar ist alles".

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Für die Lehrer werden die Ferien ohnehin nicht einfach verlängert, für sie sind es "unterrichtsfreie Tage, und damit stehen sie schulischen Belangen zur Verfügung. Rektorin Sabine Jackermaier hat da schon eine Idee: "Wir werden die beiden zusätzlichen Tage möglicherweise nochmals für schulhausinterne Lehrerfortbildungen nutzen."

Manfred Röder, Schulleiter am Freisinger Dom Gymnasium, sieht die Sache recht entspannt. Traditionell würden an seiner Schule in den letzten zwei bis drei Tagen vor Weihnachten "grundsätzlich keine Leistungsnachweise mehr geschrieben". Die Ferien vor dem Heiligen Abend zu verlängern, mache durchaus Sinn, sagte Röder. Allerdings hätte auch er sich ein Gesamtkonzept mit konkreten Vorgaben gewünscht, bevor die Medien von der geplanten Maßnahme berichten.

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