Landtagswahl im Landkreis Freising:Optimieren und ausbauen

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Der Expressbus zwischen Freising und Garching hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. Die ÖDP arbeitet daran, eine ebenso erfolgreiche Schnellverbindung von Freising nach Pfaffenhofen zu etablieren. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Der Landkreis Freising erstickt im Straßenverkehr, ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel ist vor allem auf dem Land jedoch schwierig. Die SZ Freising hat die Direktkandidaten der Landtagswahl gefragt, wie sie die Verkehrswende konkret unterstützen wollen.

Von Peter Becker, Freising

Fünf Fragen, sechs Direktkandidatinnen und -kandidaten: Die SZ Freising stellte Benno Zierer (Freie Wähler), Helmut Markwort (FDP), Melanie Hilz (AfD), Florian Herrmann (CSU), Alina Graf (SPD) und Johannes Becher (Grüne) zu fünf Themengebieten, die die Freisinger Bürgerinnen und Bürger aktuell bewegen, eine konkrete Frage. Heute: Wie wollen Sie den Landkreis Freising auf dem Weg in die Verkehrswende unterstützen, wenn Sie in den Landtag gewählt werden?

Der Landkreis Freising erstickt im Verkehr. Zu den Hauptverkehrszeiten wälzen sich die Autos über die verstopften Straßen. Um dem Straßenverkehr zumindest in Freising Herr zu werden, wurden in den vergangenen Jahren erst die Nordost-Umfahrung, dann die Westtangente gebaut. Immer noch mehr Straßen zu bauen, ist allein keine Lösung, doch wer auf dem Land wohnt, der ist auf sein Auto angewiesen. Eine Möglichkeit wäre es, die Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. Der Landkreis Freising investiert zwar viel Geld in Buslinien, doch das Angebot ist offenbar noch nicht attraktiv genug. Wie wollen die Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl die Verkehrswende im Landkreis fördern?

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"Den Tarifdschungel lichten"

In vielen Orten im Landkreis gebe es etwa über Rufbusse und Sammeltaxis die Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, sagt Benno Zierer. Er plädiert dafür, über den Münchner Verkehrsverbund die Angebote zu vernetzen. Wenn etwa in einem Schulbus noch Plätze frei seien, sollten auch andere Passagiere mitfahren dürfen. Es sei den Leuten nicht zu erklären, dass sie nicht zusteigen dürften, obwohl der Bus halb leer fahre. Auf Eitelkeiten dürfe keine Rücksicht genommen werden. Wenn Zierer wieder in den Landtag einzieht, dann würde er sich auch dafür einsetzen, den "Tarifdschungel" zu lichten. Das Tarifsystem gehöre überarbeitet und müsse übersichtlicher sein.

"Den Bustakt verdichten"

Von den Staus, insbesondere auf der Autobahn A9, kann sich Helmut Markwort häufig selbst ein Bild machen, wenn er an Allershausen vorbeifährt. Dies sei ein Ergebnis des Erfolges, den die Stadt Freising habe. "Die Stadt zieht viel Verkehr an", stellt er fest. Wenn er in den Landtag einziehen sollte, würde er sich verstärkt für die Verdichtung des Bustaktes einsetzen. "Die Leute sollen mit dem Bus fahren", bekräftigt er, fügt aber hinzu, dass er das Auto - egal ob Diesel oder Benziner - nicht verteufele.

Viele Menschen, insbesondere auf dem Land, seien auf das Auto angewiesen. Doch der öffentliche Nahverkehr müsse unbedingt verstärkt werden. Neben den schnelleren Takten des Busverkehrs müssten sich die Leute auch auf die Abfahrtszeiten verlassen können. Ganz im Gegensatz zur S-Bahnlinie S1, die oft ausfalle. Dass die U-Bahnlinie U6 von Garching in den Landkreis Freising hinein verlängert werden soll, hält Markwort für eine gute Idee. Diese würde die Straßen entlasten. Er richtet sein Augenmerk aber auf den Busverkehr, dort lasse sich schneller etwas bewegen. Am Schienenverkehr etwas zu ändern, das dauere zu lange.

"Mehr Züge fahren lassen"

"Der ÖPNV wird den Individualverkehr nicht ersetzen können", meint Melanie Hilz. Speziell im ländlichen Raum sei dies nicht möglich. Dennoch spiele der ÖPNV eine wichtige Rolle. Ihrer Ansicht nach ist der öffentliche Nahverkehr aber unattraktiv. Dies liege zum einen an den überfüllten Zügen. "Dagegen helfen nur mehr Züge." Möglich sei dies mit einer verbesserten Signaltechnik. In Japan sei es möglich, alle zwei Minuten einen Zug fahren zu lassen. "Damit sollte auch bei uns eine höhere Taktung möglich sein." Ein weiteres Problem seien oft verdreckte Züge und mangelnde Sicherheit. Viele potenzielle Nutzer des ÖPNV fühlen sich dadurch abgeschreckt. Mehr Sicherheit und Sauberkeit würden den ÖPNV attraktiver machen. Dann könne sich auch eine U-Bahn Verlängerung von Garching nach Neufahrn rechnen. Für viele Bürger des Landkreises werde das eigene Verbrenner-Fahrzeug dennoch unverzichtbar bleiben, so Hilz.

Die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Garchinger Forschungszentrum in den Landkreis Freising ist auch in diesem Wahlkampf Thema. (Foto: Stephan Rumpf)

"Die U6 verlängern"

Florian Herrmann betrachtet es unter den Stichwörtern "Optimieren und Ausbauen" als zentrale Aufgabe, den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Freising zu stärken. Im Fall seiner Wiederwahl will sich Herrmann vor allem für die Verlängerung der U-Bahnlinie U6 in den Landkreis Freising einsetzen. Doch auch Radschnellwege sind für ihn ein geeignetes Mittel, den Straßenverkehr zu entlasten. Er erinnert daran, dass er sich stark für die Verbindung zwischen Freising und Garching eingesetzt habe, der nach Zusicherung eines hohen Zuschusses jetzt tatsächlich gebaut wird. Ein besonderes Anliegen sind Herrmann Expressbusse, insbesondere derjenige, der Allershausen mit München verbinden soll. "Dafür setze ich mich stark ein." Momentan steht diese Busverbindung noch auf der Kippe. Da müsse man noch Überzeugungsarbeit leisten.

"Fahrradwege besser vernetzen"

Alina Graf fordert eine bessere Vernetzung der Fahrradwege. Die Verlängerung der U-Bahnlinie U6 von Garching nach Neufahrn, für die sich der Kreistag unisono mit Landrat Helmut Petz (FW) einsetzt, wäre für die Neufahrnerin auch persönlich eine gute Sache. Auch wenn sie in dieser Angelegenheit nicht die "große Expertin" sei, steht für sie fest, dass die U6 an die Strecke der S1 angebunden gehört. Selbst wenn dann Eching der Zielbahnhof wäre.

Wird Alina Graf in den Landtag gewählt, will sie sich für zusätzliche Expressbusse im Landkreis Freising einsetzen. Bestes Beispiel sei die Linie, welche die wissenschaftlichen Standorte in Freising und Garching verbinde. Sie denkt dabei durchaus über die Landkreisgrenzen hinaus, wie etwa an eine Verbindung von Hohenkammer zum S-Bahnhof in Petershausen. Ein anderes Anliegen ist ihr die Verbesserung des Radwegenetzes im Landkreis, etwa von Neufahrn in die umliegenden Dörfer.

"Mehr Expressbusse einsetzen"

Im Gegensatz zur Energiewende sieht Johannes Becher (Die Grünen) die Umsetzung der Verkehrswende im Landkreis Freising als erhebliches Problem an. "Da sind wir nicht so gut aufgestellt", gibt er zu. Sollte er wieder in den Landtag gewählt werden, will er vor allem den Bahnverkehr verbessern. Das, was die Bahn ihren Passagieren anbietet, "das ist eine Zumutung", schimpft er. Der Landtagsabgeordnete pendelt selbst zwischen Moosburg und München hin und her. Die Züge seien oft zu kurz und nicht der Zahl der Reisenden angemessen, so seine Kritik.

Was den Landkreis selbst betrifft, will sich Becher für mehr Expressbusse einsetzen. Insbesondere auf der Strecke der Bundesstraße B301 von Freising bis Mainburg. Ein anderer Favorit wäre die Verbindung zwischen Hohenkammer und dem S-Bahnhof in Petershausen. Es gelte, die S-Bahnhaltepunkte miteinander zu verknüpfen, sagt Becher. Und natürlich steht die Verhinderung der dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos auf seiner Liste. Becher will sich zudem dafür einsetzen, dass die Zahl der Nachtflüge nicht steigt. Wie jüngst während einer Veranstaltung des Bürgervereins zu hören war, plant die Flughafen München GmbH, den Frachtverkehr auszubauen. "Fracht ist Nacht", bringt es Becher auf den Punkt. "Wenigstens nachts muss man ruhig schlafen können."

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