Fehde mit den Baufirmen:Schlampige Baustelle statt neuer Schulräume

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Wie Kraut und Rüben schaut es nach dem Empfinden mancher Gemeinderäte auf dem Gelände der Grundschule am Fürholzer Weg in Neufahrn aus. Das wird sich so schnell wohl nicht ändern. (Foto: Marco Einfeldt)

Eigentlich sollte die Neufahrner Grundschule am Fürholzer Weg längst fertig sein. Dort herrscht jedoch großes Chaos - denn einige Unternehmen kommen ihren Pflichten nicht nach.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Seit September ist die neue Grundschule am Fürholzer Weg in Betrieb, bis Ende April sollten ausstehende "Restleistungen" abgewickelt werden, und dann - so die Hoffnung - sollte der Neubau endlich fertiggestellt sein. In der jüngsten Sitzung des Grundschulausschusses wurde aber deutlich, dass immer noch mehr als befürchtet zu tun ist: Von den zuletzt aufgelisteten 654 Mängeln sind erst 67 Prozent behoben. Sieben Abnahmen stehen noch aus, weil die Firmen "die Leistung nicht erbracht" haben oder inzwischen insolvent sind, wie Bauleiter Amsal Ibrahimpasice erklärte.

Zwei Firmen haben unlängst ihre Kündigung bekommen und wurden ersetzt. Die noch fälligen Arbeiten sollen jetzt größtenteils in den Sommerferien erledigt werden. Allerdings äußerten mehrere Ausschussmitglieder erheblich Zweifel, dass das gelingen wird, zumal in den Ferien viele Handwerksbetriebe in den Urlaub gehen.

Schlampig verputzte Fassaden, überquellende Abfallcontainer

Zur Skepsis mag auch das Bild beigetragen haben, das sich den Gemeinderäten bei einer Ortsbegehung geboten hatte: zwei schlampig verputzte Fassaden, übervolle Container, herumliegende Holzpaletten, Bauzäune. Nach wie vor gibt es Probleme mit der automatischen Steuerung der Eingangstür sowie Mängeln im Trockenbau und am Beton. "Es ist immer noch eine große Baustelle", resümierte Norbert Manhart (Grüne), und Markus Funke (FDP) schimpfte: "Es schaut aus wie Kraut und Rüben." Man habe das Gefühl, dass seit einem dreiviertel Jahr "nix passiert" sei. "Es ist schon was passiert", meinte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), "aber es ist unbefriedigend."

Allerdings reicht dem Rathauschef die Ankündigung nicht, dass "in den Schulferien" alles erledigt wird: "Das ist zu vage", fand er: "Ende August sollte alles gemacht sein." Harald Prinz (Bürger für Neufahrn) forderte deshalb einen detaillierten Zeitplan für das weitere Vorgehen. Es gebe "tagesgenaue Terminpläne", versicherte Architekt Alexander Vohl, aber wenn die Firmen nicht mitspielen, komme man dagegen nicht an.

Den Firmen jetzt "die Daumenschrauben anlegen"

Der Architekt, der sich in der Vergangenheit teils heftiger Kritik ausgesetzt sah, zeigte Verständnis für die Klagen des Ausschusses, versicherte aber: "Wir sind genauso Opfer wie Sie." Schließlich habe man "nur begrenzt Einfluss auf das Benehmen der Firmen." Diese würden sich "zunehmend destruktiv" verhalten. Die Gemeinde habe unter der grundsätzlich schwierigen Situation in der Baubranche zu leiden, erklärte Vohl weiter: Wegen des Baubooms haben alle volle Auftragsbücher, "keiner muss sich mehr um was bemühen", und gute Firmen würden sich an öffentlichen Ausschreibungen oft gar nicht mehr beteiligen. Immer weniger sei "handwerkliches Ethos" zu spüren, "das Mindeste ist nicht mehr zu erwarten", und "die Firmen erpressen uns und spielen mit dem Konkurs". Insgesamt sei es eine wirklich deprimierende Situation, zog der Architekt ein Fazit: "Ich verstehe Sie total", sagte er zu den Gemeinderäten. Zugleich versprach er: "Wir werden nicht nachlassen, bis alles fertig ist." Der Bauleiter sagte ebenfalls zu, dass er "bis zuletzt kämpfen" werde.

Man müsse den Firmen jetzt "die Daumenschrauben anlegen", fand Burghard Rübenthal (CSU). Holger Seidel vom Projektsteuerungsbüro "Drees & Sommer" machte allerdings deutlich, dass den öffentlichen Auftraggebern nur allzu oft die Hände gebunden seien und es nicht so leicht sei, sich von Firmen zu trennen. So müsse man sich zum Beispiel mit Vergabekammern abstimmen, wenn man keine Fördermittel riskieren wolle. "Wir versuchen immer das Optimum für die Gemeinde rauszuholen", erklärte er, und da müsse man immer wieder zwischen wirtschaftlichen und terminlichen Überlegungen abwägen.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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