Der Wahlabend in Freising:Eine Panne und Tapeten in der Wahlkabine

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Christian Magerl (links) und Johannes Becher hoffen, dass die neue Legislaturperiode das endgültige Aus für die Startbahnpläne bringt. (Foto: Marco Einfeldt)

Wie üblich versammeln sich Wahlkämpfer, Berichterstatter und viele Interessierte am Wahlabend im Landratsamt, um die Auszählung zu verfolgen. In den Wahllokalen hatten sich zuvor teilweise lange Schlagen gebildet.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Noch ein letztes Mal am frühen Freitagmorgen S-Bahn-Pendlern mit frischen Brezn eine Freude machen, noch einmal am Samstag am Infostand auf den Marktplätzen in Freising und Moosburg Kugelschreiber und bunte Wimpel an die Vorbeieilenden verteilen. Dann war die Arbeit für die Wahlkämpfenden getan. Jetzt konnten sie nur noch abwarten, wie sich die Wählerinnen und und Wähler am Sonntag entscheiden würden.

Die mussten in Freising ohnehin aus dem Haus, hatten keine Ausrede. Die Kirchweihdult und der verkaufsoffene Sonntag hatten Hunderte an diesem milden Herbsttag in die Freisinger Innenstadt gelockt. Bestes Wahlwetter also. Offenbar hatten das viele gleich mit Besuch im Wahllokal verbunden. Wer zur Wahl gegangen war, berichtete von langen Schlangen und sogar von auch längeren Wartezeiten, bis zu 20 Minuten konnte das dauern.

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Das war aber offenbar nicht durchgängig so. "Sie kommen in Schüben", berichtete eine Wahlhelferin. "Entweder ist es ganz ruhig oder es kommen ganz viele auf einmal." Wer drin war, brauchte auch seine Zeit, um die tapetengroßen Stimmzettel in der engen Wahlkabine auseinanderzufalten. Vielleicht sollte man mal über größere Kabine nachdenken.

Als um 18 Uhr die Wahllokale schlossen, begann die Auszählung der 251 Stimmbezirke im Landkreis Freising. Die ersten offiziellen Prognosen besagten für ganz Bayern Folgendes: Die CSU liegt trotz Verlusten deutlich vorne, die Grünen, die Freien Wähler und die AfD werden den zweiten Platz unter sich ausmachen, sie liegen in den Umfragen in etwa gleichauf. Eine knappe Stunde zuvor erreichte die Redaktion telefonisch die Nachricht von einer möglichen Panne bei der Versendung der Briefwahlwahlunterlagen, die wohl nicht alle Wählerinnen und Wähler rechtzeitig erreicht hatten.

Der Landtagsabgeordnete Benno Zierer (Freie Wähler) wartet im Freisinger Landratsamt auf die Ergebnisse. (Foto: Marco Einfeldt)

Was das für Konsequenzen haben würde, war vor Schließung der Wahllokale am Sonntag noch gar nicht bekannt. Später löste sich die Sache auf. Tobias Diepold vom Freisinger Landratsamt teilte mit, auf der Wahlbenachrichtigung sei schließlich der Hinweis zu lesen gewesen, wer sie am Samstag noch nicht bekommen habe, der könne seine Unterlagen im Bürgerbüro abholen. Diesen Hinweis hatten die Betroffenen offenbar nicht gesehen.

Grünen-Spitzenkandidat Johannes Becher ist der Erste, der sich im Landratsamt blicken lässt. Der Direktkandidat der Grünen kommt um 18.30 zur Wahlparty ins Landratsamt und zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: "Wenn es so bleibt, wäre es das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der bayerischen Grünen", sagt er. "Aufgrund des Gegenwindes, den wir derzeit verspüren, stehen wir gut da", fügte er hinzu. Becher hatte schon am Morgen gewählt und den Wahltag dann zuhause verbracht. So ließ sich für ihn die Anspannung, die sicher da war, am besten aushalten.

Guido Hoyer stimmte das Erstarken der AfD bedenklich. (Foto: Marco Einfeldt)

Und dann war gegen 18.45 Uhr das erste Ergebnis da, wie üblich kam es aus Gammelsdorf, das ist schon Tradition in diesem Ort. Dort sind sie immer die Ersten. Aus Gammelsdorf kommt auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer, der dann kurz darauf in der Wahlzentrale erscheint. Er kann sich an diesem Abend ganz entspannt zurücklehnen. Für ihn wird es ja erst wieder 2025 wieder ernst. Mit dem Ergebnis ist er da zufrieden. Das sei ein "klarer Regierungsauftrag", sagt er.

Gegen 19.15 Uhr sind 27 von 251 Wahllokalen ausgezählt. Da läuft es auf das erwartete Duell zwischen Florian Herrmann (CSU) und Benno Zierer (FW) raus. Der ist an diesem Abend zusammen mit seiner Frau Margot im Freisinger Landratsamt erschienen und scheint bester Laune zu sein. Johannes Becher bekommt Unterstützung von Christian Magerl, ein erfahrener Wahlkämpfer.

Auch Linken-Kreisrat Guido Hoyer verfolgt den Ausgang der Wahl im Landratsamt. Dass die CSU zu diesem Zeitpunkt relativ stark abschneidet, werde die Frage nach der dritten Startbahn am Münchner Flughafen weiter ungeklärt lassen, fürchtet er. Sorgen macht ihm die Stärkung der AfD. Bedenklich sei das, sagt er.

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