Vorsitzender des TSV Neufahrn:"Durchaus anstrengende Phasen"

Lesezeit: 3 min

Frank Bandle kann sich als Vorsitzender des TSV Neufahrn über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen. Trotzdem sieht er sich nicht als "One-Man-Show", wie er sagt. (Foto: Marco Einfeldt)

Frank Bandle ist Vorsitzender des TSV Neufahrn. Der größte Verein der Gemeinde wird im Prinzip schon wie ein mittelständisches Unternehmen geführt und kommt einem Sport-Dienstleister gleich. Ein Plus bleibt dennoch die Gemeinschaft.

Von Interview von Birgit Grundner, Neufahrn

Der TSV Neufahrn, der im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte, ist der größte Verein in der Gemeinde. An der Spitze steht seit 2016 Frank Bandle. Der 58-jährige Diplom-Meteorologe und Klimawissenschaftler aus Mintraching kam beim TSV aus der Handballabteilung, der er auch neben der Vorstandsarbeit treu geblieben ist. So trainiert er eine Damen-Mannschaft in der Spielgemeinschaft HSG Freising-Neufahrn. Dabei bietet der Vorstandsposten schon jede Menge Herausforderungen.

SZ: Etwa 1700 Mitglieder in 17 Abteilungen mit 25 Sportarten in 35 Variationen - von Badminton bis Zumba: Ist der TSV nicht eigentlich schon eher ein Unternehmen als ein Verein?

Frank Bandle: Ja, im Prinzip sind wir ein mittelständisches Unternehmen. Wir budgetieren inzwischen nach Unternehmensrichtlinien und haben interne Qualitätsmanagement-Prozesse am Laufen, um das Management zukunftsfähig aufzustellen.

Das klingt mehr nach harter Arbeit als nach Ehrenamt...

Harte Arbeit ist es nicht wirklich, aber es gibt durchaus anstrengende Phasen. Das umfangreiche Tagesgeschäft wird bereits durch eine Mitarbeiterin in der TSV-Geschäftsstelle erledigt, sonst wäre das alles nicht mehr ehrenamtlich machbar. Im Jubiläumsjahr ist schon mal der komplette Jahresurlaub für den Verein aufgebraucht worden. Das war quasi sportlicher Aktivurlaub in Neufahrn - mit viel Spaß. Unser Vorstandsteam ist inzwischen so gut eingespielt, dass sich die Vereinsarbeit auf viele verteilt. Ich bin zwar der erste Vorsitzende, aber beileibe keine "One-Man Show".

Was kann der TSV Neufahrn bieten, was ein Unternehmen wie zum Beispiel ein Fitnesscenter oder eine Badminton-Halle nicht hat?

Ein großes Plus ist natürlich die Gemeinschaft. Zum anderen kostet unser Vereins-Beitrag im Vergleich etwa zu kommerziellen Fitnessstudios nur einen Bruchteil. Damit kann man dann im Sommer aber an einem Tag Tennis und an einem anderen Tag Beach-Volleyball spielen oder auch zu den Leichtathleten ins Stadion gehen. Im Winter bieten wir von den vielen Tanz-, Turn-, Gymnastik- und Fitnessangeboten bis zu den Ballsport- und Kampfsportarten ein ganz breites Spektrum an, das seinesgleichen sucht. Das ist bei uns "all inclusive".

Was muss man heute anders machen als vor - sagen wir mal - 20 Jahren, um die Leute in den Verein zu holen ... und auch zu halten?

Der moderne Verein ist inzwischen auch ein Sport-Dienstleister geworden. Dies sieht man an den vielen Individualkursen und Angeboten. Klassisch Verein sind wir für alle Mannschafts-, Teamsportler und Trainingsgemeinschaften. Menschen für einen Verein zu begeistern, geht nur mit entsprechenden Angeboten und mit entsprechend ausgebildeten, begeisterten Übungsleitern. Wir bieten unseren Jugendlichen in allen Sportarten an, sich bei Interesse auf Vereinskosten zum Übungsleiter mit C-Lizenz ausbilden zu lassen. Und wir müssen Sportstätten zur Verfügung stellen, die attraktiv sind.

Freisinger Köpfe
:"Spannendes Konzept für die Zukunft"

Vorsitzender Frank Bandle hat mit dem TSV Neufahrn einiges vor. Unter anderem möchte er die Sporthalle erweitern.

Von Birgit Grundner

Viele Vereinsvorsitzende beklagen, dass Eltern ihre Kinder nur noch zur Betreuung "abliefern". Wie ist das beim TSV?

Im Großen und Ganzen sind die Eltern bei uns schon als Unterstützer mit dabei. Anders wären viele Dinge zum Beispiel im Turnen und Tanzsport, aber auch in den Mannschaftssportarten nicht möglich. Es ist ein Geben und Nehmen. Das Lob gilt auch unseren engagierten Trainern, denen es ganz gut gelingt, die Eltern mit ins Boot zu holen.

Und wie steht es um das Engagement, wenn es nicht um das sportliche Vergnügen geht - sondern zum Beispiel um Arbeiten auf der Anlage oder in der Halle?

Wie gesagt: Geben und Nehmen. Wir als Vorstände müssen als gutes Beispiel vorangehen. Unser inzwischen jährliches "Ramadama" im Herbst haben wir 2014 mit zehn Leuten angefangen, inzwischen sind wir um die 40 oder 50. Wir müssen auch transparent vermitteln, was wir vorhaben beziehungsweise was gemacht werden soll. Bei der aufwendigen Hallenboden-Erneuerung haben 150 Leute geholfen. Das hat den Verein über alle Abteilungen hinweg zusammengeschweißt. Und wir haben mit der Eigenleistung mehr als 30 000 Euro eingespart. Dafür konnten wir dann ein großes Hundertjähriges feiern.

Konnte der Verein etwas von der Stimmung der Jubiläumsfeier auch ins "Routinegeschäft" danach mitnehmen?

Klares Ja. Man spürt es bei den erwartungsvollen Fragen: Was kommt und plant ihr als nächstes? Unsere Halle ist 30 Jahre alt - da gibt es noch viel zu tun.

Zuletzt gab es Erweiterungsüberlegungen. Wie ist da der aktuelle Stand?

Wir haben eine Machbarkeitsstudie bei einem Münchner Architekturbüro in Arbeit. Anfang Februar werden die Ergebnisse vorliegen. Verraten kann ich so viel: Es ist ein absolut spannendes Konzept, das die bestehende TSV-Halle um einen Funktionstrakt mit Fitness- und Zusatzräumen, einem Kletterhallenkonzept und einer Leichtbau-Sekundärhalle zu einem zukunftsweisenden Sportzentrum zusammenfügt. Dies werden wir in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung unseren Mitgliedern vorstellen und darüber abstimmen lassen.

Wie reagieren Sie auf sportliche Trends? Steht in nächster Zeit etwas Neues an?

Beachhandball wird immer stärker, Beachsoccer ebenso. Die nächste "Copa Neufahrna" kommt im Sommer. Wir testen Speedminton - eine Art High-Speed Badminton - im Sand und auf Rasen, Bubble-Balls hatten wir zum Hundertjährigen. Capoeira, Piloxing oder Pilates stehen auch auf der Agenda.

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freisinger Sportvereine
:Zu wenig Trainingsmöglichkeiten

Sportvereine im Landkreis kämpfen mit vielschichtigen Problemen, am meisten machen ihnen eingeschränkte Trainingszeiten für den Nachwuchs zu schaffen. In Freising hoffen viele auf die neue Halle im Steinpark.

Von Tobias Meindl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: