Inhabergeführte Geschäfte:Mit natürlichen Materialien punkten

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Engel, Krokodile, Nilpferde - im Hölzlkramer sind verschiedenste Holzfiguren zu finden. Insgesamt gibt es heute aber weniger Spielzeug aus Holz, dafür mehr aus Plastik. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Konkurrenz durch das Internet spürt Monika Stanglmeier, Inhaberin des "Hölzlkramer", kaum. Sie hat viele Stammkunden, die wissen wollen, wo das Spielzeug ihrer Kinder oder Enkel herkommt. Der Aufwand, den kleine Geschäfte betreiben müssen, ist jedoch enorm

Von Nadja Tausche, Freising

Als der Trend mit den Fidget Spinnern aufkam, haben sich die Schüler bei Monika Stanglmeier in Listen eingetragen. Alle wollten einen haben, erzählt die Inhaberin des Spielzeuggeschäfts Hölzlkramer. Fidget Spinner sind Spielzeuge, bei denen man mit den Fingern drei Plastikarme um ein Kugellager dreht. Das soll angeblich Nervosität abbauen. Nach etwa vier bis sechs Wochen sei das Gerät überall zu haben gewesen und sie habe es wieder aus den Regalen genommen, erzählt Stanglmeier. Das habe sich dann nicht mehr gelohnt.

Nicht jeden Trend mitmachen

"Ich kann viel schneller auf Trends reagieren als große Läden", fasst Monika Stanglmeier zusammen. Sie erfahre meist durch Kollegen von neuen Ideen. Oft probiere sie die einfach aus, wie beim Fidget Spinner. Jeden Trend dürfe man aber nicht mitmachen: Sprechende Puppen gebe es bei ihr zum Beispiel nicht. "Das schränkt das kreative Spielen der Kinder total ein", findet Stanglmeier. Pädagogisch wertvoller sei es, wenn die Kinder sich die Gespräche mit den Puppen selbst ausdenken.

Seit 1986 gibt es den Hölzlkramer in Freising. Stanglmeier hatte den Laden ursprünglich in der Nähe des Lindenkellers gegründet. Sie selbst kommt aus Regensburg, hat in Weihenstephan Landwirtschaft studiert und später mit ihrem damaligen Mann "völlig unbedarft" das Spielwarengeschäft gegründet, wie sie erzählt. Seit 2014 führt sie noch einen zweiten Laden in Freising, das "7-Sachen" hat Sachen für Erwachsene im Sortiment.

Den Laden von Monika Stanglmeier gibt es seit 1986, heute haben sich die Kunden oft schon im Internet informiert. (Foto: Marco Einfeldt)

In das Spielwarengeschäft kommen vor allem Stammkunden. Eltern etwa oder Großeltern, die als Kinder schon da waren, kaufen für ihre Kinder und Enkel ein. Auch Touristen kämen ab und an vorbei. Die Konkurrenz durch das Internet spürt Stanglmeier nur bedingt. Ein oder zwei Jahre lang sei der Umsatz nach unten gegangen, das Ganze habe sich aber wieder normalisiert. Heute wüssten die Kunden besser über die Preise Bescheid, hätten sich oft im Internet informiert. Aber: Natürliche Materialien und das Wissen, wie und wo die Spielsachen herkommen, lockten die Leute dann doch zu ihr in den Laden, glaubt sie. "Das Bewusstsein ändert sich."

"Es muss auch ein paar völlig unnötige Sachen geben, die einfach nur Spaß machen"

Im Hölzlkramer gibt es die verschiedensten Dinge. Brezen aus Stoff, Engel und Krokodile als Holzfiguren. Ein Plüscheinhörnchen, einen bunten Regenbogen aus gebogenen Holzstücken, Schachbretter und Bücher. Im Sommer gibt es Sandspielzeug, im Winter dagegen mehr Brettspiele. Die meisten Spielsachen seien pädagogisch wertvoll, erklärt Monika Stanglmeier: Man müsse sie auf das Alter und Können des Kindes abstimmen. In einem Regal an der Kasse liegt aber auch eine in Plastik verpackte Nacktschnecke aus weichem Kunststoff, etwa zehn Zentimeter groß und schleimig glänzend. "Es muss auch ein paar völlig unnötige Sachen geben, die einfach nur Spaß machen", so die Inhaberin.

Generell, das könne man feststellen, gebe es weniger Spielzeug aus Holz als früher. Das sei aufwendiger in der Verarbeitung und werde nicht mehr so viel hergestellt. Zu sehen ist das etwa an den Eisenbahnen: Die Züge sind aus Plastik, "Holzlokomotiven gibt es gar nicht mehr", sagt Stanglmeier. Es gibt auch Varianten, bei denen sogar die Schienen aus Plastik sind. Auch bei den Anbietern ändere sich einiges, berichtet sie weiter. Kleine Läden hätten es schwer, das merke man unter anderem auf der Spielwarenmesse, die ein Mal pro Jahr in Nürnberg stattfindet. Sie selbst bezieht ihr Spielzeug von 300 verschiedenen Anbietern, darunter große genauso wie kleine. Alleine die Schaukelpferde bezieht sie von mehreren Herstellern: Einer baut beispielsweise Schaukelpferde aus Erle und ohne eine einzige Schraube. 200 Euro könne so ein Teil schon mal kosten, sagt Stanglmeier.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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