Landtagswahl im Landkreis Freising:Mehr Tempo bei der Energiewende

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Ein neuer Solarpark ist neben den Bahngleisen zwischen Marzling und Langenbach entstanden. Der Ausbau der Photovoltaik im Landkreis ist den meisten Kandidierenden ein Anliegen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis Freising möchte bis zum Jahr 2035 die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen minimieren, bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die SZ Freising fragt die Direktkandidatinnen und -kandidaten der Landtagswahl, wie sie ihn dabei unterstützen wollen.

Von Peter Becker, Freising

Fünf Fragen, zwei Direktkandidatinnen und vier Direktkandidaten: Die SZ Freising stellte Benno Zierer (Freie Wähler), Helmut Markwort (FDP), Melanie Hilz (AfD), Florian Herrmann (CSU), Alina Graf (SPD) und Johannes Becher (Grüne) zu fünf Themengebieten, die die Freisinger Bürger aktuell bewegen, eine konkrete Frage. Heute: Wie wollen Sie den Landkreis Freising bei der Energiewende unterstützen, wenn Sie in den Landtag gewählt werden?

Der Landkreis Freising hat im Jahr 2007 seinen Beschluss zur Energiewende gefasst. Der beinhaltet, den gesamten Landkreis bis 2035 mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Auf dem Stromsektor hat sich in den vergangenen 16 Jahren tatsächlich einiges getan. Immerhin 70 Prozent des Bedarfs werden durch erneuerbare Energien erzeugt. Einen großen Anteil daran haben die Wasserkraftwerke entlang der Amper. Mittlerweile sind einige große Freiflächen-Photovoltaikanlagen entstanden, sogar Landschaftsschutzgebiete sind nicht mehr tabu. Bei der Nutzung von Windkraft sieht es allerdings sehr mager aus: Gerade mal zwei Windräder erzeugen im Landkreis Strom. Schlecht schaut es bei der Wärmeversorgung aus. Dort klaffen noch große Lücken. Doch bis 2028 müssen auch kleinere Kommunen einen Wärmeplan vorlegen.

Johannes Becher (Grüne) sieht großes Potenzial beim Ausbau der Windenergie im Landkreis. (Foto: Marco Einfeldt)

"Wir haben schon sehr viel erreicht und einen guten Schnitt geschafft", sagt Johannes Becher. Immerhin würden schon 70 Prozent des Bedarfs an Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt. Es gelte jedoch, noch viel mehr zu erreichen. Viel Potenzial sieht er beim Ausbau der Windkraft. Die Anlagen in Paunzhausen und Kammerberg seien viel zu wenig. "Doch wenn wir alle zusammen helfen", meint Becher, dann schaffen wird das." Prinzipiell sind die Grünen dafür, dass Photovoltaikanlagen auf Dächer oder versiegelte Flächen gehören. "Ich bin auch ein Fan von Agri-Photovoltaikanlagen", gesteht Becher. Dabei handelt es sich um Flächen, die gleichzeitig zum Zweck der Landwirtschaft und der Energieerzeugung genutzt werden. So wie es derzeit versuchsweise auf einem Hopfenfeld bei Au geschieht. Seitdem die Ampelkoalition in Berlin das Wind-an-Land-Gesetz erlassen habe, komme bei der Nutzung der Windenergie Bewegung in die Sache. Wenn Becher wieder in den Landtag gewählt wird, will er sich verstärkt für den Ausbau des Stromnetzes einsetzen. "Einen Wirtschaftsminister, der Südlink verhindert, darf es nicht mehr geben", fordert Becher. Südlink ist eine Trasse von Leitungen, die aus der Windkraft gewonnene Energie vom Norden nach Süden leitet.

Ein Ziel von Alina Graf, Landtagskandidatin der SPD, ist ein Landkreis, der sich autark mit Energie versorgen kann (Foto: Marco Einfeldt)

Alina Graf sitzt zwar nicht im Freisinger Kreistag, in dem die großen Beschlüsse zur Energiewende gefasst werden. Doch sie fühlt sich über Arbeitsgruppen über die Themen, die dort besprochen werden, gut informiert. Zum Beispiel über den Beschluss, künftig auf 30 Jahre befristet Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Landschaftsschutzgebieten zu errichten. Sie sei da sehr offen, sagt Alina Graf. "Wir brauchen den Ausbau!" Allerdings bedürfe es einer gewissen Abwägung. Zum Beispiel sei eine gute Absprache mit dem Naturschutz notwendig. Es gelte, alles unter einen Hut zu bringen. Ohne den Ausbau weiterer Windkraftanlagen gehe es nicht. "Das ist effizienter als Photovoltaikanlagen." Alina Graf rät zu einer Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft Freisinger Land. Dann bleibe der Profit bei den Anwohnern. Wichtig sei es, nicht über Köpfe hinweg zu entscheiden. Wenn sie in den Landtag einziehe, verspricht Alina Graf, wolle sie sich dafür einsetzen, dass von der 10-H-Regelung endgültig Abschied genommen werde. Bei der Windkraft wolle sie Bayern voranbringen. Wichtig sei es, die Speicherkapazitäten von erneuerbaren Energien auszubauen.

Den Landkreis Freising hält Florian Herrmann wegen dessen Nähe zum Flughafen für die Nutzung von Windenergie für weniger geeignet. (Foto: Marco Einfeldt)

"Die Energiewende ist eine zentrale Herausforderung", sagt Florian Herrmann. Der Freistaat Bayern sei, was die Erzeugung sauberer Energien anbelangt, die Nummer eins in Deutschland. Herrmann sieht Bayern, was Wasserkraft und Photovoltaik anbelangt, an der Spitze, bei der Windkraft aber nur im Mittelfeld. Die Nutzung der Energiegewinnung mittels Photovoltaik müsse verdreifacht werden. "Da sind wir auf einem guten Weg." Herrmann betrachtet den gesamten Freistaat, der Landkreis alleine sei nicht entscheidend. Das Vorhaben, künftig auch in Landschaftsschutzgebieten Photovoltaikanlagen zu bauen, findet er richtig. "Das ist ja nicht schädlich." Den Landkreis als Standort für Windräder hält er aufgrund der Nähe zum Flughafen für weniger geeignet. Im Falle seiner Wiederwahl will er sich für den Ausbau der Stromnetze einsetzen und Verfahren durch den Abbau bürokratischer Hürden beschleunigen.

Melanie Hilz möchte für die AfD gern in den Landtag einziehen. (Foto: Marco Einfeldt)

"Photovoltaikanlagen gehören auf die Dächer!", bekräftigt Melanie Hilz, "sie gehören nicht auf den Acker und sie gehören schon gar nicht in ein Landschaftsschutzgebiet." Dies ist Konsens in der AfD. Bei einer entsprechenden Abstimmung im Kreistag hatte sich schon ihre Parteikollegin Bianca Csonka gegen dieses Vorhaben ausgesprochen. Die Flächen würden dringend für die Erzeugung von Lebensmitteln benötigt, sagt Melanie Hilz. Noch immer könnten sich Millionen Menschen nur unzureichend ernähren, zum anderen benötige die Natur Rückzugsräume. "Und nicht zuletzt hat die bayerische Natur- und Kulturlandschaft einen ästhetischen Wert, den es zu erhalten gilt." Die Erzeugung von sauberem Strom durch Windräder lehnt sie ab. "Der wirtschaftliche Nutzen von Windkraftanlagen ist ohnehin zweifelhaft", behauptet sie, "in dem eher windarmen Landkreis Freising gilt das insbesondere." Wenn man Windräder baue, sollte dies im windreichen Norden Deutschlands geschehen, ein Windrad sei dort viel effektiver. "Es ergibt keinen Sinn, Investoren anzulocken, um Windräder an ungeeigneten Stellen zu errichten." Wichtiger als der Bau ständig neuer Windenergie- und Solaranlagen seien ihrer Ansicht nach Investitionen ins Netz, um den Strom dorthin zu bekommen, wo er benötigt wird, sowie Speicher für die Zeit, in der eben die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Für den Fall, dass sie in den Landtag gewählt werde, wolle sie die Energiewende nicht vorantreiben. "Letztlich müssen sich die Technologien am Markt durchsetzen. Nur was wirtschaftlich sinnvoll ist, wird sich letztlich durchsetzen."

Helmut Markwort (FDP) ist ein Freund der Photovoltaik. (Foto: Hartmut Pöstges)

Helmut Markwort lebt zwar nicht im Landkreis Freising, hat sich aber bei seinen "FDP-Kollegen" am Ort über den Stand der Energiewende auf lokaler Ebene informiert. Er sagt, dass er ein "Freund der Photovoltaik" sei und mehr auf diese Form der Gewinnung von sauberem Strom setze. Ihm ist aufgefallen, dass viele öffentliche Gebäude nicht mit Photovoltaikanlagen bedeckt sind. "Dabei müssen die Kommunen doch mit gutem Beispiel vorangehen." Wenn er durch Bayern fahre, sehe er viele Photovoltaikanlagen neben Bahngleisen und Autobahnen. Diese Flächen könne man gut nutzen. Den Ausbau der Windkraft im Landkreis Freising sieht Marktwort eher skeptisch. Es gebe hier nicht allzu viele Plätze, auf denen man solche "Windmühlen" aufstellen könne. Schon aus Rücksicht auf den Flughafen. "Toll" findet Markwort aber, wie die Wasserkraft im Landkreis genutzt wird. Der FDP-Kandidat kritisiert die wuchernde Bürokratie, gegen die er angehen will. "Die Genehmigungszeit dauert oft länger als die Bauzeit", kritisiert er. Viele Vorschriften kämen allerdings aus Brüssel.

Benno Zierer kürzlich bei einer Diskussionsrunde des Kreisjugendrings in Kooperation mit der SZ im Oberhaus vom Freisinger Lindenkeller. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Einsicht zur Energiewende sei da, sagt Benno Zierer, denn man könne nicht alle Atomkraftwerke abschalten, ohne Alternativen anzubieten. Doch bei der Ausweitung von Flächen für Photovoltaikanlagen und auch für Windräder gelte es, die Bevölkerung mitzunehmen. "Dann geht alles schneller." Einen Hemmschuh sieht Zierer in der Bürokratie, die mit dem Ausbau von Photovoltaikanlagen und Windrädern einhergeht. Dass da etwas schnell gehe, sei ein frommer Wunsch. Selbstverständlich müsse man Vereine wie die Bürgerenergiegenossenschaft mit ins Boot holen. Man müsse die Leute zum Zusammenschluss animieren, dann profitierten sie auch finanziell. Wenn Zierer wieder in den Landtag gewählt wird, dann will er vor allen Dingen die wuchernde Bürokratie bekämpfen, "auch in den verschiedenen Häusern", wie er sagt. Überall in Bayern müssten einheitliche Regeln herrschen. Die Landratsämter in Dachau und Erding müssten nach denselben Kriterien entscheiden wie das in Freising. Zierer ist auch dagegen, dass jeder "Hinz und Kunz" gegen Windräder klagen dürfe. "Da müssen wir gegensteuern!" Zum Beispiel bei den Verbandsklagen, die seines Wissens nach oft aus dem rechten Lager finanziert würden.

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