Öffentlicher Nahverkehr:Das Haar in der Suppe

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Der Expressbus nach Garching wird sehr gut angenommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Kreisrat Uwe Gerlsbeck bemängelt die Kostensteigerung bei der Einführung eines Zwanzig-Minuten-Takts auf der Linie X660 im Berufsverkehr. Die Verwaltung soll eine günstigere Variante erarbeiten und belastbare Fahrgastzahlen vorlegen.

Von Peter Becker, Freising

Uwe Gerlsbeck (CSU) hat nachgerechnet und ist über ein paar Zahlen im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Fahrplans des Expressbusses X660 von Freising nach Garching gestolpert. Das Haar in der Suppe: Die Taktverdichtung zu den Stoßzeiten erscheint ihm zu teuer. Sie kostet pro Jahr 235 000 Euro. Grund dafür ist, dass ein zusätzlicher Bus gekauft werden muss, um einen Zwanzig-Minuten-Takt einzuhalten. Der Kreisausschuss empfiehlt deshalb dem Kreistag, nur dann der Einführung der zusätzlichen Fahrten im Berufsverkehr zuzustimmen, wenn die Verwaltung eine günstigere Alternative anbieten kann.

Vor einer Woche war der Planungsausschuss noch ganz euphorisch. Die Einführung des X660 wurde als Erfolgsgeschichte gefeiert. Von einem "Senkrechtstarter" war gar die Rede, weil der Expressbus von Anfang an sehr gut von den Fahrgästen genutzt worden war. Bisweilen konnten Haltestellen nicht angefahren werden, weil das Fahrzeug komplett voll besetzt war.

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Lars Tauber, Leiter des Straßenverkehrsamts, sagte, dass bei der Einführung einer neuen Linie üblicherweise mit einer Kostendeckung von 30 Prozent zu rechnen sei. Der X660, der zwischen den Forschungsinstituten in Freising und Garching verkehrt, scheint diese Erwartung bei weitem zu übertreffen. Allerdings liegen noch keine belastbaren Zahlen vor. Kostendeckend fahren im Landkreis bislang nur der Flughafenbus und laut Sebastian Thaler (SPD) die Linie 690 zwischen Eching und Neufahrn.

Belastbare Zahlen, die Aufschluss über die Kostendeckung geben können, gibt es erst 2024. Diese bilden dann das Jahr 2022 ab, in dem der Bus zum ersten Mal zwölf Monate die Linie bediente. Gerlsbeck schlug vor, die Einführung des Zwanzig-Minuten-Takts auf das Frühjahr 2024 zu verschieben. Dann sehe man klarer. An den zusätzlichen Fahrten spätabends an den Werktagen und ein Angebot an Sonn- und Feiertagen hatte Gerlsbeck nichts auszusetzen. Sie fallen mit etwa 86 000 Euro weniger ins Gewicht. Über die restliche Laufzeit des X660 bis Ende Dezember 2026 entstehen dem Landkreis Mehrkosten von knapp einer Million Euro.

Schulkinder müssen oft jahrelang warten, bis ein Verstärkerbus eingesetzt wird

Reiner Schneider (FW) hält ein Angebot an Sonn- und Feiertagen für überflüssig. Und wer länger warten müsse, weil er nicht in einen überfüllten Bus einsteigen könne, der habe eben Pech gehabt. Schulkinder müssten oft Jahre warten, bis endlich ein Verstärkerbus zur Verfügung stehe. Man solle warten, bis das Ergebnis aus dem ersten Betriebsjahr vorliege, jetzt komme eine Entscheidung zu früh.

Maria Lintl (FSM) hielt dagegen. Am Forschungszentrum Garching gebe es 30 000 Arbeitsplätze. Dazu kämen die Studierenden. Allesamt wohnen sie nicht auf dem Campus, sondern in der Region. Weil das Forschungszentrum sicher ausgebaut werde, spiele die Zeit, was die Kostendeckung anbelangt, dem Landkreis in die Hände. "Der Bus wird angenommen", bekräftigte Johannes Becher (Grüne). Und die Leute stünden dicht gedrängt wie die Ölsardinen in der Büchse.

Mit Blick auf den Haushalt erkennt Landrat Helmut Petz (FW) durchaus den Zwang zu sparen. Bis zur Sitzung des Kreistags am kommenden Donnerstag soll die Verwaltung nach Möglichkeit doch versuchen, Daten zur Nutzung des X660 zusammenzustellen und eine günstigere Variante für den Zwanzig-Minuten-Takt erarbeiten. Diese könnte darin bestehen, einen Reservebus aufzutreiben, der vielleicht in der fraglichen Zeit ungenutzt an einer Haltestelle steht.

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