Freisinger Heavy-Rock-Band:"Verkappte Kreative"

Lesezeit: 3 min

"The Burning Balls" wollen auf die Bühne: (von links) Tobias Stockmann (E-Gitarre), Sebastian Stockmann (Schlagzeug), Matthias Eder (Gesang), Martin Hierhager (Bass & Gesang) und Oliver Arafat (E-Gitarre). (Foto: Marco Einfeldt)

"The Burning Balls" aus Freising haben zu fünft ihre optimale Besetzung gefunden. Während der Pandemie haben sie ihr erstes Album rausgebracht und möchten in diesem Jahr auch endlich ihre Songs auf Bühnen performen.

Von Charline Schreiber, Freising

Durch die weiß verputzen Wände der Farm-Studios dröhnt Rockmusik, der Sound von E-Gitarren, Bass und Schlagzeug kumuliert zu einer lauten Musikwelle, die bis auf die Straßen Attachings dringt. Hier, hinter den Studiowänden, probt an diesem Freitagnachmittag Ende Februar die Heavy-Rock-Band "The Burning Balls".

Vor der Tür kühlen bei sechs Grad Außentemperatur zwei Kisten Bier, im Probenraum heizt ein hüfthoher schwarzer Holzofen die Stube. Die fünf Bandmitglieder, bestehend aus Sänger Matthias Eder, Gitarrist Tobias Stockmann, Bassist und Sänger Martin Hierhager, Schlagzeuger Sebastian Stockmann und Gitarrist Oliver Arafat, haben sich auf ein ausgiebiges Probenwochenende vorbereitet.

Der Schlagzeuger fährt 700 Kilometer zur Probe

Weil Sebastian Stockmann in Münster wohnt, finden Bandproben in Freising selten mit allen fünf Bandmitgliedern statt. Mindestens einmal im Quartal nimmt Stockmann aber die fast 700 Kilometer lange Strecke von Münster nach Freising auf sich, um gemeinsam mit den Burning Balls zu proben. Nicht immer trifft sich die Band in den Räumen der Farm-Studios. An den Songs arbeiten sie oft auch bei Hierhager im Keller. Ungefähr alle zwei Wochen kommen die Männer, alle zwischen 33 und 41 Jahre alt, dafür zusammen.

Die Band probt in den Räumen der Farm-Studios, aber oft auch in einem Keller. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Anfänge der Band liegen im Jahr 2006, als Akustikduo sind Tobias Stockmann und ein ehemaliges Mitglied damals aufgetreten. Die Idee kam ihnen bei einer Betriebsweihnachtsfeier, was fehlte, war ein Name. Möglichst stupide sollte er sein, erzählt Tobias Stockmann lachend, seither gibt es The Burning Balls. Der damalige Stil, eher balladesk und damit weit entfernt vom heutigen Rock der Band, veränderte sich erst im Lauf der Jahre. "Irgendwann haben wir uns einfach musikalisch auseinanderentwickelt", sagt Stockmann. Für ihn kein Grund aufzuhören, Musik machte er auch danach weiter, widmete sich aber mehr dem Heavy Rock. In den folgenden Jahren fanden sich die Burning Balls in ihrer heutigen Besetzung zusammen. Die Band, so wie sie an diesem Nachmittag in den Farm-Studios probt, existiert seit 2017. Mit Ausnahme von Arafat, der an der Gitarre erst seit 2021 mit dabei ist.

Der erste Lockdown wurde für die professionelle Produktion genutzt

In den vergangenen Jahren sind immer wieder EPs und einzelne Songs erschienen, Sänger Matthias Eder und Schlagzeuger Sebastian Stockmann nennen diese Zeit aber eher eine "musikalische Selbstfindung". Ihre besten Songs professionell zu produzieren, dazu entschieden sie sich im ersten Lockdown. "Wir waren einfach auch Corona-gebeutelt", sagt Tobias Stockmann. "Im Frühjahr 2020 haben wir dann gesagt: Wir nutzen jetzt die Zeit und produzieren ein paar geile Aufnahmen." In den folgenden Monaten habe sich die Band dann gegenseitig in Videoschalten Dateien zugeschickt, an den Songs gearbeitet und für die Produktion eines Albums geprobt. Erschienen ist "Full Grip" im Oktober vergangenen Jahres - gemixt und gemastert von den Freisinger Musikproduzenten Yogi Lang und Kalle Wallner.

Für die Musiker ist die Band ein Hobby, ihre Jobs an den Nagel zu hängen und nur noch Musik zu machen, plant keiner von ihnen. "Es ist aber das einzige Hobby, das wirklich leidenschaftlich betrieben wird", sagt Gitarrist Stockmann. Er selbst bezeichnet sich und die Bandmitglieder als "verkappte Kreative". Jeder nehme sich für die Musik aus seinem Alltag heraus. "Wie heißt es so schön: Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich."

Für den dritten Song auf ihrem Album, "Girl in the City", habe die Gruppe auch ein Musikvideo geplant. Einen Tag habe die Band dafür schon gedreht, der zweite sei Corona-bedingt verschoben worden. Im April möchte die Band das Video nun abdrehen, umgesetzt wird es in Eigenregie. Der Song, geschrieben von Eder, ist inspiriert von seiner Lebensgefährtin, die anders als er in München gewohnt hat. Für ihn war sie eben "Das Mädchen in der Stadt".

1 / 5
(Foto: Marco Einfeldt)

"The Burning Balls" sind: Sebastian Stockmann und...

2 / 5
(Foto: Marco Einfeldt)

...Martin Hierhager.

3 / 5
(Foto: Marco Einfeldt)

Matthias Eder.

4 / 5
(Foto: Marco Einfeldt)

Tobias Stockmann.

5 / 5
(Foto: Marco Einfeldt)

Und Oliver Arafat.

Die Ideen für die Songtexte kommen dem Bassisten spontan

Die meisten Songs aber werden von Martin Hierhager geschrieben. Die Ideen dafür kommen ihm spontan, manchmal sogar beim Joggen. Aus den ersten Zeilen, die ihm in diesen Momenten einfallen, schreibt er später dann ganze Songs. "Es bringt aber immer jeder seine Ideen mit ein", so Hierhager. Die Rock-Songs der Band sollen ansprechend und für Zuhörer nachempfindbar sein. Manchmal ist ihre Botschaft "Gegen Rechts", andere sind von Emotionen während der Pandemie gefärbt.

Mitte Februar hat Bayern 1 "Girl in the City" sogar im Radio gespielt. Ein Augenblick, in dem die fünf Musiker vor dem Radio saßen, zugehört und Anerkennung erfahren haben. "Das war natürlich aufregend", verrät Hierhager.

Für die Band sind die Proben ihre Freizeit und ein Hobby, das sie leidenschaftlich verfolgen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Band schätzt besonders ihre musikalische Freiheit. Auch bei Veranstaltern trifft sie auf Zuspruch. "Hier überzeugen wir schlussendlich immer wieder mit der Qualität unserer Musik", erklärt Tobias Stockmann. Zehn bis zwölf Gigs spielen sie normalerweise im Jahr, auch 2022 stehen schon für Mai, Juli und August feste Termine in ihren Kalendern und Hierhager ist sich sicher: "Der Sommer wird richtig gut."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBeruf statt Hobby
:E-Gitarren, selbst geschnitzt

Peter Bachmaier gibt seinen Job bei BMW auf, um sich in seinem Keller nahe Freising einen Traum zu erfüllen: Gitarren aus Holz zu bauen.

Von Charline Schreiber (Text), Marco Einfeldt (Fotos), Birgit Goormann-Prugger (digitale Umsetzung)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: