Diözesanmuseum:Die großen Fragen des Lebens

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Ein Teil der Hüllen am Diözesanmuseum ist bereits gefallen, dort ist schon ein Blick auf die etwas veränderte Fassade möglich. (Foto: Johannes Simon)

Die Generalsanierung eröffnet die Möglichkeit, ein völlig neues, zeitgemäßes Konzept für das Museum auszuarbeiten. Direktor Christoph Kürzeder stellt es bei den Stadtgesprächen vor. Nicht halten kann man wohl die geplante Eröffnung an Pfingsten 2022.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Planen, die derzeit noch große Teile des Diözesanmuseums am Domberg verhüllen, werden bald komplett fallen. Das Konzept für die ersten Ausstellungen steht, die Vorfreude auf die Wiedereröffnung des Hauses wächst, nicht nur in Freising. Allerdings wird sich diese um mehrere Wochen verschieben, das hat Museumsdirektor Christoph Kürzeder am Montagabend als Gast der Reihe "Stadtgespräche" im Furtnerbräu durchblicken lassen. Auf einen genauen Termin wollte er sich nicht festlegen lassen.

Bisher galt der 5. Juni, Pfingstsonntag, als Eröffnungstag. Zwar solle das Museum, wie geplant, im April an das Museumsteam übergeben werden, schilderte er. Unterschätzt hätten sie aber die Zeit, die für die Wiedereinrichtung benötigt werde. Zudem habe es, wie anderorts auch, coronabedingte Probleme bei der Lieferketten für das Baumaterial gegeben. Nach der Sommerpause soll alles fertig sein.

Im Gespräch mit Monika Heilmeier-Schmittner erklärt Museumsdirektor Christoph Kürzeder das neue Konzept - die Vorfreude auf die Wiedereröffnung 2022 ist ihm deutlich anzumerken. (Foto: Johannes Simon)

Praktisch über Nacht geschlossen

In den "Stadtgesprächen" stellen das Kreisbildungswerk und die Stiftung Bildungszentrum interessante Persönlichkeiten vor, die aus Freising stammen oder einen besonderen Bezug zur Stadt haben. Bei Christoph Kürzeder ist dies zweifellos der Fall, auch wenn er seit 2013 ein Direktor ohne Museum ist. Eineinhalb Jahre nach seiner Ernennung zum Leiter des Diözesanmuseums war praktisch über Nacht Schluss, weil das Gebäude wegen Brandschutzmängeln geschlossen werden musste. Wie habe er das damals aufgenommen, wollte Bildungsreferentin Monika Heilmeier-Schmittner wissen. "Ich neige nicht zur Schockstarre", antwortete Kürzeder - obwohl er gerade Verträge mit dem Vatikan unterschrieben hatte, weil eine große Ausstellung zum Papstamt geplant war, über 90 Objekte waren bereits zugesagt.

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An Arbeit mangelt es dem kleinen Team um den Museumsdirektor seither nicht. Es folgten Ausstellungen in München, Kloster Beuerberg und, ein Höhepunkt, in Venedig zum Freisinger Lukasbild. Mitunter habe bei der Anbahnung, wie in diesem Fall, der Zufall geholfen, schilderte Kürzeder, der ein launiger Erzähler ist und nicht lange zögert, wenn sich eine solche Chance ergibt. "Diese Wanderjahre" seien für ihn wichtig gewesen, bilanzierte er.

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Seit fast acht Jahren wird das Diözesanmuseum saniert, erst an Pfingsten 2022 soll die kirchliche Sammlung, die als eine der größten der Welt gilt, wieder zu sehen sein. Ein Osterbesuch in Depots mit 40 000 Schätzen.

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Museen sind keine "hehren Weihestätten" mehr

Die Generalsanierung eröffnete die Möglichkeit, ein völlig neues, zeitgemäßes Konzept für das Diözesanmuseum auszuarbeiten. 90 Prozent der Fläche habe bisher die Dauerausstellung eingenommen, sagte Kürzeder. "Das fand ich etwas aus der Zeit gefallen." Deshalb wird künftig fast ein ganzes Stockwerk für Sonderausstellungen reserviert sein. "Museum hat sich verändert", es wolle keine "hehre Weihestätte" mehr sein, sondern die Menschen in der Breite ansprechen.

Zum Gesamtkonzept gehört für Kürzeder auch eine Museumsgastronomie, die bisher geschlossene Westterrasse wird zum Gastgarten. "Endlich", kommentierte dies eine Zuhörerin. Kürzeder hofft, dass so künftig auch mehr Freisinger regelmäßig auf den Domberg kommen. Ein alter Weg hinauf soll wieder hergerichtet werden. Ändern wird sich aber auch die Präsentation der festem Sammlung im ersten Stock, sie soll nicht mehr chronologisch erfolgen, sondern laut Kürzeder "die Geschichte des Lebens erzählen", durch die Geschichte von Jesus. Religion versuche, die großen Fragen zu beantworten, die sich der Mensch stellt. Wie groß das Bedürfnis nach Antworten sei, zeige der ganze "Markt der sinnstiftenden Angebote".

Alltägliche Äußerungen der Hoffnung

Kürzeders Augenmerk gilt nicht nur den großen Werken der Kunstgeschichte, sondern gerade auch den kleinen, alltäglichen Äußerungen der Hoffnung, der Frömmigkeit - etwa ein Amulett, das eine Mutter dem Sohn in die Kleidung nähte, als er in den Krieg ziehen musste. Auch deshalb habe sich die Sammlung des Museums seit seinem Amtsantritt von etwa 16 000 Objekten auf mittlerweile 40 000 vergrößert, sagte Kürzeder. Dazu gehören Bestände von Klöstern, aber auch das Archiv eines Verlags, der Heiligenbildchen verkauft hat. Das sei für ihn das "Sympathische am Diözesanmuseum", dass es nicht nur um große Namen gehe.

Gerade in Zeiten der Bilderflut, mit der man überall konfrontiert werde, könne ein Museum ein Ort der Konzentration sein, er führe zurück in die Einmaligkeit, erzähle Geschichten, schwärmte Kürzeder. Titel der ersten geplanten Sonderausstellung ist "Tanz auf dem Vulkan", gezeigt werden kostbare Objekte aus Neapel, eine weitere ist dem zeitgenössischen Künstler James Turrell gewidmet, dessen Licht-Installation zur festen Sammlung zählen wird. Danach folgt "Verdammte Lust - Kirche, Körper, Kunst" mit "hochkarätigsten Leihgaben". Darin geht es auch um das Frauenbild in Kirche und Gesellschaft. 2024 folgt mit der Landesausstellung zu 1300 Jahre Korbinian ein weiterer Coup. Danach sei es an der Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen, sagte Kürzeder. Die Krippen werden im ersten Jahr noch nicht zu sehen sein, wegen der Kleinteiligkeit sei das nicht zu schaffen. Bereits in der kommenden Adventszeit öffnet am Domberg, als Vorgeschmack, aber der Dombergladen im Marstall-Gebäude.

© SZ vom 27.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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