Saubere Luft und ruhige Nächte, davon können die Menschen im Flughafenumland nur träumen. Was nötig wäre, um die Situation zu verbessern, die Feinstaubbelastung der Luft zu verringern und den Lärm zu reduzieren, erörterten Bundestagsabgeordneter Leon Eckert und Landtagsabgeordneter Johannes Becher (beide Grüne) am Samstag beim Regionalkongress der Grünen im Viva Vita in Freising mit Experten und diskutierten mit ihren Zuhörern.
Einig waren sich alle darin, dass auf politischer Ebene mehr Druck gemacht werden müsse und wissenschaftliche Ergebnisse als Datengrundlage für gesetzliche Grenzwerte zur Ultrafeinstaubreduzierung dringend benötigt würden. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern gemeinsam mit den europäischen Nachbarländern.
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Rund 40 Interessierte waren zu der Veranstaltung von Leon Eckert, der den Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen-Schrobenhausen in Berlin vertritt, gekommen und ließen sich einmal mehr von Fachleuten die Auswirkungen des Flugverkehrs erläutern. Wolfgang Herrmann vom Bürgerverein Freising berichtete, dass es besonders nachts immer lauter werde und die Anzahl der Nachtflüge steige.
Dazu komme, dass die Gebühren, die die Airlines für Nachtflüge entrichten müssten, in München deutschlandweit am niedrigsten seien. Die gesundheitlichen Folgen von Verkehrslärm und Fluglärm erläuterte Thomas Myck vom Umweltbundesamt. "Wir brauchen dringend eine bessere Nachtflugregelung und mehr Schutz für die Menschen der Region," sagte Johannes Becher zu diesem Thema.
Kathrin Wolf und Josef Cyrys vom Helmholtz Zentrum München erläuterten, dass der Ultrafeinstaub besonders tief in die Lunge eindringe. Außerdem seien die Partikel so klein, dass sie von dort aus in die Blutbahn gelangen könnten. Wie man in der Flughafenregion die Luftqualität verbessern könnte, beschrieb Bryan Hellack, Fachgebietsleiter Luftreinhaltung beim Umweltbundesamt. Man bräuchte Grenzwerte für Ultrafeinstaubpartikel, die gebe es noch nicht, es fehlten umfangreiche Daten für wissenschaftlich belastbare Modelle.
"Es spricht nichts dagegen, schwefelärmeres Kerosin einzusetzen."
Als Sofortmaßnahmen nannte Hellack die Einrichtung von mehr Messstationen, standardisierte Messverfahren sowie eine Reduzierung der Flugbewegungen und Triebwerksemissionen, denn es dauere viele Jahre, bis Messergebnisse tatsächlich in Gesetze gegossen würden. Der Wissenschaftler berichtete zudem, dass am Wiener Flughafen entschwefeltes Kerosin verwendet werde. Durch die Reduzierung des Schwefelgehalts im Kraftstoff sei eine wesentliche Reduzierung der Ultrafeinstaubpartikel möglich. Wolfgang Herrmann vom Bürgerverein bestärkte diese Aussage "Wir wollen das auch haben, es spricht nichts dagegen, schwefelärmeres Kerosin einzusetzen." Die Mehrkosten würden durch eine Verringerung der volkswirtschaftlichen Kosten durch beispielsweise Umweltbelastungen mehr als ausgeglichen, war er überzeugt.
"Wir müssen den nicht vermeidbaren Flugverkehr sauberer machen", betonte Becher und man müsse immer wieder auf politischer Ebene Druck machen. Dazu merkte ein Zuhörer an, dass für Veränderungen auch die Bevölkerung gefragt sei. Leider sei bei vielen Menschen kein Bewusstsein für die schädlichen Auswirkungen des Fliegens vorhanden. Die beiden Grünen-Politiker stellten schließlich acht Punkte zusammen, die sie in die jeweiligen Parlament mitnehmen werden.
Bundesweite Ausweitung von Nachtflugverboten
Neben einer endgültigen Beerdigung der Pläne für eine dritte Start- und Landebahn in München sowie den Verzicht auf den Ausbau weiterer Flughäfen in Deutschland fordern Eckert und Becher eine bundesweite Ausweitung von Nachtflugverboten, eine Besteuerung des Flugverkehrs, Änderungen der Entgeltordnung des Flughafens München und eine Streichung von Flugverbindung mit kurzer Flugzeit. Weiterhin solle die Belastung durch gesundheitsschädlichen Ultrafeinstaub bis 2030 reduziert und die Messung der Partikel verpflichtend sowie der Gesundheitszustand von Flughafenmitarbeitenden langfristig untersucht werden.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher machte abschließend einmal mehr darauf aufmerksam, dass der Flughafen München zu 100 Prozent der öffentlichen Hand gehöre. Maßnahmen für weniger Fluglärm und weniger Schadstoffe könnten, wenn ein mehrheitlicher politischer Wille dafür vorhanden wäre, direkt umgesetzt werden.