Elf Kilo Marihuana geschmuggelt:Dreieinhalb Jahre Haft als Kurierlohn

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Ein Koffer, voll mit Drogen: Elf Kilogramm Marihuana hat eine Bulgarin geschmuggelt - aus finanzieller Not. Am Münchner Flughafen wurde sie erwischt. Jetzt wurde die Frau zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Florian Tempel

Drogenschmuggler sind erfindungsreich, bauen Koffer mit doppelten Böden, verstecken Rauschgift in Shampoo-Flaschen oder in Stofftieren. Die heiße Ware soll ja nicht gleich auffallen. Im Fall einer 39-jährigen Drogenkurierin aus Bulgarien wurde jedoch auf jeden Einfallsreichtum verzichtet. Die Frau hatte schlicht und einfach einen großen Koffer randvoll mit Marihuana dabei, als sie am 8. Dezember 2009 auf dem Flug von Amsterdam nach Bukarest einen Zwischenstopp am Münchner Flughafen einlegte. Über elf Kilogramm feinstes holländisches Gras war in ihr Gepäckstück gepresst, sonst war nichts anderes drin.

Elf Kilogramm Marihuana hat eine Bulgarin in ihrem Koffer geschmuggelt. Am Münchner Flughafen, wo alle Gepäckstücke durchleuchtet werden, wurden die Drogen entdeckt. (Foto: ag.dpa)

Das musste schief gehen, weil am Münchner Flughafen jeder Koffer durchleuchtet wird, auch jedes Stück Transitgepäck. Die Drogenkurierin kam in Haft und wurde nun vom Landgericht Landshut dazu verurteilt, insgesamt dreieinhalb Jahre hinter Gittern zu bleiben. Wahrscheinlich wird sie aber schon nach der Hälfte der Zeit in ihre Heimat abgeschoben.

Die Angeklagte berichtete eine bewegende Geschichte, warum und wieso sie sich für einen versprochenen Kurierlohn von 1000 Euro auf den gewagten und kriminellen Marihuana-Transport einließ. In Bulgarien habe sie unter ärmlichsten Umständen gelebt, zusammen mit ihrem Lebensgefährten und einem zweijährigen Kind in einem Ein-Zimmer-Appartement. Im Sommer hatte sie in Griechenland als Erntehelferin und häusliche Pflegekraft gearbeitet. Viel verdient hatte sie bei der Schwarzarbeit nicht. Zurück in Bulgarien lebte sie mit ihrer Familie ohne Strom, weil sie die Rechnungen nicht bezahlt hatten. Im Winter habe ein einiziger kleiner Ofen die Wohnung kaum erwärmt und ihr Kind litt an Lungenentzündung. Ihr Partner habe mehr oder weniger den ganzen Tag gesoffen und sie regelmäßig verprügelt. "Ich brauchte Geld, um da raus zu kommen."

Anfang Dezember sei ein Bekannter auf einmal in ihren Vorgarten gestanden und habe ihr einen Vorschlag gemacht. Er sehe, dass sie in großer Not sei, habe er gesagt, und er wisse Abhilfe. Ein schneller Job, ebenso ungefährlich wie lukrativ. Nur ein kurzer Ausflug nach Holland, um einen Koffer abzuholen.

Drei Tage später war sie unterwegs. Sie bekam 650 Euro Reisespesen, nahm den Zug nach Sofia und flog nach Amsterdam. Dort wartete sie in einem Hotel, bis sie einen Anruf bekam und zum Bahnhof beordert wurde, wo ihr der Bekannte aus Bulgarien den Koffer übergab. Dass sie über München flog, sei Zufall. Es sei der erste Flug zu ihrem Bestimmungsort Bukarest gewesen.

Über die wahren Hintermänner des Drogenschmuggels - ihren Bekannten stufte das Gericht nur als Handlanger ein - wusste sie so gut wie nichts. Ihr Bekannter ist hingegen in Bulgarien verhaftet und ausgeliefert worden. Er sitzt noch in U-Haft und wartet auf seinen Prozess.

© SZ vom 12.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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